Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Langsamer, aber auch leiser

Auf Imster Umfahrung sind nun 60 Stundenkilometer das Limit

Ein Verkehrsthema kann die Imster Stadtpolitik für dieses Jahr vorerst abhaken, nämlich die Reduktion der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf der Imster Umfahrung. Dort herrscht seit Kurzem die rot-weiße 60er-Tafel – dank eines neuerlichen Gutachtens, das zu überzeugen wusste. Das aber ganz ohne Lärmargument.
24. November 2020 | von Manuel Matt
Langsamer, aber auch leiser<br />
Künftig wird’s auf der Imster Umfahrung etwas länger dauern. Die paar Sekunden seien’s aber wert, meint der Umweltausschuss-Obmann – schon allein den lärmgeplagten Mitbürgern entlang der Strecke zuliebe. RS-Foto: Matt
Von Manuel Matt

Selten sorgen Baustellen für ein Aufatmen – und eigentlich erst recht nicht im Straßenverkehr. Die Anrainer der Imster Umfahrung wussten den Arbeiten rund um den Neubau der Fußgängerbrücke zwischen Ahornweg und Kugelgasse dennoch etwas abzugewinnen. Bremste das Ganze doch naturgemäß den Verkehr auf der darunterliegenden B189 ein. Ebenso wie die wahrgenommene Geräuschkulisse.

Zuerst nein… Dass geringeres Tempo eben auch weniger Lärm bedeute, legte ein Schreiben eines Anrainers nahe, das im Sommer 2019 im Imster Gemeinderat behandelt wurde. Da die B189 als Landesstraße aber außerhalb ihrer Zuständigkeit liegt, blieb der Stadtgemeinde nur der Antrag an die zuständige Behörde. Das Baubezirksamt winkte aber zunächst ab, aufgrund eines möglichen Negativeinflusses auf die Verkehrsflüssigkeit. „Der erste Antrag war da wahrscheinlich falsch formuliert“, erinnert sich Norbert Praxmarer, Obmann des Umweltausschusses: „Erst den darauffolgenden Antrag haben wir dann am Lärmschutz festgemacht.“

…und dann doch ein Ja. Geklappt habe es dann aber „dankenswerterweise mit der Unterstützung des Bezirkshauptmann-Stellvertreters Andreas Nagele. Er war da sicher ausschlaggebend“, freut sich Praxmarer. Innerhalb der Bezirkshauptmannschaft eben auch Leiter der Abteilung Polizei-, Verkehrs- und Grundverkehrsrecht, gibt Nagele Einblick in den Prozess: „Verschiedene Gutachter haben das einfach unterschiedlich bewertet. Der Verkehrstechniker des Baubezirksamtes hat zunächst die Notwendigkeit für eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit aus seiner Sicht, aus gutachterlicher Sicht nicht feststellen können. Wir haben uns dann aber mit dem Bauamt darauf verständigt, dass wir ein externes Büro nochmal drüberschauen lassen.“ Jenes sei im entsprechenden Gutachten zu dem Schluss gekommen, „dass man den 60er seitens Behörde empfehlen kann“, verrät Nagele: „Wir haben uns an dieses Gutachten angelehnt und deshalb 60 Kilometer pro Stunde verordnet.“

Lärm – nicht beurteilt. Gründe für die Temporeduzierung liste das ausschlaggebende Gutachten übrigens zuhauf auf: „Verkehrsfrequenz, die Ein- und Ausfahrten, die Kreuzungen, die schon geltenden 60er-Beschränkungen, der Bewuchs, der Kurvenradius…“, zählt Nagele auf. Kein Thema aber: Die Lärmbelastung. „Das haben wir hier gar nicht beurteilt“, erklärt Nagele, „sondern wäre für uns erst ins Spiel gekommen, wenn auch das zweite Gutachten den 60er aus Sicherheitsgründen abgelehnt hätte.“ Um diesen Weg zu beschreiten, wären allerdings Lärmmessungen und ärztliche Stellungnahmen unabdinglich gewesen. „Weil’s aber auch so gegangen ist, haben wir diesen Faktor nicht mehr berücksichtigt“, schließt Nagele. So oder so glücklich über die Temporeduzierung ist der Umweltausschuss-Obmann: „Wir kämpfen da ja jetzt doch schon mehrere Jahre darum.“ Ebenso lange gebe es auch schon Anfragen und Beschwerden von Anwohnern der Umfahrung, weiß Praxmarer. Viele hätten sich nun wieder bei ihm gemeldet und würden davon sprechen, dass es mit dem Lärm besser geworden wäre. „Ob’s tatsächlich so ist oder doch nur subjektiv: Ich glaub’s den Menschen und auch, dass es die etwa 30 Sekunden, die man aufgrund des 60ers auf dem einen Kilometer länger unterwegs ist, wert sind.“

Nur erster Schritt. Um über die Auswirkungen der Geschwindigkeitsbeschränkung zu sprechen, sei es für ihn noch etwas zu früh, meint ein Anwohner, den die RUNDSCHAU am vergangenen Freitag erreicht hat: „Wahrscheinlich müssen sich viele Lkw- und Autofahrer erst an das neue Limit gewöhnen. Vielleicht sind auch Kontrollen notwendig, da auf unserer sogenannten ,Umfahrungsstraße‘ seit Jahren mit sehr hoher Geschwindigkeit gefahren wird.“ Die Strecke würde so oder so ein Problem bleiben – und gleichzeitig schon längst keine Umfahrung mehr darstellen, sondern mitten durch die Stadt führen. Bei bis zu 25000 Fahrzeugen pro Tag  (zwischen Imst und Nassereith, laut Landes-Verkehrsstatistik vom Februar 2020) würden zudem weitere Maßnahmen für die Orte im Gurgltal unverzichtbar scheinen, meint der Imster – wie etwa der Bau des Tschirganttunnels.

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