Von Agnes Dorn
Zu einem so divergenten Thema wie der Transparenz machte es durchaus Sinn, dass Obfrau Eva-Maria Huter – anstelle auf einzelne Kunstwerke der Ausstellung einzugehen – bei ihrer Laudatio zur Vernissage einen Streifzug durch die Geschichte wagte. Von der Transparenz, die der griechische Halbgott Prometheus bei der Erschaffung des Menschen vergessen hatte, ihm in die Seele zu pflanzen, über die christliche Theologie eines Thomas von Aquin, der die Seelen der Seligen als durchsichtig beschreibt, bis zur Aufklärung eines Jean-Jacques Rousseaus, der gleich die ganze Gesellschaft und ihre Subjekte transparent wissen möchte. „Wo stehen wir heute? Welche Auswirkungen haben soziale Medien, Smartphones auf uns, die demokratische Kultur – big brother is watching us – wir alle werden zunehmend eine gläserne Online-Community. Auf der anderen Seite findet Verdichtung in vielen Bereichen statt, unter anderem bei Gewalt in all ihren Facetten“, geht Huter auf die Tendenz zur Selbstoptimierung in der medialen Scheinwelt ein.
SEIN UND SCHEIN. Eines der Werke im Kunst-Werk-Raum, das sich der Problematik von Durchsichtigkeit und Schein widmet, ist die Skulptur der Architektin Petra Dorner: Ein blank polierter Gipskörper, dessen runde Form – M.C. Escher mäßig um sich selbst windend – in seiner Mitte ein Loch aufweist, durch das der Betrachter hindurchblicken kann. „In unserer heutigen Zeit ist alles in Veränderung. Das Innere wechselt nach außen, links wird zu rechts, oben zu unten. Aber die Mitte täuscht uns nicht vor der Wahrheit. In der Mitte liegt oft die Wahrheit“, versucht Dorner eine Balance der Gegensätze zu vermitteln. Dieser gesellschaftskritischen Analyse des transparenten Menschen steht in der Ausstellung im Mesnerhaus aber auch die rein ästhetische Interpretation des Begriffs gegenüber.
Petra Dorner zeigt mit ihrer Skulptur „Auge des Durchblicks“ gesellschaftskritische Aspekte der Transparenz auf. RS-Foto: Dorn