Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ortsumfahrung Oetz als ersten Schritt

Angesichts der Verkehrszahlen im Ortsgebiet sei eine Umfahrung „alternativlos“, sagt Bürgermeister Hansjörg Falkner

Der Verkehr im und durch das Ötztal steigt stetig. Besonders betroffen ist die Gemeinde Oetz. Die Zahlen sind mehr als deutlich. Knapp 14000 Fahrzeuge passieren an durchschnittlichen Werktagen den Ort – und in wenigen Jahren könnte die Gemeinde laut Prognosen eine Verkehrszunahme von 32 Prozent erleben. Um eine Entlastung zu erzielen, strebt die Gemeinde nun die lang umstrittene Ortsumfahrung an.
10. November 2020 | von Friederike Hirsch
Ortsumfahrung Oetz als ersten Schritt
Schon heute fahren bis zu 14000 Fahrzeuge an einem Werktag durch Oetz. In 15 Jahren könnte die Zahl um 32 Prozent steigen. RS-Foto: Hirsch
Von Friederike Hirsch

Im Rahmen der Mobilitätsstrategie Ötztal 2030 wurden umfangreiche Datenerhebungen durchgeführt und das gewonnene Zahlenmaterial von Experten analysiert. „Die Fachleute haben uns eindeutig zu verstehen gegeben, dass eine Ortsumfahrung von Oetz alternativlos ist“, erklärt Bürgermeister  Hansjörg Falkner. An starken Wintertagen schwillt die Zahl der Fahrzeuge auf 20000 pro Tag an, wenngleich der Urlauberreiseverkehr nicht das größte Problem ist. Die tägliche Grundlast verursacht der Alltagsverkehr. Selbst in Corona-Zeiten stellte sich kein merklicher Rückgang ein. Die Zählstelle Ötztal registrierte am 20. Mai etwa 12740 Kraftfahrzeuge. Die Prognosen von Verkehrsplaner Helmut Köll sehen düster aus: „Wir haben in Oetz einen Anstieg der Verkehrsfrequenz bis 2035 um 32 Prozent errechnet.“ Weitere Erkenntnis der Verkehrsexperten: Selbst bei massivsten Investitionen in den öffentlichen Verkehr ließe sich im Idealfall nur der derzeitige Status quo beibehalten. Aufbauend auf diese Erkenntnisse verfolgt die Gemeinde Oetz nun das Projekt einer Ortsumfahrung.

CHANCEN FÜR DEN ORT. Noch vor wenigen Jahren klangen die Töne aus Oetz ganz anders. Eine Ortsumfahrung wurde vor allem von den Touristikern strikt abgelehnt. Gastronom und Obmann des Ortsausschusses Oetz, Roland Haslwanter: „Vor drei oder vier Jahren habe ich anders darüber gedacht. Die Analysen der Experten aufgrund der Mobilitätsstrategie 2030 haben mich zum Umdenken gebracht. Der Ortsausschuss Oetz steht zu 100 Prozent hinter dem Projekt der Ortsumfahrung.“ Die Trendwende der Touristiker und Wirtschaftstreibenden in Oetz basiert nicht zuletzt auf der Idee einer attraktiven Ortskerngestaltung. „Wir sehen die Ortsumfahrung als einzigartige Möglichkeit, das Ambiente innerhalb des Ortes für die Zukunft wesentlich zu verbessern. Davon profitieren sowohl die Bevölkerung als auch Besucher und die heimischen Wirtschaftstreibenden“, betont der Oetzer Gemeindechef. Denkbare Optionen sind etwa eine Begegnungszone in Kombination mit verkehrsberuhigten Bereichen, die Inszenierung eines neuen Dorfplatzes oder die Schaffung von einheitlichen Gastronomiezonen im Außenbereich. Zudem sollen die Besonderheiten des historischen Dorfkerns sichtbarer werden.

DER LANGE WEG ZUR UMFAHRUNG. „Vorhaben dieser Größenordnung passieren nicht von heute auf morgen. Im ersten Schritt wollen wir mit dem Land Tirol über Verkehrslösungen und Finanzierungen sprechen“, so Falkner. Im Ortsausschuss des Ötztal Tourismus sowie im Gemeinderat gibt es bereits gültige Beschlüsse für ein grundsätzliches „Ja“ zur Umfahrung. Diese Einigkeit ist wichtig, um mit dem Land Tirol in Verhandlungen zu treten. „Sollten wir vom Land Tirol grünes Licht bekommen, dann erst können wir die ersten Machbarkeitsstudien in Auftrag geben“, erklärt der Bürgermeister. „Und natürlich müsste sich das Land maßgeblich an der Finanzierung beteiligen“, so Falkner weiter. Gemeinsam mit der Bevölkerung wollen man die nächsten Schritte planen und natürlich müsse man auch alle anderen Player im Tal mit ins Boot holen. Schließlich ist der Verkehr kein ausschließliches Problem der Gemeinde Oetz. „Unser gemeinsamer Ziel muss sein, dass wir bis 2030 eine klare Richtung für das ganze Tal haben“, sagt Falkner. Auf den Zeithorizont, ab wann es eine Umfahrung für Oetz geben könnte, angesprochen, sagt der Bürgermeister: „Es ist ein Jahrhundertprojekt und wird in der Umsetzung sicher bis zu zehn Jahre dauern. Mein Wunsch ist, dass es nach der nächsten Gemeinderatsperiode abgeschlossen ist.“ Bis dahin sollen kurzfristige Maßnahmen eine Erleichterung der Verkehrslast bringen. Andreas Knapp von der GemNova: „Dazu gehören etwa der weitere Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs durch Verdichtung beziehungsweise Ausdehnung der Betriebszeiten, Einführung von Carsharing-Angeboten, Ausbau der autofreien Anreise für Gäste oder die Bevorzugung des öffentlichen Nahverkehrs und des Radverkehrs.“
Ortsumfahrung Oetz als ersten Schritt
Mit einer Ortsumfahrung und einer attraktiven Ortskerngestaltung will die Gemeinde Oetz die Lebensqualität erhalten und verbessern. Visualisierung: Jürgen Furchtlehner

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