Die Gemeinde und die Pfarrkirche Oetz sind um ein kleines, aber bedeutendes Kunstwerk reicher. Das Studienbild zum Deckenfresko über der Empore des Kirchenmalers Heinrich Kluibenschedl hat seinen Platz in der Pfarrkirche Oetz gefunden. Zahlreiche Gäste waren gekommen, um bei der Präsentation und der Segnung des Studienbilds dabei zu sein.
Manchmal braucht es nur ein gutes Auge, Hingabe für die kleinen Kulturschätze und ein bisschen Glück. Letztes Jahr hatte Christian Nösig, Obmann des Turmmuseums-Vereins Oetz, genau das. Wie jedes Jahr schlenderte er durch die Euro-Antik-Messe in Innsbruck, als ihm plötzlich ein Gemälde auffiel. „Das kommt mir sehr bekannt vor,“ dachte Christian Nösig und trat näher. Das mit Öl auf Leinwand gemalte Bild zeigte das Deckenfresko über der Empore der Pfarrkirche Oetz. Allem Anschein nach handelte es sich um das Studienbild zu eben diesem Deckenfresko des Kirchenmalers Heinrich Kluibenschedl. Herta Arnold, Kunsthistorikerin und ehemalige Referentin für den Tiroler Kunstkataster und das Museumswesen in der Abteilung Kultur im Amt der Tiroler Landesregierung, besuchte just zu diesem Zeitpunkt die Messe. Christian Nösig und Herta Arnold nahmen das Bild genauer in Augenschein und waren sich ziemlich sicher, dass es sich hierbei um das Original-Studienbild handeln müsse. Anhand von Fotos bestätigte das Denkmalamt die Echtheit und für Christian Nösig war klar: „Dieses Bild muss seinen Platz in der Pfarrkirche in Oetz finden.“ Die Landesgedächtnisstiftung und die Sparkasse Imst Privatstiftung mussten nicht lange überzeugt werden und finanzierten den Ankauf und die Reinigung.
Das Ölgemälde diente 1890 als Art Entwurf zur Deckenmalerei. Der Rietzer Kirchenmaler Heinrich Kluibenschedl malte es, sozusagen als Skizze, um den Auftrag für die Deckenfresken anlässlich der Renovierung 1890/91 zu erhalten. Bemerkenswert dabei ist, dass sich die wichtigsten kirchlichen und weltlichen Personen jener Zeit aus Oetz abbilden ließen. Somit ist es daher nicht nur ein kirchliches Kunstwerk, welches die Kirchenpatronen heiliger Georg und Nikolaus darstellt, sondern zugleich ein historisches Dokument in Form eines Bildes. Herwig van Staa meinte anlässlich der Präsentation: „Für die Landesgedächtnisstiftung ist das Studienbild zwar eine kleine Anschaffung, aber eine bedeutende. Es zeigt in bemerkenswerter Weise, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich für die Kultur in unserem Land einsetzten.“ Es seien Mosaiksteine, wie das Studienbild, die das Kulturbewusstsein in Tirol ausdrücken. Nach der Segnung des Bildes durch Pfarrer Krzystof Kaminski sagte Christian Nösig, nicht ganz ohne Stolz: „Dieses Bild, fachmännisch gereinigt, gefestigt und gerahmt, hat nun seinen Platz in der Pfarrkirche. Es ist eine wunderschöne Ergänzung zum Deckengemälde oberhalb der Empore.“