Von Friederike Hirsch
Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Saal, als Gilbert mit seiner Band die Bühne betrat. In Doppelmoderation mit Tamara Scheiber, die charmant durch das Programm führte, präsentierte der Sänger Gilbert sein neues Album „Ban ins dinnan in Tol“. Ein Album durchgängig gesungen im Ötztaler Dialekt. Der Umhauser Gilbert Soukopf macht seit Jahrzehnten Musik. Seine deutsch getexteten und gesungenen Songs zählen im gesamten deutschen Sprachraum zum beliebten Repertoire zahlreicher Radiostationen. Ein kommerziell erfolgreicher Künstler, der zwischen Deutsch-Pop und Schlager wandert. Mit dem neuen Album geht er andere, spannende Wege. Er singt nun im immateriellen Kulturerbe, einem Dialekt, der von gerade einmal 22.000 Menschen gesprochen wird. Er ist zwar nicht der einzige Künstler im Tal, der sich dem Ötztaler Dialekt verschrieben hat, und dennoch ist es ein Album, welches seinem „Markt“ so gar nicht entspricht. „Der Markt war mir bei dem Ganzen wurscht“, sagt Gilbert. Entstanden ist ein Album zum Hören, Spüren und Erkennen. Eine sehr persönliche Liebeserklärung an sein Tal. Ein handwerklich und vom Können aller Beteiligten ausgezeichnetes musikalisches Projekt. Beginnend beim Songschreiben, über die hervorragenden Musiker und dem Produzenten Ralf Metzler. Die Songs sind so ehrlich und authentisch, wie der Ötztaler Dialekt selbst. Gilbert meint dazu: „Es war unglaublich und für mich die sicher spannendste musikalische Reise, die ich bisher gemacht habe. Ich schöpfte aus einer Fülle von Erinnerungen erlebter Geschichten voller Glück, Harmonie und Liebe. Es war und ist einfach nur in jeder Hinsicht ehrlich!“
DAS KONZERT. Gilbert ist heute knapp über 60 Jahre alt. Seine Erinnerungen an das Ötztal teilt er mit seiner Generation. Für das jüngere Publikum mag es etwas schwieriger gewesen zu sein, den Flair der „alten“ Zeit nachzuvollziehen. Singt er doch über den Oetzer Markt, als wir noch samstags Unterricht und extra für den Markt früher Schule aus hatten. Einem Markt, wo so mancher von uns zum ersten Mal das eigene Taschengeld ausgeben durfte. Er singt von der „Taverne“ in Oetz und von den „wilden“ Jahren. Dennoch schafft er es, die Atmosphäre durch die Musikarrangements aufleben zu lassen. Im Foxrythmus geht es dabei durch den Ötztaler Dialekt, 80er Jahre Gitarren führen uns direkt aus der „Taverne“ ins Hier und Jetzt. Austropop und poppige Volksmusikklänge begleiten Gilbert und uns durch die persönliche Zeitreise. Co-Moderatorin Tamara Scheiber steuerte im feinsten Ötztaler Dialekt die Sicht und Eindrücke der jüngeren Generation bei. Die Bühnenpräsenz des Umhausers Gilbert ist ungebrochen und selbst in den leisesten Tönen ist er ein Entertainer, der weder pompöse Lichteffekte noch eine pompöse Bühne braucht, um in den Bann zu ziehen. Man muss nicht alles verstehen, denn Dialekt ist etwas ganz Persönliches. Es ist die erste Sprache, die wir lernen, die Sprache in der wir am besten Gefühle ausdrücken können. Gilbert ist es gelungen, dass auch Nicht-Ötztaler das Gefühl hinter den Texten erkennen. Mag der eine oder andere Gilbert-Blick auf sein Ötztal auch manchmal heimatromantisch sein, so ist das Album dennoch ein frischer Blick auf das immaterielle Kulturerbe und eine Liebeserklärung an das Ötztal. „Ban ins dinnan in Tol“ sind persönliche 14 Songs, die sich in eine Reihe mutiger Lieder der österreichischen Mundart-Sänger, nahtlos einreihen. Die 260 Konzertbesucher, zum größten Teil Ötztalerinnen und Ötztaler, waren begeistert und Blicken schon jetzt auf die nächsten Konzerttermine, wenn Gilbert wieder zur Zeitreise im Dialekt einlädt.
Mal laut, mal leise, aber immer mit viel Emotion und Herzblut, so stellte Gilbert sein neues Album im Ötztaler Dialekt vor. Eine spannende Zeitreise durch „sein“ Tal. RS-Foto: Hirsch
Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Saal im Kurzentrum Umhausen. 260 Konzertbesucher waren begeistert, als Gilbert sein neues Album im Dialekt präsentierte. RS-Foto: Hirsch