Wieder einmal waren mutige Poeten eingeladen, mit selbstverfassten Texten bei dem Dichterwettbewerb an den Start zu gehen. Es war ein interessanter Abend voller Geschichten, die das Leben schreibt, launig-spannend präsentiert von „Papa Slam“ und vom zahlreich erschienenen Publikum hoch geschätzt.
Von Friederike Bundschuh
Dieses Mal traten sechs Dichter beim Vortragswettstreit am Halloween-Abend gegeneinander an, die Buchhandlung „Wiederlesen“ platzte sprichwörtlich aus allen Nähten. Würde Slam mit einer Sportart verglichen, käme wohl nur Speedklettern in Frage. Denn Slam ist schnell, verlangt nach Kunstgriffen und wird beinhart nach Punkten bewertet – eben Hardcore-Lyrik des 21. Jahrhunderts. Der Auftritt darf maximal fünf Minuten dauern, schauspielerische Elemente und Selbstdarstellung zur Unterstützung der Performance sind durchaus willkommen. Maskierungen sind üblicherweise nicht gestattet, ausgenommen an Halloween oder wenn der Poet von vornherein voll schräg gestylt zur Veranstaltung erscheint. „Verkleidungen sind heute erlaubt, also wenn jemand noch schnell einen Kürbis aufsetzen möchte, wäre das möglich“, so Moderator Markus Köhle. „Erfunden“ wurde Poetry Slam in den 1980er Jahren in Chicago. Mittlerweile bildet der deutschsprachige Raum die weltweit zweitgrößte Slam-Community. Als Stilmittel sind Wortwitz und Reim typisch für die Slam-Szene.
Der Slam-Abend thematisierte das Leben in unterschiedlichen Facetten: Die vorlesende Oma, die sich in politisch-märchenhaften Interpretationen verliert, „lebenspraktische“ Überlegungen von Fluggästen und schwerhörigen Flugbegleitern, lodernde Liebe unter bestimmten Umständen, Matheprobleme, Bibliotheken oder die Suche nach einem Texttitel. Markus Köhle stimmte in witzig-ekstatischer Weise das Publikum auf die Präsentationen ein und dann eröffnete die Tiroler Meisterin Roswitha Matt den Abend als vorlesende Oma, die ihrer Enkelin JasminaSerafinaPetrocinellaBlunadiLuna „lebensnah-märchenhaftes“ zum Einschlafen mitgibt, gefolgt von „Kaitl“ mit ihrem Beitrag „I mog Di“ und Martin Fritz mit seinem Bibliothekstext „Wer kennt es nicht“. Weiter ging es mit dem Beitrag der Österreichischen Slam-Meisterin Johanna Kröll alias „HierkönntemeinNamestehen“ über „Grenzerfahrungen mit Leben und Tod im Flugzeug“, Belinda sprach über ihr „Matheproblem“ und Nini Zangerle als „Dame des Hauses“ schloss mit der Suche nach einem Titel für ihren jugendfreien Biotext „Bussi Baby“. Ein gelungener Dichterwettbewerb im „Wiederlesen“, den Roswitha Matt für sich entscheiden konnte. Ein Abend, der allen ein fröhliches Lächeln ins Gesicht zauberte und viel Inspiration für künftige „Slammer“ bot.