Zieht die EU dem Wolf die Problemzähne?
Landwirtschaftsminister Totschnig ist nun ein wichtiger Vorstoß zur Senkung des Schutzstatus gelungen
8. Oktober 2024 | von
Gebi G. Schnöll

Der Wolf ist in Tirol ein großes Problem. Gespannt darf man sein, ob der Schutzstatus tatsächlich gesenkt wird. Symbolfoto: AdobeStock
„Heute haben wir einen Meilenstein erreicht. Der Sachverstand hat über die Ideologie gesiegt. Der Wolf ist in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht und vermehrt sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30 Prozent. Das Problem mit dem Wolf geht weit über Risse von Tieren hinaus, denn der Wolf verliert zunehmend die Scheu vor dem Menschen. Wir dürfen als politisch Verantwortliche nicht zulassen, dass es zu Wolfs-Angriffen kommt. Genau deshalb kämpfe ich seit Jahren für eine Senkung des Schutzstatus“, erklärte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, als festgestanden ist, dass der Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene gesenkt wird. Auch für Landeshauptmann Anton Mattle ist es ein wichtiger Meilenstein im künftigen Umgang mit Großraubtieren: „Heute ist ein guter Tag für die traditionelle Almwirtschaft, die kleinstrukturierte Landwirtschaft und den Lebensraum Tirol. Mein Dank gilt hier insbesondere Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der in Brüssel immer hart geblieben ist und konsequent die Tiroler Linie unterstützt hat. Er hat sich mit dem Bekenntnis zu einer Senkung des Schutzstatus durchgesetzt.“
NOTWENDIGE HANDHABE. Für den für die Landwirtschaft zuständigen LH-Stv. Josef Geisler ist eine Senkung des Schutzstatus unumgänglich, um die notwendige Handhabe zur Regulierung der wachsenden Wolfspopulation zu bekommen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Almwirtschaft weiter unter der wachsenden Anzahl an Wölfen in unserem Land leidet. Jetzt haben wir ein weiteres Etappenziel erreicht und sind guter Dinge, dass wir die Ziellinie Anfang Dezember endgültig erreichen – als wichtiges Signal für unsere Bauern.“ Die Abstimmung auf Botschafterebene geht der offiziellen Beschlussfassung im EU-Ministerrat voraus, der ist nunmehr aber de facto reine Formsache. Anfang Dezember wird die EU-Kommission offiziell den Antrag zur Herabstufung des Wolfes einbringen. Wenn der Schutzstatus gesenkt wird heißt das, dass die Länder flexibler im Umgang mit dem Großraubtier Wolf sind, und auch Entnahmen in Zukunft leichter möglich sein werden.
ES WIRD NOCH EIN LANGER WEG. Für Stefan Brugger, den Obmann der „Weidezone Tirol“, ist der „Käse noch lange nicht gegessen“. „Die Einigung zwischen den Botschaften der EU-Mitgliedstaaten, den Schutzstatus des Wolfes zu senken, ist zwar eine gute Nachricht, weitergehen wird deswegen aber dennoch nichts. Man muss aufpassen, dass der Schuss nicht nach hinten los geht und es künftig noch schwerer wird, Problemwölfe entnehmen zu können“, so Brugger. Die EU-Kommission kann nämlich nach der jetzt erfolgten Billigung im EU-Ministerrat im Dezember den Antrag zur Herabstufung des Wolfes bei der ‚Berner Konvention‘ einbringen. Geht der Vorschlag hier durch, kann die EU wiederum ihre Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) entsprechend abändern. Ob das geschieht, steht allerdings in den Sternen. „Gut, dass sich Minister Totschnig bemüht, Tirol sollte aber das ‚Kärtner Modell‘ für Wolfsentnahmen übernehmen. Dort kann man nach Rissen von Nutztieren sofort agieren, wir in Tirol müssen reagieren. Das heißt, dass in Kärnten Problemwölfe sofort erlegt werden können, wir in Tirol nach Rissen aber fünf Tage hinwarten müssen, bis eine Abschussverordnung erlassen wird“, so Brugger.
