Bei nebligem Herbstwetter am Timmelsjoch wurde mit einem großen Festakt die Dornenkrone feierlich ihrer Bestimmung übergeben und gesegnet. Ein Heer aus Schützen aus allen Tiroler Landesteilen nahm unter dem Gesamtkommando des Landeskommandanten des Bundes der Tiroler Schützenkompanien Major Thomas Saurer an den Feierlichkeiten teil. Beim landesüblichen Empfang stellte die Schützenkompanie Sölden mit Hauptmann Arno Gstrein die Ehrenformation und glänzte mit einer exakten Ehrensalve. Nach dem Empfang wurde die Dornenkrone von Pater Christoph Waldner OT, dem Landeskurat des Südtiroler Schützenbundes, gesegnet. Es folgte eine weitere Ehrensalve zum Totengedenken, verbunden mit einer Kranzniederlegung durch eine Ehrenformation des Schützenbataillons Passeier. Den Abschluss des offiziellen Festakts bildeten das Abfeuern von 21 Salutschüssen aus den Kanonen der Bataillone Passeier und Ötztal und das Absingen der Tiroler Landeshymne.
Der Festakt. Zu Beginn begrüßten beide Moderatoren Alexander Haider und Martin Robatscher alle die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und den Traditionsvereinen. Unter ihnen die Bataillonskommandanten Artur Oberprantacher und Simon Klotz. Die Festreden wurden in Form von Interviews gehalten, die angenehm kurz und knackig waren. Als erste Interviewpartner stellten sich die Bürgermeister und Mitinitiatoren Ernst Schöpf, Sölden, Gothard Gufler, Moos im Passeier, und Robert Tschöll, St. Leonhard im Passeier, den Fragen der Moderatoren. Anschließend machten die drei Landeskommandanten der Tiroler Schützen Roland Seppi (Südtirol), Enzo Cestari (Welschtirol) und Thomas Saurer (Nord- und Osttirol) klar, unter welchem Motto die Feierlichkeiten standen: „Gemeinsam für die Einheit Tirols – trotz 105 Jahren Unrechtsgrenze“. Mit den politischen Vertretern der Länder Südtirol, Landeshauptmannstellvertreterin Rosmarie Pamer, dem Trentino, Regionalrat Walter Kaswalder, und der Präsidentin des Tiroler Landtags Sonja Ledl-Rossmann wurden besonders die Fragen rund um die Bedeutung der Dornenkrone hinsichtlich der gemeinsamen Zukunft der drei Landesteile des historischen Tirols
erörtert. Unisono hieß es dazu, dass das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden solle und dass die kulturelle Verbindung gestärkt werden solle. „Wir müssen den jungen Menschen mit dieser Einweihung auch ein starkes Signal geben für eine neue europäische Perspektive, in der Hoffnung, dass immer mehr junge Menschen unsere Werte und Traditionen verstehen, davon träumen und daran mitarbeiten, eine Zukunft des Friedens für alle zu schaffen“, so Landeskommandant Enzo Cestari (Welschtirol).
Die Dornenkrone. Auf Initiative der Passeirer Schützen unter Bezirksmajor Hannes Holzner wurde die Dornenkrone, die bis vor Kurzem im Passeiertal gelagert war, von Schützen aus Nord-, Ost-, Süd- und Welschtirol aufwendig restauriert. Nach einigem Suchen nach einem passenden Standort für das Mahnmal, das an die Trauer über die Teilung Tirols nach dem Ersten Weltkrieg erinnern soll, wurde man schließlich auf Nordtiroler Seite fündig. „Diese Dornenkrone steht für Schmerz, Zerreißung und Entbehrungen. Der Kranz, den die Dornenkrone bildet, steht jedoch für die Hoffnung“, so Landeskommandant Thomas Saurer (Nord- und Osttirol). Anfang September wurde die Dornenkrone als Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Schützen und der Gemeinden Sölden, Moos und St. Leonhard im Passeier in einer aufwendigen Aktion auf das 2500 Meter hohe Timmelsjoch gebracht. „Ich danke besonders den Gemeinden St. Leonhard i. P., Moos i. P. und Sölden, gemeinsam mit den Schützenbataillonen Passeier und Ötztal, für die Umsetzung dieses wert- und nachhaltigen Gemeinschaftsprojektes im Sinne unserer Tiroler Landesidentität“, so Saurer. Die Dornenkrone, die nun exponiert und gut sichtbar am Timmelsjoch steht, erinnert zwar an die historische Teilung Tirols, soll aber gleichzeitig als verbindendes Element zwischen Nord-, Ost-, Süd- und Welschtirol wirken.
Pater Christoph Waldner OT (Landeskurat des Südtiroler Schützenbundes) verwies in seiner Predigt darauf, dass alle aufgerufen sind, das Verbindende über das Trennende zu stellen. RS-Foto: Hirsch