Bald nach der Gründung schlossen sich Schnitzer aus Venetien, dem Trentino und der Lombardei an. Auch Larvenschnitzer aus Slowenien und Ungarn traten dem „Consorzio Mascherai Alpini“ bei. Im Laufe der Zeit dehnte sich die Schnitzervereinigung bis nach Imst aus. Seit 2005 sind auch die Tiroler Holzschnitzer Mitglieder dieser Assoziation, die Beziehungen zu kulturellen Einrichtungen in Italien und Österreich sowie zu Forschern der Volkstraditionen unterhält. Die Gruppe trifft sich jährlich zu einem Symposium, das den Holzmasken gewidmet ist. Ein ganzes Wochenende lang zeigen die teilnehmenden Künstler in einer für jedermann zugänglichen Open-Air-Veranstaltung, wie sie ihre Larven schnitzen, tauschen sich untereinander aus und beantworten Fragen des interessierten Publikums. In den ersten Jahren fand das Treffen in Tarcento statt. Im Laufe der Zeit hat es sich aber zu einem „wandernden Rendezvous“ entwickelt, das alle wichtigen Orte erreicht, in denen diese alte Tradition noch lebendig ist. So fand das Symposium bereits 2008 und 2017 in Imst und 2019 in Fiss statt.
BUNTES PROGRAMM. Das letzte Symposium wurde am Platz vor der Kirche im Zentrum von Cerkno abgehalten. An den Werkbänken wurden den ganzen Tag über Larven geschnitzt. Gleichzeitig wurden die Fragen der zahlreichen Besucher – trotz aller Sprachbarrieren – beantwortet. Diese zollten den Künstlern großen Respekt und bewunderten ihre Werke. Die Tiroler Künstler tauschten sich auch wie gewohnt mit ihren Schnitzerkollegen aus anderen Regionen aus. An diesem Wochenende fand auch der Kirchtag in Cerkno statt, bei dem neben der Schnitzerei und regionalen Köstlichkeiten auch lokale handwerkliche Traditionen präsentiert wurden. Ein musikalisches Rahmenprogramm sorgte dafür, dass die Schnitzer auch am späten Abend noch auf dem Kirchplatz verweilten. Die Freunde aus Cerkno erwiesen sich als hervorragende Gastgeber und die Stimmung unter den Schnitzerfreunden war wie immer bis zum Schluss sehr gut. Benjamin Gabl zieht ein sehr persönliches Resümee: „Solche Zusammenkünfte vermitteln wieder einmal den Eindruck, wie wichtig und verbindend die DNA der Kulturlandschaft für unser menschliches Dasein ist und wie friedvoll sie auf uns wirken kann. Es würde der Gesellschaft guttun, mehr in diese Welt einzutauchen!“ Es besteht die Idee, eine Publikation über die Geschichte der Vereinigung, ihrer Symposien und der beteiligten Schnitzer und Schnitzerinnen herauszubringen – eine überaus lohnende Idee!
INTIME EINBLICKE. Auch das Rahmenprogramm in Cerkno kam nicht zu kurz. Die Schnitzer besuchten das sehenswerte örtliche Museum, in dem die traditionsreiche Fasnacht des Ortes, die „Laufarija Cerkno“, präsentiert wird. Einen noch „intimeren Blick“ auf die „Laufarija“ bekamen die Künstler bei einer sehr interessanten Führung im Fasnachtsarchiv. Es handelt sich um einen sehr archaischen Brauch, der für die Menschen in Cerkno geradezu identitätsstiftend ist. Wie bei uns ist auch für sie die Fasnacht ein fester Bestandteil ihres Lebens, der um nichts in der Welt wegzudenken ist.
Die zahlreichen Besucher zeigten sich beeindruckt von den Arbeiten der Schnitzer. Foto: Imster Fasnachtshaus
Die Schnitzer besuchten auch das sehenswerte Museum, in dem die traditionsreiche Fasnacht von Cerkno präsentiert wird. Foto: Imster Fasnachtshaus