Auch wenn der öffentliche Raum und Sakralräume das Kunststraßenspektrum erweitern, im Mittelpunkt standen seit jeher temporäre Ausstellungsräume unter Einbeziehung der Imster Galerien. Bei über 100 vertretenen Künstlern ist es im Rahmen eines Artikels nicht möglich, ein umfassendes Bild zu geben, es muss daher eine Auswahl getroffen werden. Die RUNDSCHAU hat auf die nun folgenden Beispiele zurückgegriffen.
Von Peter Bundschuh
Dass die Imster Fåsnåcht auch auf Kunstschaffende inspirierend wirkt, liegt bei der Faszination des Treibens beinahe auf der Hand. Über den überlieferten Ritus in konkreter Darstellung hinaus dient die Larve aber auch zur Alltagsbewältigung. Wir begegnen dem maskierten Gegenüber und das meist in eigener Verkleidung. Maskenbilder von Katja Duftner, Fåsnåchtshaus. Im Kunstraum Kramergasse 11 stellen Susanne Kircher-Liner, Maria Köfler, Sheida Samyi und Katharina Schmidinger aus. Gut gelingt bei der Bespielung dieses Raumes die vielfältige Ideen- und Materialkomposition. Farbig, „fetzig“ gibt sich Oliver Feistmantl mit Lieblingsthemen Frau, Liebe, Friede und Fische im Kunstraum Flürhaus.
Beachtlich ist mit Gerald K. Nitsche, Angelika Polak-Pollhammer, Wolfgang Rieder, Annita Romano und Christian G. Spiss nicht nur das zahlenmäßige Künstleraufgebot im Kunstraum Schustergasse, sondern auch die bunte Vielfalt der Exponate. Was bei der Installation der Wortraumkünstlerin Angelika Polak-Pollhammer im ersten Moment als gefällige Dekoration anmuten mag, entpuppt sich als Träume im Kreuzstich, die durchaus das Potential in sich tragen, zum Lebensalbtraum einer Frau zu werden. Die Aussteuertruhe enthält Haushaltsgegenstände, vorwiegend Textilien, oft bis hin zum Leichenhemd. Nun wird es leicht, sich vorzustellen, was in diesen Stoffen an Hoffnungen und Erwartungen bis hin zum Ende hineingearbeitet ist. Ob sie sich erfüllen, bleibt für die junge Braut allerdings fragwürdig – Enttäuschung nicht unwahrscheinlich.
Unter anderen Lokalitäten gehören der Kunstraum in der Pfarrgasse 7, besser bekannt unter ehemaligem „Ubuntu“, der kleine Stadtsaal und die Arbeiterkammer zu den langjährig bewährten Locations der Imster Kunststraße. Auch da in jeder dieser „Kurzzeit Galerien“ jeweils vier Künstler vertreten sind, dürfen sie sich über recht reges Besucherinteresse freuen. Im „Ex-Ubuntu“ stellen Petra Höcker, Ype Limburg, Hannes Metnitzer und Helga Madera in ihrer farbigen Abstraktheit aus. Der kleine Stadtsaal „gehört“ derzeit Elke Krismer, Stefanie Salzburger, Martina Stapf und Barbara Stillebacher-Heltschl. Letztere nähert sich dem textilen Thema mittels einer Installation, welche die verdeckte chemische Verschmutzung unserer Bekleidung offenlegt. Auch in den Räumlichkeiten der Imster Arbeiterkammer dominiert abgesehen von Anton Amort das weibliche Geschlecht mit Barbara Fuchs, Christine Schneider und Marika Wille-Jais. Das Haut-Stoff-Zwischenspiel kommt in Werken wie „Die fast nackte Prinzessin“ von Christine Schneider oder „Entkleidet“ in einer genäht, geklebt, gemalt Mischtechnik von Marika Wille-Jais zum Ausdruck.
Der Bedeutung des Künstlers entsprechen die großzügigen Räumlichkeiten im Mungenasthaus (Kunstraum am Stadtplatz 12) zu einer Stimpfl-Ausstellung, die aus Arbeiten einer Privatsammlung zusammengestellt ist. Anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie zum 90. Geburtstag des 2010 verstorbenen Malers schrieb die RUNDSCHAU damals, was heute noch gilt: Den Maler August Stimpfl einen der größten Söhne der Stadt Imst zu nennen, ist nicht pathetisch, sondern entspricht schlicht der Wahrheit. Stimpfl hätte sich wohl die ganze Welt zum Zuhause machen können, blieb aber zeitlebens dem Tiroler Oberland treu: „Ich wollte nie woanders als in Imst leben.“
Nach Ansicht des Verfassers verdienen die drei Ausgaben des den Event begleitenden „Kunst-Straßen-Magazins“ besondere Anerkennung. Handelte es sich bei dem die beiden vergangenen Kunststraßen begleitenden gut strukturierten Druckwerk um einen durchaus hilfreichen Kunstkatalog im herkömmlichen Sinne, ist das Magazin auf eine breitere und ganzheitlich ausgerichtete Basis nach inhaltlich, gestalterisch und technisch professionellem Magazin-Muster gestellt. Der angewendete Stil verbindet Künstler-Kurzportraits mit dem gesamten „Drumherum“ der Kunststraße und beachtet gemäß dem Event-Motto Imst als historische Textilstadt. Alles in allem präsentiert sich das „Kunst-Straßen-Magazin“ als durchaus zitierwürdiges Medium zur heimischen Kunstszene.