„Tirol darf sich über einen neuen Heiligen freuen“, so der Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke, Pfarrer Johannes Laichner, der in diesen Tagen gemeinsam mit P. Volker Stadler aus dem Franziskanerkloster Hall auch eine eigene Biographie über den Heiligen veröffentlicht hat. Das Buch führt bildreich und mit vielen Originalzitaten in das bewegte Leben des Tiroler Missionars ein. („Den Esel also mache ich!“ Der heilige Engelbert Kolland, Missionar aus Leidenschaft, von Pater Volker Stadler und Pfarrer Johannes Laichner, Be&Be-Verlag, Edition Missio). Pfarrer Laichner wirkt übrigens im Seelsorgeraum Roppen-Karres-Karrösten-Mils und stammt aus Telfs.
„ECHTE MISSION FUNKTIONIERT NICHT AUF DISTANZ!“ Der Geistliche ist vom „neuen Tiroler Heiligen“ begeistert: „1827 in Ramsau im Zillertal geboren, wuchs P. Engelbert gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern im so genannten ‚Lochhäusl‘ in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Studium in Salzburg trat Kolland 1847 in den Franziskanerorden ein und tauschte seinen bürgerlichen Namen Michael mit dem Ordensnamen P. Engelbert ein. 1851 empfing er in Trient die Priesterweihe. Er wurde zu seiner großen Freude 1855 als apostolischer Missionar ins Heilige Land gesandt. Ein Herzenswunsch, wie damals die Apostel in fernen Ländern das Evangelium zu verkünden, ging für den sprachbegabten Franziskaner in Erfüllung“, berichtet Pfarrer Laichner. Nach einem kurzen Dienst in der Jerusalemer Grabeskirche zog er ins syrische Damaskus weiter, wo er fortan als fleißiger Seelsorger im Christenviertel und zusätzlich als Lehrer an der Franziskanerschule wirkte. „Echte Mission funktioniert nicht auf Distanz und beginnt immer mit der Sprache“, davon war P. Engelbert überzeugt. Sein Sprachentalent und seine ausgeprägte Leutseligkeit halfen dem Missionar, schnell die Herzen der einheimischen Bevölkerung zu gewinnen und Freundschaften aufzubauen. Neben der Sakramentenspendung besuchte Kolland als „Kurat in Damaskus“ regelmäßig die Familien und war auch bei alltäglichen Notlagen behilflich: „Bei uns in Tirol könnte man als Kurat einer solch kleinen Pfarrei ganz ruhig und gemächlich leben; bei dem arabischen Volk aber habe ich mehr als genug zu tun. Es sind bisweilen Tage, wo ich den ganzen Tag auf den Füßen bin. Der Kurat muss sich hier in alles mischen. (...) Und dann erst die Armenversorgung, Hauszinse, Kleider, Arzt, Arzneien hat der arme Kurat zu verschaffen.“ Pater Engelbert war im besten Sinn der Worte ein Missionar mit Leib und Seele. Schon bald nannte man ihn in Damaskus „Abuna Malak“ – „Vater Engel“.
UNTER DEN HIEBEN EINER DOPPELAXT VERSTORBEN. Als 1860 in Syrien tausende Christen Opfer religiöser Verfolgung durch schiitische Drusen wurden, ließ auch Pater Engelbert mit seinen sieben spanischen Ordensbrüdern und drei maronitischen Laien im Pauluskloster zu Damaskus in der Nacht auf den 10. Juli sein Leben für den Glauben. Der Bericht seines Martyriums erzählt exemplarisch von den dramatischen Umständen dieses Massakers an den Christen: Einer der Drusen wollte auf Pater Engelbert schießen. Dieser aber fragte ihn: „Freund, was habe ich dir getan, dass du mich töten willst? „Nichts“, antwortete dieser, „aber du bist Christ“. Nach einem dreifachen Bekenntnis zum Glauben an Christus, womit er die Aufforderung zum Glaubensabfall beantwortete, fiel Engelbert unter den Hieben einer Doppelaxt. Mit der Heiligsprechung am Weltmissionssonntag am 20. Oktober wird P. Engelbert nun als leidenschaftlicher Priester, Hirte und Menschenfreund gewürdigt.
Passfoto vom „Apostolischen Missionar“ Pater Engelbert Kolland – aufgenommen im Frühjahr 1855. Foto: J. Laichner