Der Hinterötztaler Landwirt war früher unter den Lieferanten von Yak-Fleisch an die Gastronomie „eine Nummer“. Das Qualitätsfleisch war in der Spitzengastronomie gefragt, in einem weltweiten Qualitätsranking schaffte es der Ötztaler sogar auf Platz sieben. Doch 2022 wurde alles anders: Es hagelte gegen ihn plötzlich Anzeigen bei den Behörden wegen Vernachlässigung seiner Tiere, und es verendeten neun seiner Yaks auf unerklärliche Weise. Er glaube an einen Rachefeldzug seines Großcousins, sagte der Bauer vor Richter Andreas Mair aus, und er erklärte auch, dass er seit 2022 unter schweren Depressionen leide.
13 ZIEGEN IM WINTER AM BERG. Laut Anklage soll der Hinterötztaler Landwirt auf einer Alm im „Windachtal“ (Gemeinde Sölden) etliche Hühner nicht artgerecht gehalten haben. Auch in Stallungen in Sölden und Längenfeld wurden bei tierärztlichen Kontrollen verschmutzte Yaks, Rinder, Mastschweine und Schafe vorgefunden. Als ein zugeteilter Stallhelfer im Dezember 2022 abgezogen wurde, reagierten die Behörden der BH Imst und ließen die Stallungen räumen. 13 Yaks, 22 Rinder, sechs Schweine und 40 Schafe wurden dem Bauer damals abgenommen und in Fremdstallungen außerhalb des Ötztals untergebracht. Der angeklagte Landwirt soll zudem im Dezember 2022 insgesamt 13 Ziegen nicht von der Alm ins Tal gebracht haben. Erst im Jänner 2023 ist es auf ständiges Drängen vom Amtstierarzt hin gelungen, zehn Ziegen anzulocken und abzutreiben, drei Ziegen sind noch immer verschollen. Lebensbedrohlich sei die Situation für die Tiere am Berg aber nie gewesen, weil es nur wenig Schnee, niedrige Minusgrade und Unterstände gab. Ernährt haben sich die Ziegen bei Jagdfutterständen.
KEINE BEWEISE. Für den Landwirt war die Abnahme der Tiere ein schwerer Schlag. Die ständigen Anzeigen und die neun Yaks, die aus unerklärlichen Gründen verendet sind, sollen seine Psyche so sehr angegriffen haben, dass er heute noch an den Folgen leide, erklärte der Landwirt vor Gericht. Und er glaube sogar, dass sein Großcousin die Yaks vergiftet haben könnte. Beweise dafür könne er allerdings keine vorlegen, sagte der Bauer. Der als Zeuge geladene Verwandte hat die Anschuldigung von sich gewiesen. „Einfach lächerlich“, meinte er zu Richter Mair. Im Laufe des Prozesses wurden von Richter Andreas Mair außer dem angeklagten Amtstierarzt auch noch einige andere Veterinäre einvernommen. Sie alle sagten, dass der Landwirt eine gute Mensch-Tier-Beziehung geführt habe, und dass die Tiere wohl verschmutzt aber nicht krank gewesen seien. Verteidiger Johannes Margreiter beantragte ein Gutachten über den seinerzeitigen psychischen Zustand seines Mandanten, Richter Mair vertagte auf unbestimmte Zeit. Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.
FREISPRUCH. Was die Anklage des Amtstierarztes – er wurde vom Imster Anwalt Christopher Fink vertreten – betrifft, fällte der Richter einen (rechtskräftigen) Freispruch. Der Amtsveterinär habe alle Vorkehrungen getroffen, um die Ziegen zurück ins Tal zu bringen und auch sonst nichts falsch gemacht, begründete Richter Mair den Freispruch.