Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Freizeitwohnsitz Jagdschloss?

Bauprojekt in Kühtai vom Gemeinderat auf den Weg gebracht

Viele Monate lag das Projekt „Erweiterung Jagdschloss Resort“ nun in der Schublade. Doch nun wurde es – noch knapp vor der Gemeinderatswahl – mit knapper Mehrheit durchgewinkt und die Betreiber von Jagdschloss und 3-Seen-Haus können nun wie geplant ihr Projekt umsetzen. Sechs von 14 Gemeinderäten stimmten dagegen und orteten eine Grauzone zur Freizeitwohnsitznutzung.
8. März 2022 | von Agnes Dorn
Freizeitwohnsitz Jagdschloss?
In Kühtai gegenüber dem Jagdschloss plant „Planet“ die Errichtung von zwei Appartementhäusern, vier Bungalows, einem Wellness- und einem Mitarbeiterhaus. Foto: PlanAlp
Von Agnes Dorn

Die von der in Innsbruck ansässigen „Planet Immobilien“ geplante Erweiterung des Jagdschlosses lag monatelang in der Schublade der Gemeinde Silz. Die für den Baustart notwendige Änderung des Örtlichen Raumordnungskonzepts sowie der Flächenwidmung fand dann nur eine knappe Mehrheit im (alten) Gemeinderat. Kein Wunder, mag sich mancher denken, bewirbt die Gesellschaft auf ihrer Homepage doch das 3-Seen-Haus in Kühtai so: „Und jetzt stellen Sie sich weiter vor: Sie sind hier nicht nur auf Urlaub, sondern auch zu Hause. In Ihrer eigenen Wohnung… es ist Ihr Platz. Im Hochgebirge. Ja, so richtig kann sich das richtige Investment anfühlen.“ Die nun geplanten Wohneinheiten in zwei Appartementhäusern und vier Bungalows können von Investoren einzeln gekauft werden, die Gesellschaft bleibe Betreiber, verrät Martin Baldauf von „Planet“. Der entscheidende Unterschied zu Freizeitwohnsitzen – die man in Kühtai mittels Raumordnungsvertrag verhindern will – sei laut dem Geschäftsmann und Juristen, dass der Besitzer keine Sonderrechte gegenüber dem Gast habe: „Der Wohnungseigentümer hat keinen Schlüssel und muss bei Bedarf wie jeder andere Gast seine Einheit buchen und bezahlen.“ Mit dem ebenfalls geplanten Geschäft würde man einem großen Wunsch der Gemeinde entgegengekommen, so der Gründer der Immobiliengruppe weiter. Das geplante Wellness- sowie das Personalhaus würde man für den Bestand benötigen, die vier Bungalows würden vor allem aus gestalterischen Gründen errichtet werden. Übrigens wird für die Planung der Gestaltungsbeirat des Landes hinzugezogen, der sich Aspekte wie Fassade und Dach näher anschaut. Die genaue Situierung der Gebäude ist bereits durch den Bebauungsplan festgelegt. Für die gesamte Sonderfläche Beherbergungsbetrieb, also inklusive Jagdschloss und 3-Seen-Haus, ist eine Bettenobergrenze von 300 festgelegt. 

KRITIK AM PROJEKT. Ersatzgemeinderat Marian Gritsch kritisiert: „Das sind zu viele Betten, die zu schnell gebaut werden. Das schwächt die Kleinbetriebe. Die Gemeinde weiß, worauf sie sich mit den Investorenmodellen einlässt. Wir reden da in Zukunft vielleicht von leeren Betten. Wir wissen es nicht. Die Gemeinde hat von solchen Projekten nichts außer Steuern.“ Das Jagdschloss beteiligt sich übrigens mit 80.000 Euro an einer, in derselben Sitzung beschlossenen Lawinenverbauung, die demnächst gestartet wird und das Gebiet aus der roten Zone bringt. „Es ist zu befürchten, dass die Lawinenverbauung nicht nur zum Schutz der bestehenden Gebäude geplant ist, sondern dadurch auch eine weitere Entwicklung des Jagdschloss-Resorts auf Schiene gebracht wird. Dass es schon Pläne gibt, wurde ja schon von Gemeindevorstand Wolfgang Hirn in einer vorherigen Sitzung angesprochen. Es ist bedauerlich, dass es aufgrund mangelnder Kommunikation immer wieder zu Misstönen und Unstimmigkeiten kommt“, ortet die bisherige Vizebürgermeisterin Daniela Holaus fehlende Transparenz. Baldauf widerspricht dem und betont, dass derzeit kein weiteres Projekt geplant sei, denn: „Momentan sind die Zeiten schwer.“ 

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