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Imster Hörmann-Galerie: Künstler unter sich

Peter Assmann im Gespräch mit Maurizio Bonato

Vergangenen Donnerstag traten zwei an der Universität Innsbruck promovierte Kunstgeschichtler und Künstler in einen spannenden Dialog, der einiges an Hintergrundwissen zu den ausgestellten Bildern von Maurizio Bonato vermittelte. Im Zentrum standen die von Bonato kreierten Geschichten in seinen Bildern sowie seine Herangehensweise an seine künstlerische Arbeit
14. Juni 2021 | von Von Friederike Bundschuh
Imster Hörmann-Galerie: Künstler unter sich
Künstler im Dialog in der Imster Hörmann-Galerie: Dr. Peter Assmann, Kunsthistoriker, bildender Künstler und Schriftsteller, Maurizio Bonato, Kunsthistoriker und ausstellender Künstler mit Bürgermeister Stefan Weirather (v.l.) RS-Foto: Bundschuh
Von Friederike Bundschuh

„Es soll wirklich ein Dialog sein, also bitte keine Fragen mit nach Hause nehmen, sondern in diesem Rahmen stellen, damit wir ins Gespräch kommen“, eröffnete Dr. Peter Assmann die gut besuchte Veranstaltung. Und weiter: „Kunst vertieft sich durch ein Gespräch, gerade das Werk von Maurizio Bonato trägt so viel in sich, dass wir ganz unterschiedliche Perspektiven wechselseitig ergänzen können.“ Der in Zams gebürtige Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte an der Universität Innsbruck und ist als bildender Künstler und Schriftsteller tätig. 

FRAGEN AN MAURIZIO BONATO. Thematisiert wurden viele Facetten des in der Ausstellung „Brau mir den Zauber, in dem die Grenzen sich lösen“ präsentierten Werkes des in Ala im Trentino geborenen Künstlers, der in Innsbruck lebt. Verflochten wurde der Zugang zu seinen Werken über die Literatur von Rainer Maria Rilke mit seiner außergewöhnlichen Technik, der Farbgestaltung und dem direkten Bezug zu Alltäglichem. Denn Bonato setzt in seinen Werken Eindrücke um, seien es Gelesene, Gesehene oder Gefühlte. Dazu verwendet er neben Graphit, Wasserfarben, weichen Ölkreide-Stiften auch Farbpigmente mit Dispersionsbinder, die Motive bringt er auf durchscheinende Folie, genannt Folarex, auf. Besonders wichtig ist ihm die Trennung von Strich und Farbe im Malduktus, darüber hinaus muss die Bildkomposition aus mehreren Teilen sein und die Summe der Teile soll die Aussage des Bildes suggerieren.

DIE ROLLE DER PHANTASIE. Assmann zitiert im Zusammenhang mit Bonatos Werk Alfred Kubin: „Auf dem Grunde der Dinge ist alles Phantasie.“ Er bezieht sich damit auf die Einbildung, also den „bewussten Prozess des sich ein Bild machens“. Denn für Assmann bedeutet das Betrachten von Bonatos Werk ein immer wieder Innehalten, ein „sich Neuorientieren, Neuverbinden und Bildwelten mit einem neu gewonnenen Augenpaar erneut durchstreifen“. Maurizio Bonato: „Meine Bilder sind eine Zumutung. Ich mute den Betrachterinnen und Betrachtern zu, dass sie phantasieren können, ausgehend von kleinen narrativen Andeutungen. Es gibt Situationen, in denen man fühlt ‚das ist jetzt ein magischer Moment‘, in denen man etwas spürt, das nicht in Worte gefasst werden kann. Wir leben in einer sehr nüchternen, wissenschaftlichen Zeit und ich hätte gerne, dass ein Gleichgewicht zwischen dieser rationalisierten Welt und dem, was wir nicht kennen oder bestimmen können, besteht.“

EIN WERK ENTSTEHT.Am Beispiel des Werkes „Die großen Skeptiker“ kann das Publikum die einzelnen Entstehungsphasen nachvollziehen. Zunächst die große Fläche Folarex, es wird eine kräftig deckende Farbschicht draufgesetzt, hier in Gelb, trotzdem können aquarellistische Tropfeffekte erzielt werden, dann wird auf der Folie gezeichnet mit Graphit und weichen Ölkreide-Stiften. Assmann über den Bildcharakter: „Die Bilder entwickeln sich, je länger ich hingeschaut habe, desto mehr hatte ich den Eindruck, als ob die Bilder sich hin zum Betrachter bewegen. Der direkte Kommunikationsaspekt mit mir als Betrachter, der die Impulse im Kopf mittels Phantasie weiterverarbeitet.“ Und setzt mit der Frage an Bonato fort: „Wieviel liest du so am Tag?“ Maurizio schmunzelt: „Ich lese oft Asterix. Es gibt Phasen, in denen ich wahnsinnig viel lese, und dann muss ich sozusagen ,verdauen‘, was ich gelesen habe und dazu nehme ich Asterix. Für mich ist die Hauptquelle meiner Werke die Lektüre.“ Denn Maurizio Bonato malt was er liest, hier schließt sich der Kreis zur Phantasie.

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