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„Sind keine Berufsquerulanten“

ÖBB-Anrainer holen sich Unterstützung von Liste Fritz für Lärmschutzmauer

Die Liste Fritz tourt gerade für drei Wochen durch Tirol und trifft dabei Firmen, Organisationen und Privatpersonen zu Gesprächen. Im Bezirk Imst setzten sich Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider und Landtagsabgeordneter Markus Sint mit jenen Anrainern der Bahnstrecke in Silz zusammen, die sich schon seit Jahren für die Errichtung einer Lärmschutzmauer stark machen. Ende September findet indes das nächste Gespräch zwischen Anrainern, Gemeinde und ÖBB statt.
20. Juli 2021 | von Martin Grüneis
„Sind keine Berufsquerulanten“
Die Lärmbelastung am Bahngleis in Silz ist hoch, wie der Landtagsabgeordnete Markus Sint und Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider von der Liste Fritz zeigen. RS-Foto: Dorn
Von Agnes Dorn

Das Land hätte schon lange ein Budget für dieses Projekt auf die Seite gelegt und auch von der ÖBB gibt es ein klares Ja, nur die Gemeinde würde blockieren, versteht Landtagsabgeordneter Markus Sint von der Liste Fritz den negativen Gemeinderatsbeschluss aus Silz nicht. Jede Woche würde in Tirol ein Mensch an den Folgen von krankmachendem Lärm sterben und dieses Problem müsste man bestmöglich in den Griff bekommen, so der Landtagsabgeordnete. „Die Anrainer sind keine Berufsquerulanten, sondern werden von der Gemeinde für dumm verkauft und im Kreis geschickt. Dass einem da das Messer im Sack aufgeht, ist ja logisch“, versteht Sint den Ärger und fordert ein diesbezügliches „Machtwort“ vom Landeshauptmann oder seiner Stellvertreterin. „Es geht auch um die volkswirtschaftlichen Folgekosten. Jeder Anrainer, der krank wird, kostet ein Vielfaches vom Lärmschutz.“ In den nächsten Jahren würde der Verkehr weiter zunehmen, zeichnet Anrainer Stefan Gufler ein düsteres Bild: 180 Züge täglich, davon 30 Güterzüge allein in der Nacht würden laut ÖBB in den nächsten Jahren durch Silz fahren. An seiner Mauer hätte er schon Lärm von 100 dB gemessen, so Gufler. Und in einem sind sich die Befürworter der Lärmschutzmauer ein: Der Lärm mache krank und habe einigen von ihnen schon ärztlich bestätigten Tinnitus sowie andere chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck eingebracht. Laut der Lärmschutzmessung der ÖBB gebe es bei mindestens 51 Häusern Grenzwertüberschreitungen und um die 70 dB in der Nacht. „Eine Lärmschutzmauer ist machbar, sinnvoll und wirkt. Jede dritte Familie hätte eine deutlich spürbare Entlastung“, sieht Sint die Lösung klar vor sich. 

BAUEN IM GRENZWERT. Doch von Seiten der Gemeinde gibt es einige Gegenargumente: So unter anderem auch dieses, dass bei weitem nicht alle Anrainer für eine Mauer vor dem eigenen Garten wären und man diese aber nur auf der ganzen Strecke realisieren könnte. „Die Gegner werden von der Gemeinde stark gemacht“, kontert da Gufler. Doch die Stimmen der Gegner hört man kaum. Wohl deshalb, weil sie weniger gut organisiert sind als die Befürworter, wie eine direkte Anrainerin der Bahntrasse (Name der Redaktion bekannt) vermutet: „Es gibt genügend, die das nicht wollen, die nicht auf so eine hohe Mauer schauen wollen. Ich persönlich bin durch den Zug überhaupt nicht beeinträchtigt, weder am Tag noch in der Nacht.“ Doch auch ihr Argument, dass alle gewusst hätten, worauf sie sich damals einließen, viele erst nach dem zweigleisigen Ausbau gebaut und auf Ausgleichsansprüche dezidiert verzichtet hätten, zählt für Sint nicht. „Wer den Lärm als Problem noch in Frage stellt, lebt in einer völlig anderen Welt. Heute wäre es nach der Tiroler Bauordnung gar nicht mehr möglich, hier zu bauen.“ Baugründe gibt es hier übrigens trotzdem noch. Vizebürgermeisterin Daniela Holaus versteht indes nicht, warum die Befürworter gerade jetzt wieder mobil machen. „Es wundert mich, dass es jetzt einen Pressetermin gegeben hat, wo man sich eigentlich schon auf einen weiteren gemeinsamen Gesprächs-termin geeinigt hat.“ Denn nachdem die Bezirkshauptmannschaft eine Aufsichtsbeschwerde der Anrainer abgewiesen hat, findet nun auf Anraten der Bezirkshauptfrau am 29. September ein Gespräch mit Vertretern von ÖBB, Lärmschutzbefürwortern und Gemeinde statt. Und vielleicht wird ja auch ein Vertreter jener Anrainer eingeladen, die sich gegen den Bau der Mauer aussprechen.
„Sind keine Berufsquerulanten“
Die Befürworter der Lärmschutzmauer haben sich politischen Beistand geholt. RS-Foto: Dorn

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