„I don’t believe in humans“ – ein verrosteter Außerirdischer von Bernhard Witsch, umgeben von bunten Farbkompositionen aus „dem Pinsel“ von Urban Sterzinger, empfängt die zahlreichen Besucher, begleitet von passenden Klängen des Ambientkünstlers Harry Triendl. Eine kunstvolle Präsentation neuer und bisher im Verborgenen gebliebener Arbeiten, zu der Eva-Maria Huter sehr herzlich willkommen hieß.
ALLES HAT SEINE ZEIT. Diese alttestamentarische Erkenntnis bildet die Basis für die Laudatorin Alexandra Rangger auf ihrem kunstvoll in Worte gefassten Weg durch diese Grenzen überschreitende Schau. „Diese scheinbar einfache Weisheit birgt eine tiefe Wahrheit, die sowohl das Leben als auch die Werke dieser Ausstellung durchdringt. Denn jedes Kunstwerk, jede Idee, jede Inspiration braucht ihren eigenen Moment. Eine Phase des Entstehens, des Reifens und schließlich des Offenbarens. Es ist, als ob die Materialien und Motive, mit denen Künstler arbeiten, ihren eigenen Rhythmus haben und selbst bestimmen, wann sie bereit sind, ihre Geschichte zu erzählen. Es ist daher weniger dem Zufall als vielmehr der Bestimmung zuzuschreiben, wenn Bernhard in einem Stück Metall eine Vision für ein Kunstwerk erblickt oder Urban Pinsel und Farbe wählt, um präzise Formen zu kombinieren und den Farben ihre unterschiedlichen Nuancen zu verleihen. Dies verdeutlicht besonders Bernhards Alien, der uns erklärt, dass er nicht mehr an die Menschheit glaubt. Dieses Kunstwerk konfrontiert uns mit der Frage, wie wir in einer Zeit des Wandels agieren. In einer Zeit, in der alte Gewissheiten aufbrechen und neue Perspektiven gefragt sind.“ Rangger stuft „New & Unshown“ nicht nur als eine Präsentation von Kunstwerken ein, sondern sieht darin die Einladung, den Wandel zu reflektieren, das Neue zu entdecken und sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen.
BERNHARD WITSCH. Bernhard Witsch alias „Rostbaron“ bearbeitet Stahlblech in aufwendigen Vorgängen und zeigt eine Mischung aus spürbarer Leichtigkeit und sichtbarer Präzision. Rangger: „Seine Arbeiten sind lebendige Zeugen von Veränderung und Transformation. Sie vereinen komplexe Bearbeitungstechniken vom verbindenden Akt des Schweißens bis zum trennenden Eingriff des Plasmaschneidens. Während er Metall durch geplante Konstruktion Formen verleiht, beherrscht er es. Indem er es dem Vorgang des Rostens zuführt, gibt er es frei und erlaubt, dass sich sein Werk einer Entwicklung unterwirft, die er nicht mehr kontrolliert. Dieses Loslassen verkörpert ein bewusstes Zugeständnis an den kreativen Prozess. Als Meister der Metallkunst vereint Bernhard die rohe Kraft des Materials mit einer lebendigen künstlerischen Vision. Er erhebt den Rost, der gewöhnlich als Zeichen des Verfalls gilt, zu einem Medium der Schöpfung. Seine Werke erzählen Geschichten, die zum Nachdenken, zum Schmunzeln und kritischen Betrachten anregen.“
URBAN STERZINGER. Urban Sterzinger setzt seit seiner Kindheit alles, was ihn beschäftigt, in Bildern um. „Künstlerisches Tun ist für mich ein elementares Erleben meiner Person und Reflexion meines Selbst im unmittelbaren Umfeld“, so Sterzinger über sich. Seine Werke bestechen durch dynamisch harmonische Formen und lebendige Farben. Rangger: „Die Bilder erfassen flüchtige Momente, die zunächst in einem Eindruck der Verdichtung still zu stehen scheinen, nur um bei näherer Betrachtung wieder eine gewisse Art von Bewegung aufzunehmen. Urban erzeugt mit seinen Werken eine Resonanz bei den Betrachtern. Er beschreibt seine künstlerische Intention als ein Spiel mit den drei „Fs“: Farbe, Form und Fläche. Damit geht er weit über das rein Visuelle hinaus. In seinen Kompositionen strebt er nicht nur nach ästhetischer Harmonie, sondern zielt darauf ab, einen inneren Klang zu erzeugen und eine emotionale Seite in den Menschen zum Schwingen zu bringen. Dieser innere Klang mag harmonisch oder spannungsvoll sein. Die vom Künstler initiierte Bestimmung ist jedoch unmissverständlich: Stets Bedeutung und Tiefe zu verleihen.“ Eine spannende Ausstellung, die Geschichten erzählt, Horizonte erweitert und zu gedanklichen Experimenten einlädt.
Bernhard Witsch mit seinem „Diskus“. RS-Foto: Bundschuh
Laudatorin Alexandra Rangger sieht in „New & Unshown“ die Einladung, den Wandel zu reflektieren, das Neue zu entdecken und sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen. RS-Foto: Bundschuh