FALSCHES SIGNAL. Kritik kommt von der Naturschutztorganisation WWF. Die geplante Abschwächung des Schutzstatus für den Wolf sei ein falsches Signal. „Das ist ein populistischer Angriff auf den Artenschutz, weil die regierende Politik ihre Hausaufgaben nicht machen will. Tatsächlich notwendig wäre eine gut geplante Herdenschutz-Offensive“, kommentierte WWF-Experte Christian Pichler in einer Presseaussendung die Abstimmung unter den EU-Mitgliedsländern. Das geplante Vorgehen sei wissenschaftlich nicht gedeckt und könne insgesamt kontraproduktiv wirken. „Als heimische Wildtiere und Beutegreifer sind Wölfe ein natürlicher Beitrag zur Artenvielfalt. Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder, weil sie zu hohe Wildbestände reduzieren können“, erklärt Pichler in der Aussendung des WWF weiters.
NOTWENDIGE HANDHABE. Für den für die Landwirtschaft zuständigen LH-Stv. Josef Geisler ist eine Senkung des Schutzstatus unumgänglich, um die notwendige Handhabe zur Regulierung der wachsenden Wolfspopulation zu bekommen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Almwirtschaft weiter unter der wachsenden Anzahl an Wölfen in unserem Land leidet. Jetzt haben wir ein weiteres Etappenziel erreicht und sind guter Dinge, dass wir die Ziellinie Anfang Dezember endgültig erreichen – als wichtiges Signal für unsere Bauern.“ Die Abstimmung auf Botschafterebene geht der offiziellen Beschlussfassung im EU-Ministerrat voraus, der ist nunmehr aber de facto reine Formsache. Anfang Dezember wird die EU-Kommission offiziell den Antrag zur Herabstufung des Wolfes einbringen. Wenn der Schutzstatus gesenkt wird heißt das, dass die Länder flexibler im Umgang mit dem Großraubtier Wolf sind, und auch Entnahmen in Zukunft leichter möglich sein werden.
ES WIRD NOCH EIN LANGER WEG. Für Stefan Brugger, den Obmann der „Weidezone Tirol“, ist der „Käse noch lange nicht gegessen“. „Die Einigung zwischen den Botschaften der EU-Mitgliedstaaten, den Schutzstatus des Wolfes zu senken, ist zwar eine gute Nachricht, weitergehen wird deswegen aber dennoch nichts. Man muss aufpassen, dass der Schuss nicht nach hinten los geht und es künftig noch schwerer wird, Problemwölfe entnehmen zu können“, so Brugger. Die EU-Kommission kann nämlich nach der jetzt erfolgten Billigung im EU-Ministerrat im Dezember den Antrag zur Herabstufung des Wolfes bei der ‚Berner Konvention‘ einbringen. Geht der Vorschlag hier durch, kann die EU wiederum ihre Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) entsprechend abändern. Ob das geschieht, steht allerdings in den Sternen. „Gut, dass sich Minister Totschnig bemüht, Tirol sollte aber das ‚Kärtner Modell‘ für Wolfsentnahmen übernehmen. Dort kann man nach Rissen von Nutztieren sofort agieren, wir in Tirol müssen reagieren. Das heißt, dass in Kärnten Problemwölfe sofort erlegt werden können, wir in Tirol nach Rissen aber fünf Tage hinwarten müssen, bis eine Abschussverordnung erlassen wird“, so Brugger.
FALSCHES SIGNAL. Kritik kommt von der Naturschutztorganisation WWF. Die geplante Abschwächung des Schutzstatus für den Wolf sei ein falsches Signal. „Das ist ein populistischer Angriff auf den Artenschutz, weil die regierende Politik ihre Hausaufgaben nicht machen will. Tatsächlich notwendig wäre eine gut geplante Herdenschutz-Offensive“, kommentierte WWF-Experte Christian Pichler in einer Presseaussendung die Abstimmung unter den EU-Mitgliedsländern. Das geplante Vorgehen sei wissenschaftlich nicht gedeckt und könne insgesamt kontraproduktiv wirken. „Als heimische Wildtiere und Beutegreifer sind Wölfe ein natürlicher Beitrag zur Artenvielfalt. Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten und stärken im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder, weil sie zu hohe Wildbestände reduzieren können“, erklärt Pichler in der Aussendung des WWF weiters.