Das Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung für das Kraftwerk zwischen Imsterberg und Haiming ist abgeschlossen. Mit diesem soll die bereits im Kraftwerk Imst abgearbeitete Wassermenge erneut genutzt werden. Das Triebwasser gelangt dabei zuerst in den Anschlusskanal Imst-Haiming und wird durch einen Druckstollen bis zur Kaverne Haiming geleitet. Über ein Unterwasserbecken gelangt das Triebwasser in den Inn zurück. Die Jahresenergieerzeugung beläuft sich auf rund 252 Gigawattstungen. Der Bau für das Kraftwerk „Innstufe Imst-Haiming“ soll rund fünf Jahre dauern.
GROSSE BEDENKEN. Die Ansichten zum geplanten Kraftwerk „Inn-stufe Imst-Haiming“ könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. Michaela Ofner, Bürgermeisterin von Haiming, hat nämlich große Bedenken bezüglich der künftigen Trinkwasserversorgung der Gemeinde, da für das Projekt auch Grundwasser herangezogen wird. So sei es ihrer Ansicht nach nicht vollends geklärt, ob sich der Kraftwerksbetrieb auf die Grundwasserstände auswirkt. Laut Ofner habe es zunächst geheißen, dass nur geringe Mengen an Grundwasser – und damit potentielles Trinkwasser – benötigt werden und dieses wieder dem Grundwasser zugeführt werde, was sich nun aber anders darstellt. Ofner sprach von einem Schock und beantragte eine unabhängige Prüfung, welche jedoch nicht gewährt wurde. Für den Obmann der Wassergenossenschaft Auwal Hubert Wammes löst vor allem die Tatsache große Bedenken aus, dass die Tiwag zum Betrieb des Kraftwerks jährlich mehr potentielles Trinkwasser benötigt (600.000m3), als die Gemeinde Haiming in diesem Zeitraum verbraucht (550.000m3).
AUSREICHEND ÜBERPRÜFUNG. Robert Reindl, Tiwag-Zuständiger für das Kraftwerk, sieht alle Vorhaben ausreichend geprüft und äußert keinerlei Bedenken. Laut ihm kamen während der Umweltverträglichkeitsprüfung mit Prüfgutachtern alle Fachgebiete zu Wort. Es habe sich hierbei um ein mehrstufiges Verfahren gehandelt, das transparent abgelaufen sei. Einige der zahlreichen Untersuchungen seien sogar über Jahre hinweg gemacht worden. Der Zustand des Grundwassers sei darüber hinaus auch nicht gefährdet. Zudem seien alle baulichen Maßnahmen so geblieben, wie sie ursprünglich geplant waren. Lediglich die Vorhabenspräzisierung, die bei der mündlichen Verhandlung aufgelegt wurde, weicht ein wenig vom ursprünglichen Plan ab. Denn für den Betrieb der Turbinen im Kraftwerk muss sauberes Wasser ohne Schwebeteilchen als Gegendruck in diese hineingepumpt werden. Der zuständige Prüfer habe hierbei angemerkt, dass das eventuell Verschmutzungen aufweisende Wasser nicht wieder über ein Sickerbecken ins Grundwasser rückgeführt werden könne, sondern in den Inn abgeleitet werden muss. Robert Reindl versichert aber, dass das gesamte Projekt bestmöglich durchdacht und geplant sei.
BRANCHE IN GEFAHR. Doch auch die Rafting-Sparte sieht die aktuellen Planungen kritisch. Christian Schnöller, Geschäftsführer der Area 47 und Mitglied der Arbeitsgruppe beim Tiroler Raftingverband, spricht davon, dass die Rafting-Branche durch die Realisierung des Kraftwerks massiv betroffen und beeinträchtigt wäre. Laut Schnöller gehe die normale Saison von 1. Mai bis zum 15. Oktober. Sollte das Kraftwerk jedoch wie geplant realisiert werden, wäre wohl im Mai zu wenig Wasser zum Raften vorhanden. Je nach Schneelage wäre zudem das Befahren der Imster Schlucht auch ab Mitte August nur noch zeitlich begrenzt möglich, was laut Christian Schnöller wirtschaftlich kaum tragbar wäre. Derzeit gebe es 13 Unternehmen, die regelmäßig auf der Imster Schlucht unterwegs seien. Von dieser Entwicklung wären auch der Imst Tourismus sowie der Tourismus im Vorderen Ötztal betroffen, da gerade viele Nächtigungen im Mai und Juni auf die Rafting-Branche zurückgehen würden.
Für Hubert Wammes und Michaela Ofner sind noch einige Details ungeklärt. RS-Foto: Wechner
Christian Schnöller sorgt sich um die Rafting-Branche. RS-Foto: Grüneis