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Der Inn und die Energie

WWF verweist auf Schwall-Sunk-Belastung, Tiwag auf zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums Inn

Der WWF bemängelt, dass die Tiwag zu wenig gegen die Schwall-Sunk-Belastung am Inn unternimmt. Der Landesenergieversorger weist hingegen auf die bereits zahlreichen Projekte zur ökologischen Aufwertung des Inns und seiner Zuläufe hin.
16. Juli 2024 | von Martin Grüneis
Der Inn und die Energie
Die Schwallbelastung für den Inn konnte mit dem neuen Schwallausgleichsbecken beim Kraftwerk Silz verbessert werden. Ein weiteres Becken ist im Zusammenhang mit dem geplanten Kraftwerk Haiming angedacht. Foto: Tiwag
Der Schwall-Sunk-Betrieb von Kraftwerken führt zum massenhaften Sterben von Jungfischen und Fischlarven. Im Fall Imst-Haiming will die Tiwag nach Ansicht des WWF das notwendige Ausgleichsbecken nicht in der ökologisch besten Variante errichten, weil sie die Vergrößerung des Ausgleichsbeckens erst zu einem späteren Zeitpunkt im Zuge des Ausbauprojekts Kaunertal mit Wasser aus dem Ötztal realisieren will. „Das zeigt die wahren Absichten der Tiwag. Denn rein fachlich zeigen die gerichtlichen Gutachten eindeutig, dass durch ein größeres Becken die Schwallbelastung am Inn und vor allem im Bereich des Sonderschutzgebiets Silzer Innauen stark reduziert werden könnte“, sagt WWF-Expertin Bettina Urbanek. Im Bezug auf das Ötztaler Wasser fordert die Naturschutzorganisation ein wirksames Eingreifen der Politik. „Die endgültige Sicherheit für die Bevölkerung, dass das Wasser im Ötztal bleibt, gibt es nur mit einem Stopp des gesamten Kaunertal-Ausbauprojekts. Ansonsten könnten die Wasserausleitungen später wieder durch die Hintertür kommen. Daher muss Mattle jetzt die Notbremse ziehen, denn von selbst wird sich die Tiwag nicht ändern“, sagt WWF-Gewässerschutz-Expertin Urbanek.

TIWAG SETZT VIELFÄLTIGE MASSNAHMEN UM. Entgegen der Stellungnahme des WWF, wonach der Landesenergieversorger im Rahmen seiner Projekte zu wenig gegen die Schwall-Sunk-Belastung am Inn unternehme, verweist die Tiwag auf eine Reihe von aktuellen und erfolgreichen Renaturierungs- und Sanierungsmaßnahmen: Ende Juni hat die Tiwag beim Kraftwerk Silz ein Schwallausgleichsbecken in Betrieb genommen, das mit einem Fassungsvermögen von 300000 Kubikmetern die größte derartige Einrichtung in ganz Europa ist und erheblich die Schwall-Sunk-Belastung für die Fische im Inn reduziere. Dar-
über hinaus führt die Tiwag eine Vielzahl weiterer Projekte an, die in den letzten Monaten und Jahren wesentlich zur ökologischen Aufwertung des Inns und seiner Zubringer beigetragen hätten, beispielsweise die erfolgreiche Inn-Aufweitung bei Stams-Rietz, die Renaturierung der Langkampfener Innauen oder die Herstellung der Fischpassierbarkeit an der Ötztaler Ache (Brunauer Wehr). Auch im Rahmen der Errichtung des Gemeinschaftskraftwerks Inn (GKI) wurden verschiedene Maßnahmen zur Sanierung des Inn durchgeführt, und im Zuge dessen sei die Schwall-Sunk-Situation, begründet durch die Oberliegerkraftwerke der EKW, deutlich verbessert worden. „Bei all diesen Projekten ist es der Tiwag gelungen, wertvollen Lebensraum für Fische und Flusslebewesen nicht nur zu erhalten, sondern den gewässerökologischen Lebensraum sogar deutlich zu verbessern“, erinnert Vorstandsdirektor Alexander Speckle an die Vielzahl der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, die die Tiwag laufend realisiert. Zudem werde die Expertise von Tiwag in diesem Bereich auch national wie international geschätzt. Fachexperten aus ganz Österreich (unter anderem von der Universität für Bodenkultur Wien) nutzten 2023 die Gelegenheit, vor Ort in Silz ein interdisziplinäres Praxisseminar zu veranstalten, bei dem Schwallausgleichsbecken und Inn-Aufweitung Stams-Rietz als positive Fallbeispiele dienten.

VERBESSERUNG. Die gegenständlichen Vorwürfe bezüglich des Projekts Imst-Haiming sind laut Speckle nicht gerechtfertigt. „Das neue Kraftwerk Imst-Haiming wird mit dem vorgesehenen Ausgleichsbecken eine nachhaltige Verbesserung der Schwall- und Sunk-Thematik am Inn im Tiroler Oberland bringen. Neben den ökologischen Vorteilen kann im geplanten Kraftwerk die bereits zweimal in den Kraftwerken Prutz und Imst abgearbeitete Wassermenge noch ein drittes Mal energiewirtschaftlich genutzt werden. Es wird dabei kein zusätzliches Wasser aus dem Inn eingezogen und kein zusätzliches Wehr am Inn errichtet.“

HOCHWASSERSCHUTZ. Nicht vergessen werden dürfe in diesem Zusammenhang auch, dass die Kraftwerksanlagen der Tiwag – und hier vor allem die großen Speicher – ebenfalls umfassend zum Hochwasserschutz beitrügen. Zuletzt etwa in Zusammenhang mit den heftigen Unwettern vom 21. und 22. Juni 2024: In den Speichern im Kühtai und dem Kaunertal seien durch entsprechende Speicherbewirtschaftung riesige Wassermengen von rund 6,7 Millionen Kubikmeter zurückbehalten worden, was den Inn erheblich entlastet habe.

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