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St. Leonhard kommt nicht zur Ruhe

Anzeigen nach Volksbefragung zum Zusammenschluss

Trotz mehrfachen Gemeinderatsbeschlüssen für einen Gletscher- und Gebietszusammenschluss von Pitztal und Ötztal sprach sich eine Volksbefragung im Juli gegen das Projekt aus. Nach dem unerwarteten Ergebnis machten sich neben Diskussionen auch Wahlbetrugsaussagen im Ort breit. Nun ermittelt nach einer konkreten Anzeige die Staatsanwaltschaft Innsbruck.
4. Oktober 2022 | von Mel Burger
St. Leonhard kommt nicht zur Ruhe
Der Blick im Winter sowie im Sommer auf den Gletscher und den benachbarten Mittagskogel hat sich bei einigen Bürgern verfinstert, machen gerade die Nachrichten über möglichen Wahlbetrug der Gemeinde zu schaffen. RS-Foto: Burger
Brachte die Volksbefragung zum Tourismusprojekt „Gletscherehe“ in St. Leonhard ein sehr knappes aber aussagekräftiges Ergebnis gegen einen Zusammenschluss, so waren die einen überrascht von der Auszählung und andere in ihrem Denken bestätigt. Nur fünf Stimmen stoppten (vorerst) das Projekt mit einer Investitionssumme von über 100 Millionen Euro. Sprach Vizebürgermeister Phillip Eiter von einem sehr engen Wahlergebnis und keiner klaren Aussage, so erkannte Bürgermeister Elmar Haid dies als Fingerzeig der Bevölkerung, die nicht gegen den Tourismus ist, sondern der den vorherrschenden, familiären Tourismus schätzt und daran festhalten möchte.  Kein Stillstand, sondern Verbesserungen und Neuerungen zur Qualität der Marke Pitztal im Winter, aber auch vor allem im Sommer sollen gemacht werden.

ZUKUNFT. Mit Rad- und Bikestrecken, aber auch mit Sommerveranstaltungen soll unter anderem Leben ins Tal gebracht werden und das naturbelassene Fleckchen St. Leonhard zur Erholungsoase vieler Stamm- und neuer Gäste werden. Nach einem kompletten Stopp von Seiten der Gletscherbahnen nach dem negativen Ausgang der Volksbefragung gab es im Ort einige Diskussionen, die nun im Schock über Ermittlungen durch die Staatsgewalt verstummten. Wurden am 17. Juli diesen Jahres 348 Stimmen für einen Zusammenschluss gezählt und fünf Stimmen mehr gegen das Projekt, so wurden nun 22 Wahlkarten des Wahlbetrugs beschuldigt. Ohne je darüber Stellung genommen zu haben, welcher Art diese angezweifelten Wahlkarten, für oder gegen die Gletscherehe, sind, erklärte Mag. Hansjörg Mayr, Leiter der Pressestelle der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, dass eine Anzeige wegen Verdacht auf Wahlbetrug eingegangen sei.

ANSCHULDIGUNG. Der dringende Tatverdacht besteht, dass Wahlkarten von anderen Personen ausgefüllt und Unterschriften gefälscht wurden, was einem Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung gleich kommen würde. Bürgermeister Elmar Haid erklärte sichtlich betroffen gegenüber der RUNDSCHAU: „Es ist mit Sicherheit was dran, jedoch handelt es sich um laufende Ermittlungen, die nun durch Befragungen aller beteiligten Personen geklärt werden müssen“. Elmar Haid, seine Gemeinderäte und die gesamte Wahlkommission werden gemeinsam die Ermittlungen, die laut Mag. Mayr noch einige Wochen dauern können, in bestmöglicher Weise unterstützen, um schnellstmöglich zu einem Ergebnis zu kommen.

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