Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Gigantisch ist bei weitem untertrieben

„Wiltener Sängerknaben“ und „Academia Jacobus Stainer“ sangen und spielten in der Stamser Stiftsbasilika

Einmal mehr zeigte sich am vorletzten Sonntag das Zisterzienserstift Stams als das Zentrum für sakrale Musik im Tiroler Oberland. In der dortigen barocken Stiftsbasilika gastierten mit den „Wiltener Sängerknaben“ und dem Barockorchester „Academia Jacobus Stainer“ zwei exzellente Aushängeschilder der heimischen Musiklandschaft. Beide Ensembles präsentierten auf imposante Weise das Sakralwerk „Marienvesper“ des italienischen Komponisten Claudio Antonio Monteverdi.
20. August 2024 | von Ewald Krismer
Gigantisch ist bei weitem untertrieben
Im Mönchs-Chor vor dem frühbarocken Lebensbaumaltar die „Wiltener Sängerknaben“ und das Barockorchester „Academia Jacobus Stainer“ mit der „Marienvesper“ des italienischen Komponisten Claudio Antonio Monteverdi.

Gegründet wurde der Knabenchor im 13. Jahrhundert. Eine Stiftsschule, in der wohl auch Musik und Gesang unterrichtet worden sein dürften, gab es im 1128 gegründeten Prämonstratenserstift Wilten schon 1235. Seit Jahrhunderten währt nun die Tradition der „Wiltener Sängerknaben“ und wurde lediglich durch Kriegswirren unterbrochen – zum letzten Mal während des Zweiten Weltkrieges. Danach wurde der Chor neu gegründet. Seit 1991 leitet Johannes Stecher den Knabenchor. Stecher war es auch, der das nach dem Absamer Geigenbauer Jakob Stainer (1619–1683) benannte Barockorchester „Academia Jacobus Stainer“ ins Leben gerufen hat. Beide Klangkörper werden von ihm dirigiert. Die „Wiltener Sängerknaben“ konzertieren auch über Tirols Grenzen hinaus. So führten sie Konzerte unter anderem bis nach China, Japan, Israel, Dänemark, Frankreich, Italien, in die Schweiz und in die Niederlande.

KOMPONIST UND WERK. Die „Marienvesper“ ist ein Sakralwerk von Claudio Monteverdi (1567–1643), das er einst Papst Paul V. (Camillo Borghese 1552-1621, von 1605 bis 1621 Oberhaupt der katholischen Kirche) gewidmet hat. Die Komposition umfasst ein Invitatorium, fünf Psalmen, einen Hymnus und ein Magnificat. Dass sowohl Gesang als auch die Instrumentierung ein unvergessliches Hörerlebnis ergaben, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden. Es war ein perfektes Zusammenspiel von Gesamtchor, Solisten und Orchester unter meisterhafter Führung des
Dirigenten.

ZENTRUM SAKRALER MUSIK. Dass die Stiftskirche von Stams – und ab und zu auch der Bernardisaal – bestens geeignet sind für Konzertierungen kirchlicher Musik, ist längst bekannt. Das zeigt auch immer wieder das rege Interesse daran. So war das Gotteshaus auch diesmal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch Zisterzienserabt German Erd ließ sich das Konzert nicht entgehen, ebenso seine beiden Amtsbrüder Abt Emeritus Raimund Schreier und Abt Leopold Baumberger von den Prämonstratenser-Chorherren von Stift Wilten – der Heimat der „Wiltener Sänger-
knaben“.

VON FRÜHER. Und wenn man namhaften Historikern Glauben schenkt, soll es Kaiser Maximilian I. gewesen sein, der Singknaben aus dem Stift Wilten mit nach Wien genommen hat, um dort am Hofe nicht auf den Gesang der wunderschönen Knabenstimmen verzichten zu müssen. So wurde der Grundstein für die „Wiener Sängerknaben“ gelegt – auch wenn das die Wiener vermutlich nicht allzu gerne hören wollen.
Gigantisch ist bei weitem untertrieben
Dirigiert wurden beide Ensembles von Johannes Stecher, der seit 1991 die Sängerknaben leitet und das Barockorchester ins Leben gerufen hat.
Gigantisch ist bei weitem untertrieben
Machten ihren „Wiltener Sängerknaben“ ihre Aufwartung: die beiden Prämonstratenserbrüder Abt Emeritus Raimund Schreier und der gegenwärtige Abt Leopold Baumberger (r.).

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