„In jenen Regionen, in denen es Engpässe gibt, unterstützt das Land Tirol heuer im Rahmen eines Pilotprojekts erstmals die Übernahme oder Neugründung einer Praxis. Damit wollen wir die Grundversorgung sicherstellen und einen Anreiz bieten, sich nicht nur in den Ballungszentren niederzulassen. Es freut mich, dass wir dazu beitragen können, dass das Ötztal weiterhin tierärztlich versorgt ist“, erläutert LHStv. Josef Geisler. Als Agrarreferent sieht LHStv. Geisler darin auch einen wichtigen Standortfaktor für die Landwirtschaft im Ötztal mit ihren rund 570 landwirtschaftlichen Betrieben. Dass es in der tierärztlichen Versorgung in Tirol aufgrund zahlreicher Pensionierungen und eines Mangels an nachfolgenden Tierärzten da und dort eng werden wird, hat sich schon seit einigen Jahren abgezeichnet.
PILOTPROJEKT. Zu diesem Zukunftsprojekt zur zielgerichteten Sicherung der veterinärmedizinischen Versorgung treten nun mit Anna Wassermann und Melitta Neurauter zwei junge engagierte Tierärztinnen die Nachfolge der bisherigen Tierärztin in Längenfeld an. Als „Startkapital“ erhalten die beiden Veterinärmedizinerinnen seitens des Landes jeweils 25.000 Euro. Auch die Gemeinde Längenfeld leistet einen Beitrag, damit das Ötztal weiterhin eine Tierarztpraxis hat – so stellt die Gemeinde beispielsweise die bereits vorhandenen Räumlichkeiten der Vorgängerin zu einem vergünstigten Preis zur Verfügung. „Es freut uns sehr, dass die beiden jungen Tierärztinnen die Praxis hier bei uns in Längenfeld übernehmen – dabei unterstützen wir sie selbstverständlich, wo wir können. Wesentlich für die erfolgreiche Übernahme der Praxis war jedoch auch die Unterstützung seitens des Landes Tirol“, betont Bürgermeister Richard Grüner. Die beiden Veterinärmedizinerinnen – Melitta Neurauter aus Marlstein, Ochsengarten und Anna Wassermann aus Wenns – haben bereits in tierärztlichen Praxen gearbeitet und haben nun den Sprung in die Selbstständigkeit gemacht. „Uns ist es wichtig, im Team zu arbeiten und so auch die bestmögliche medizinische Betreuung anzubieten“, sagen die beiden unisono. An Arbeit wird es bei gut 5500 Schafen und Ziegen, rund 3300 Rindern, circa 450 Pferden und Alpakas sowie etwa 250 Schweinen im Ötztal wohl nicht mangeln. Auch die zahlreichen Heimtiere sind damit wieder bestens versorgt.
LAGE. „Aufgrund der alpinen Geografie mit vielen abgelegenen Tälern wird damit auch für Tiere in entlegenen Gebieten der Zugang zu notwendiger medizinischer Betreuung sichergestellt. Das ist besonders für die landwirtschaftliche Viehwirtschaft wichtig. Eine umfassende tierärztliche Betreuung sichert außerdem das Tierwohl, ermöglicht die frühzeitige Erkennung und Bekämpfung von Seuchen, stellt sicher, dass die gesetzlichen Anforderungen im Tierschutz eingehalten werden und in Notfällen schnelle Hilfe verfügbar ist“, freut sich auch Landesveterinärdirektor Matthias Vill, dass die tierärztliche Versorgung und damit unter anderem auch die veterinärmedizinische Fleischuntersuchung im Ötztal sichergestellt sind und regional abgedeckt wird.
LAND TIROL. m dem drohenden Mangel an Tierärzten vor allem auch in der Nutztiermedizin strategisch entgegenzuwirken, hat das Land Tirol in Zusammenarbeit mit der Vetmeduni Initiativen gesetzt: Ein Teil der Ausbildung in der Nutztiermedizin findet in Tirol statt. Zur Unterstützung der Regionalisierung der universitären Ausbildung hat das Land Tirol auch eine Stiftungsprofessur eingerichtet. Die Tiroler Landesregierung hat im Frühjahr außerdem eine österreichweite Neuheit beschlossen: Auf Basis einer Novelle des bundesweiten Universitätsgesetzes schafft das Land Tirol ab dem Studienjahr 2025/26 Ausbildungsverträge für angehende Studierende der Veterinärmedizin.