Bürgermeister Alois Thurner nimmt Abschied von der Gemeindepolitik
Die geografische Lage von der Imster Au bis in Bergeshöhen birgt Herausforderungen in sich, besonders wohlhabend ist das Dorf auch nicht, aber weitergegangen ist in Imsterberg dennoch viel, Alois Thurner stand vielfach an der Spitze des Geschehens. Die Gemeinderatsarbeit verlief konstruktiv und ohne hinderliche Wortgefechte. Dass es auch Diskussionen gab, spricht für das Demokratieverständnis des Gemeindeparlaments.
Von Peter Bundschuh
Dass der Imsterberger Langzeitchef, 66 Jahre jung, nach beinahe 30 Jahren nicht mehr zum Amt des Bürgermeisters kandidieren würde, davon durfte man ausgehen. In der vergangenen Woche fanden die Imsterberger aber die Benachrichtigung in ihren Briefkästen, dass sich der „Luis“ schon am 30. November vom Bürgermeisteramt zurückziehen würde. 36 Jahre Gemeinderatsmitglied und davon beinahe 30 Jahre neben anspruchsvoller Vollzeitbeschäftigung in Innsbruck sind genug, immerhin gibt es da ja auch noch eine Familie. „Es ist an der Zeit, einen Wechsel in der Gemeindeführung einzuleiten und neue Entwicklungen zu ermöglichen“, so der scheidende Bürgermeister. Interimsmäßig liegt das Zepter in den Händen von Vizebürgermeister Anton Koler. Im Dezember wird ein neuer Bürgermeister vom Gemeinderat gewählt werden. Richard Bartl von der „Unabhängigen Liste Imsterberg“ hat sich als einziger Kandidat aufstellen lassen, daran dürfte sich auch nichts ändern.
MANN DER PRAXIS. Sein Hauptaugenmerk legte Thurner auf umfangreiche Verbesserungen der Infrastruktur in seiner Heimatgemeinde. Dazu zählen Wasser und Kanalisierung sowie der Straßenbau bis hin zum schnellen Internet. Mit der Hackschnitzelheizung und Rohstoffversorgung aus eigenem Wald versorgt Imsterberg alle öffentlichen Gebäude mit Wärme und spart dabei jährlich 30000 Liter Heizöl ein.
GROSSE VORHABEN IN KLEINER GEMEINDE. Die alte Imsterberger Volksschule fällt in einem Bergdorf architektonisch aus dem Rahmen und ist durchaus ein „Hingucker“. Gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt musste die Frage nach Sanierung, Teilabriss oder Abriss geklärt werden. Alois Thurner: „Technisch möglich ist alles, ich kann auch ein Bauwerk Ziegel für Ziegel abtragen und an einem anderen Ort aufbauen, es stellt sich aber bei der alten Volksschule die Frage nach einer real finanzierbaren Lösung.“ Entschieden wurde letztlich der Abriss des Gebäudes und eine Neuerrichtung. Der Neubau wird auf einer Ebene dann das barrierefreie Gemeindeamt und im Obergeschoß acht Wohnungen beherbergen. Für Parkraum wird eine Tiefgarage sorgen. Auch im alten Gemeindeamt sind umfangreiche Umbauten und Errichtung von Wohnungen geplant. Bauträger wird die Neue Heimat Tirol sein, die Wohnungsvergabe erfolgt über die Gemeinde.
SEELSORGESTREIT BEIGELEGT. Die Weigerung des ehemaligen Pfarrers von Imsterberg, die Messe gemäß den Vorgaben der Diözese abzuhalten, und im Gegensatz dazu beim lateinischen Gottesdienst zu bleiben, schlug mediale Wellen bis hin auf Bundesebene und darüber hinaus. „Die Angelegenheit beschäftigte das Dorf über Jahre und ging hin bis zur Spaltung von Familien“, erinnert sich Thurner. Die an sich ja innerkirchliche, aber für die Gemeindebürger sehr belastende Angelegenheit konnte vor einem Jahr einer Lösung zugeführt werden. Der „Lateiner“ wurde abgezogen. Die erfreuliche Folge war ein Aufatmen in der Pfarrgemeinde und mittlerweile hat sich unter Pfarrprovisor Herbert Traxl ein sehr reges Kirchenleben eingestellt. Der besondere Dank des Bürgermeisters gilt auch Diakon Johannes Schwemmberger für sein großes Engagement in Imsterberg.
ZUR PERSON DES LANGZEIT-DORFCHEFS. Alois Thurner ist mit Leib und Seele Imsterberger. Die Neigung zur Gemeindepolitik hat er von seinem Vater geerbt, der das Bürgermeisteramt auch über 30 Jahre innehatte. „Das waren noch Zeiten, als die Gemeinderatssitzungen bei uns zu Hause in der Stube abgehalten wurden“, denkt der „Lois“ an seine Kindheit zurück. Mittlerweile hat er zusammen mit seiner Frau erwachsene Kinder und bereits vier Enkelkinder. „Meiner Familie, die mich stets unterstützt hat, will ich in Zukunft endlich mehr Zeit widmen.“ Alois kam bereits nach der Volksschule zur Ausbildung in die Internatsschule Paulinum in Schwaz. Die Jahre der Ausbildung einschließlich Altgriechisch bezeichnet er einerseits als harte Zeit, anderseits sei ihm aber die Vermittlung humanistischer Werte sehr zugute gekommen. Nach der Matura folgte das Bundesheer und der Besuch des damals völlig neuen Schultyps Tourismuskolleg. Sechs Jahre beim Tourismusverband Innerötztal machte Thurner auch im Praxisbereich zum Vollprofi. 1983 erfolgte der Wechsel zur Tirol Werbung (damals Tiroler Fremdenverkehrswerbung). Bis zum Beginn seines wohlverdienten „Unruhestandes“ leitete der Imsterberger die interne Verwaltung und war Personalchef des Unternehmens.
UND ZUKUNFTSWÜNSCHE? Zu seinem Lebensmotto und Zukunftswünschen hat sich Alois Thurner bereits in einem früheren RUNDSCHAU-Gespräch geäußert. Bei seinen Ansichten ist es geblieben: „Ich bin bemüht, immer positiv zu denken und auch danach zu handeln, dazu gehört es zu versuchen in jedem Menschen das Positive zu sehen. Wünschen würde ich mir Frieden und ausreichend Nahrung für alle Menschen auf dieser Welt, aber auch den Zugang zu Bildung für alle. So weit es die Gemeinderatsarbeit der Zukunft betrifft, darf ich davon ausgehen, dass der konstruktive Stil beibehalten wird, das ist mein Wunsch für Imsterberg.“
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