Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Vielseitig, bunt – und gesellschaftlich relevant

Das Endergebnis des Imster Projekts „Textile Kunst bewegt“ kann sich sehen lassen

Letzten Freitag fand die Vernissage des Projekts zum textilen Kunstgenuss in der Imster Innenstadt statt. Insgesamt 2500 Schritte umfasst der Rundweg und stolz zeigt sich Gottfried Mair vom Ökozentrum, der das Projekt ins Leben gerufen hat: „Die Leute haben nicht nur ihr Können reingesteckt, sondern auch ihr Herz.“
10. Mai 2021 | von Theresa Gorbach
Projekt-Initiator Gottfried Mair, sichtlich stolz neben Station 31 „Blühendes Kleid“ RS-Foto: Grüneis
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Von Theresa Gorbach

In Form eines Bürgerbeteiligungsmodells wurde die Verbindung zwischen Tradition und Moderne, Kunst und Handwerk, Experiment und Praxis künstlerisch aufgearbeitet. Die Vernissage eröffnete Gottfried Mair, indem er sich bei der Stadtgemeinde, dem Bürgermeister und ganz besonders bei den Mitwirkenden bedankte. Er vergleicht das Projekt mit einem E-Auto: Es braucht viel Energie und viele einzelne Bauteile, ohne die es nicht fährt. Die Projekt-Teilnehmer zeigen sich währenddessen genauso bunt wie die Kunst selbst: Privatpersonen jeden Alters, Schülerinnen und Schüler, viele Unternehmen wie auch das Pflegezentrum Gurgltal, die Lebenshilfe und das Jugendzentrum Imst. Im Hintergrund haben sogar bis zu 200 Leute mitgearbeitet, erzählt der Initiator der RUNDSCHAU, wobei Umsichtigkeit und Fairness dabei eine wichtige Rolle spielen würden.

AKTUELLE THEMEN. Eröffnet wurde die Vernissage am oberen Sparkassenplatz. Jugendliche von „AusbildungsFIT Tiroler Oberland“ haben hier acht Stationen zu hochaktuellen Themen gestaltet. Die erste Darbietung ist der Corona-Baum, geschmückt mit Masken und Viren-Figuren. Weiters wird die Beschleunigung durch die sozialen Medien thematisiert: „Das Spinnennetz symbolisiert, wie wir in den sozialen Medien gefangen sind, wie Beute in einem Spinnennetz“, trägt ein Schüler vor. In einer weiteren Station geht es darum, wie leichtfertig mit privaten Bildern in den sozialen Medien umgegangen wird. Darüber hinaus haben sich die Jugendlichen des Themas LGBTQ+ angenommen, dargestellt durch die dafür typische Regenbogenflagge. LGBTQ+ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer und weitere Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten – ein Thema, dem nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werde. Den Schülern ist es wichtig, dass Toleranz und Anerkennung auch in diesem Bereich vorangetrieben werden. 

NICHT NUR DEKO. Spätestens bei der Ausstellung der Webschule an der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Imst wird klar, dass nicht nur bei den Schülern ernste Themen hinter den Kunstwerken stecken. Die lehrende Webermeisterin Annegret Schwegler etwa übt scharfe Kritik an der Wegwerfgesellschaft: Sie wolle damit nicht die Stadt verschönern – vielmehr sei ihr Werk als Protest zu verstehen. Auf dem Baum vor dem Gebäude hängen weiße T-Shirts, die optisch an die Gestalt von Gespenstern erinnern. Alle sind auf der Rückseite mit dem Aufdruck „Für die Tonne“ versehen. „Gespenster sind Seelen ohne Hülle. Das sind jedoch Hüllen ohne Seele“, so Schwegler. Bei der traditionellen Herstellung von Textilien gebe es viele verschiedene Handgriffe. Jeder einzelne hinterlasse Verbindungen im neuronalen Netzwerk des Gehirns, wohingegen die Arbeit in der neuzeitlichen Massenanfertigung immer nur der gleiche Handgriff an Computern sei. Die Botschaft, die man sich hinter die Ohren schreiben sollte: Zurück zu Wertschätzung von Handarbeit und Qualität, statt der heutigen Massenproduktion und Verschwendung.

VIELFALT. Nach dem Motto „Das Leben ist bunt“ gestalteten Künstler der Lebenshilfe das Kapuzinergassl. Die Vielfalt der Kunstwerke steht dabei symbolisch für die Vielfalt der Menschen. Der Stadtplatz wurde von „Stofftiermanufaktur“-Inhaberin Ulli Widmoser und der Stadtbücherei Imst gemeinsam mit den Volksschulen gestaltet. Themen wie „Das kleine Ich-bin-Ich“ und „Bunte Vögel“ sprechen sich auch dort für eine bunt gemischte Gesellschaft aus. Inmitten der geschmückten Bäume sind darüber hinaus auch Märchenlesung in mehreren Sprachen geplant. „Mein Platz in einer bunten Gesellschaft“ ist dann der Titel eines Projekts von „pro mente tirol“. Zwei Stationen waren von ihnen geplant, schlussendlich wurde es jedoch eine mehr: „Wir hatten so viele Leute, die mitmachen wollten, dass wir einfach einen weiteren Baum gebraucht haben, den wir schmücken können.“ Gottfried Mair erzählt schmunzelnd, dass die Prospekte zu diesem Zeitpunkt schon im Druck gewesen seien, weshalb offiziell nur die ursprünglich geplanten 43 Stationen ausgeschrieben sind. 

WEITERE SCHWERPUNKTE. In der Kramergasse finden sich mehrere bunt umstrickte Fahrräder gestaltet unter dem Titel „Mir sein mit dem Radl da“ – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Weiters gibt’s am Johannesplatz, wo das bronzene Abbild des SOS-Kinderdorf-Gründers Hermann Gmeiner sitzt, ebenfalls eine Station. Die Stangen des Buswartehäuschens sind mit Tutus als Ballerinen verkleidet, unter dem Motto „Stangenballett“. Die letzte Station ist die Pizzeria „La Luna“, vor der auf einem Bäumchen gehäkelte Pizzas, Burger, Gemüse und ein Pizzakoch hängen. Dort gab es auch einen Happen zu essen und etwas zu trinken. Mair hätte gerne eine Feier und „Small Talk“ nach der Veranstaltung gehabt. Das muss aber verschoben werden, bis es die Corona-Maßnahmen wieder zulassen. Eines steht aber schon fest: Hinter jedem einzelnen Werk steckt sehr viel Arbeit und Herzblut. Man sollte sich also auf keinen Fall entgehen lassen, den Rundweg mit den künstlerischen Verzierungen selbst zu erleben, was noch bis zum 31. September möglich ist.
Vielseitig, bunt – und gesellschaftlich relevant
Auch Ali Aydin von der Pizzeria „La Luna“ in Imst war beim Kunstprojekt dabei. RS-Foto: Grüneis

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