Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Menschen nicht ins Abseits stellen

Demenz betrifft uns alle: Familie, Freunde oder Nachbarn

Bei dem Namen Constantini denken in Tirol die meisten sofort an den Fußballer, Sportler und Trainer Didi Constantini. Seine Tochter Johanna veröffentlichte 2020 ein sehr persönliches Buch über die Demenz-Diagnose ihres Vaters nach einem schweren Autounfall. Durch die Persönlichkeit Constantinis in der Öffentlichkeit machte die Familie diese Erkrankung bekannt, um Gerüchten und Vermutungen entgegen zu wirken, aber auch, um anderen beizustehen.
7. März 2023 | von Mel Burger
Menschen nicht ins Abseits stellen<br />
Johanna Constantini war sich bewusst, in ihrem Buch sehr viel Privates anzusprechen und hofft dadurch Menschen in derselben Situation zu erreichen und zu unterstützen. RS-Foto: Burger
Von Mel Burger

Mit ihrem Buch traf die junge Psychologin und Tochter der bekannten Fußballikone Didi Constantini, Johanna Constantini, den Nerv der Zeit. Gehören schreckliche Krankheiten wie Demenz zwar schon zum Alltag vieler dazu, so gelten sie noch immer als Tabuthema. Mit den Lesungen aus ihrem Buch „Abseits – aus der Sicht einer Tochter“, wie in Mötz, möchte Johanna Constantini noch mehr Menschen erreichen und stellt sich auch gern den meist sehr persönlichen Fragen ihrer Zuhörer. Direkt nach einer kurzen Begrüßung las sie vergangene Woche aus den ersten Seiten des Buches vor, auf denen sie direkt beschreibt, wie die Krankheit Demenz das Familienleben durcheinander brachte. Während eines Waldlaufes im heimischen Gebiet, Gedanken der stressigen Zeit sortierend, erreichte Johanna eine Nachricht der Mutter. Der Vater hatte einen Unfall, es sei zwar nicht viel passiert, aber er würde ins Krankenhaus gebracht werden. Während des durch Besorgnis geprägten Heimlaufes und der Fahrt zum Krankenhaus hörte sie im Radio von einem Geisterfahrerunfall auf der Brennerautobahn. Noch nichts ahnend, dass dies mit dem Unfall ihres Vaters zu tun haben könnte, traf sie im Klinikum auf ihre Mutter und ihren Vater, der aus einer Kopfwunde blutete, aber, wie es für ihn üblich war, lächelte und sagte, es wäre nicht so schlimm. Nach dem ersten Aufatmen, ihren Vater nur mit mittelschweren Blessuren angetroffen zu haben, wurde die Familie jedoch direkt mit der Tatsache geschockt, dass Didi Constantini der Geisterfahrer des Unfalles war und der Verdacht auf Demenz im Raum stand. Nicht zur Ruhe kommend aufgrund von Fragen der Presse sowie Bekannten und Freunden, entschloss sich die Familie, die traurige Wahrheit nicht zu verschweigen. Johanna Constantini beschreibt diese Zeit als Eiertanz zwischen dem was gesagt werden muss und dem was sich zu privat anfühlt. Als eine Bekannte ihr erklärte, sie könne nicht halboffen sein, wenn sie was bewegen möchte, fasste sie sich ein Herz und erzählte die Geschichte ihres Vaters, der niederschmetternden Diagnose und ihrer Familie. Neben der Ungewissheit über den Verlauf der Krankheit, erzählt sie von gemeinsamen Erlebnissen, Höhepunkten der Karriere aber auch von der schönen Seite der Krankheit, dem Zusammenrücken und dem besseren Wahrnehmen kostbarer Momente. Ihre Bitte lautet: „Stellt diese Menschen nicht ins Abseits, sondern lasst sie am Spielfeld des Lebens teilhaben“. 

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