Bei der Vernissage am Donnerstag vergangener Woche war die Stadt Imst mit Kulturreferentin Barbara Hauser, das „Bildungszentrum LLA Imst“ mit Direktor Thomas Moritz und Webmeisterin Annegret Schwegler sowie mit Sabine Schuchter als Leiterin des „Museum im Ballhaus“ vertreten. Zahlreiche interessierte Besucher folgten der Einladung zur Eröffnung, an deren Anfang die Begrüßung durch Barbara Hauser und Thomas Moritz stand. Im Anschluss gab es ein ausführliches Referat von Annegret Schwegler über die Entstehung der Imster Webschule und über das Weben im Allgemeinen.
NEBENERWERBSQUELLEN FÜR DIE BAUERNSCHAFT. Der Erste Weltkrieg war vorbei und die Armut noch zu spüren. Auch die Bauern waren davon betroffen. Eine Abwanderung aus den Tälern schien unausweichlich. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, war es notwendig geworden, für die Bauern eine Einkommensverbesserung zu schaffen. Ein Vorhaben war, der bäuerlichen Bevölkerung eine Nebenerwerbsquelle für die Wintermonate zu erschließen. Ein Weg war, in Imst eine Webereischule zu etablieren. Die Hausweberei gab es bereits, in der eigene Wolle und Flachs verarbeitet wurden. Das seit jeher bekannte Handwerk sollte forciert werden, um damit die heimische Wirtschaft zu unterstützen.
DIE GÜNDUNG. Der Weg, in Imst eine Webschule zu gründen, war beschlossene Sache. Was aber teilweise noch fehlte, waren vor allem Handwebstühle, um den Schulungsbetrieb aufnehmen zu können. Diese wurden auf der damals schon existierenden Innsbrucker Messe gefunden. So standen 15 solcher Webstühle bereit und am 15. Februar 1924 begann in der Imster Webschule der erste Webereikurs mit Weblehrerin Tilly Knauer aus Bielefeld. Gleich beim ersten Lehrgang nahmen 17 Frauen teil. Hauptaugenmerk wurde auf die praktische Weberei gelegt, während von der Theorie nur das Nötigste vermittelt wurde. Für die Frauen war das Weberhandwerk eine wichtige Alternative, selbstständig zum Familieneinkommen beizutragen. Dafür bekamen die Absolventinnen Aufträge für die Heimarbeit und die Webstühle und alles Zubehör zur Verfügung gestellt. Die Vermarktung der dabei entstandenen Produkte über die Schule führte schließlich zum Erfolg. Wahrscheinlich deswegen hat die Imster Webschule bis heute Bestand.
... wie zum Beispiel dieses zierliche Dirndl mit Bluse, Kleid und Schurz. Das Ensemble stammt aus den 1950er-Jahren und ist eine Leihgabe von Anni Rödlach ... RS-Foto: Krismer
... oder dieses schöne Wandbild „Gartenbau“ in Damasttechnik, handgewebt von Annegret Schwegler. Leihgabe des Bildungszentrums LLA Imst. RS-Foto: Krismer
Bei der Eröffnung der Ausstellung „100 Jahre Imster Webschule“ im „Museum im Ballhaus“: Webmeisterin am „Bildungszentrum LLA Imst“ Annegret Schwegler, Kulturreferentin Barbara Hauser und LLA-Direktor Thomas Moritz sowie die beiden Flötistinnen Katharina Brunner und Kathrin Schwarz von der Musikschule Imst, die den Abend mit zärtlichen Weisen bereicherten (v. l.). RS-Foto: Krismer