Die Lektüre der Tagesordnung für die jüngst vergangene Sitzung des Tarrenzer Gemeinderats verursachte auf den ersten Blick keinen dramatischen Anstieg des Blutdrucks. Letztlich sollte es doch anders kommen. Die Einrichtung einer Einbahnregelung einschließlich einer Begegnungszone und das Versäumen eines Hauskaufes ließen die Wogen ziemlich hoch gehen.
Nicht so ganz glatt war die See auch bei der Frage nach dem Kostenersatz des Bürgermeisterausflugs 2019 nach St. Petersburg. Die meisten Tagesordnungspunkte gingen bei der von Bürgermeister Köll gut vorbereiteten und strukturiert geleiteten Sitzung einstimmig über die Bühne. In seinem Bericht konnte der Bürgermeister über die Verbesserung der Busverbindung Imst-Nassereith berichten, auch der unter Punkt drei vorgetragene Bericht des Überprüfungsausschusses, eine oft recht heikle Thematik, war rasch abgehakt. Die Verordnung zur Tiroler Freizeitwohnsitzabgabe wurde ebenso hingenommen.
Die Verordnung der Einbahn Trujegasse-Mittergasse samt zugehöriger Begegnungszone fand die grundsätzliche Zustimmung auch der Opposition. GV Kilian Tangl warf allerdings ein, Anrainer nicht in die Entscheidungsfindung miteinbezogen zu haben. Der Bürgermeister konterte damit, dass eine Ausnahmeregelung für drei Betroffene eingerichtet worden sei. Ganz offensichtlich reichte das nicht zur Zufriedenheit aller, ganz und gar nicht. Die Auseinandersetzungen wurden in diesem Punkt höchst emotional geführt. Besonders der ehemalige Gemeinderat Albin Prantl ereiferte sich lautstark. Eine Wortmeldung zum besagten Thema Einbahnregelung wurde dem Landwirt seitens Bürgermeister verwehrt. Beim Thema neue Arztpraxis in der Mittergasse konnte Prantl dann nicht mehr schweigen, legte stehend und in eindeutiger Wortwahl Beschwerde gegen die regierende Bürgermeisterfraktion ein und verließ nach Androhung des Verweises den Saal. Medienberichten zur Folge beschwerte sich der Tarrenzer Landwirt gegenüber Pressevertretern weiter über das Verhalten des Bürgermeisters, der als Bezirksbauernobmann den ansässigen Landwirten das Leben schwer mache. Die Kritik am Bürgermeister wurde, wenn auch moderater seitens der fünf Mandatare der „Aktive Liste Tarrenz“, fortgesetzt. So hätte durch einen Hausankauf und den Abriss des Gebäudes ein Parkplatz neben der Arztpraxis entstehen können und die Parkplatznot hätte ein Ende genommen. Zwar hätte es einen Ankaufs–Grundsatzbeschluss gegeben, allerdings wäre der letztliche Quadratmeterpreis einschließlich Abrisskosten bei 300 Euro gelegen, einfach zu teuer, so hingegen der Bürgermeister.
Wie zu erwarten war, gab es unterschiedliche Auffassungen über die Kostenübernahme von 1.700 Euro für die Teilnahme von Bürgermeister Köll an der Reise der Bezirk Imst-Bürgermeister nach St. Petersburg. Seitens der Opposition hieß es da: „Und wieso soll man einem Bürgermeister, der eh ein Gehalt bekommt, auch noch einen Urlaub aus der Gemeindekasse genehmigen?“ Andererseits wurde mit Aufwand und Verantwortung des Bürgermeisters argumentiert. Faktum ist im Übrigen, dass der Bürgermeisterposten kleiner Gemeinden in Tirol nicht unbedingt besonders begehrt ist und das Gehaltsschema der Dorfchefs öffentlich aufliegt. Der Kostenübernahme wurde bei vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen zugestimmt.