Über ein Jahr stand das Turmmuseum in Oetz unter dem Zeichen der Gletscher. Ein Thema, das niemanden kalt lässt, und ein Thema, so facettenreich wie die Gletscherwelt selbst. Grundlage für die Ausstellung „Ötztaler Gletscher. Katastrophen, Klimawandel, Kunst“ war der gleichnamige Sammelband. Sieben interdisziplinäre Beiträge im Buch und über 75 Kunstwerke und Objekte in der Ausstellung thematisierten den Blick auf die imposanten alpinen Eisriesen.
FACETTENREICH. Die nun beendete Ausstellung im Turmmuseum war wie ein Kaleidoskop, das durch die unterschiedlichsten Vortrags- und Gesprächsabende einen immer wieder neuen Blick auf die Bergriesen riskierte. Einige der Highlights seien hier erwähnt. Inmitten der Gletscherausstellung lud die Pitztaler Künstlerin Elisabeth Eiter zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Phänomen Gletscher, Eis und Veränderlichkeit. Die Glaziologin Andrea Fischer (Wissenschaftlerin des Jahres 2023) gab einen beeindruckenden Überblick über die Geschichte der Erforschung der Ötztaler Gletscher und behandelte Fragen rund um Klimawandel, Gletscherschutz oder die touristische Nutzung von Gletschern. In einem spektakulären Fotovortrag von Bernd Ritschel, der seit seiner Kindheit mit dem Ötztal und der heimischen Bergwelt verbunden ist, nahm der internationale Bergfotograf die Besucher mit auf eine spannende Reise. Für sieben Schulklassen diente das Turmmuseum sogar als Atelier. Mit den Künstlerinnen Jessie Pitt, Gitti Schneider und Hannah Philomena Scheiber spürten die Kinder künstlerisch dem Wandel der Gletscher nach.
ÄSTHETIK DES SCHOCKS. Erhabenes oder Sublimes kommt aus dem Lateinischen und meint so viel wie „in der Luft schwebend, emporragend“. Im Gegensatz zur Schönheit ist das Erhabene mit einer spezifischen Art von Schrecken oder Schaudern verbunden, so wie die Gletscher selbst. Die Innsbrucker Kunsthistorikerin Sybille Moser-Ernst zeigt im Vortrag auf, welche Rolle die Sehnsucht nach dem „Erhabenen“ spielte, und wie sie sich in der Kunst – gerade mit dem Blick auf die Gletscherwelt – niederschlug. Ein ebenso spannendes wie kompliziertes Thema, welches am besten im Sammelband zur Ausstellung nachgelesen
werden kann.