Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

So war es früher – Ausgabe Imst (KW20/2021)

Im Jänner 1926 grassierte im Weiler Unterried bei Längenfeld die Infektionskrankheit Typhus.
18. Mai 2021 | von Gudrun Praxmarer, Chronik Längenfeld
So war es früher – Ausgabe Imst (KW20/2021)
Foto: Gudrun Praxmarer, Chronik Längenfeld
Der Amtsarzt Dr. Ladislaus Torre stellte bei sechs Parteien – insgesamt bei 19 Personen – die Krankheit fest. Über seine Anordnung wurde die Schule in Unterried gesperrt und Quarantäne angeordnet. Die vier Verstorbenen des Weilers waren Antonia Holzknecht geb. Schöpf (40 Jahre alt, sie hinterließ sechs minderjährige Kinder), Agnes Holzknecht (27 Jahre), Agnes Schöpf (73 Jahre) und Erwin Schöpf (18 Jahre). Nachruf im Tiroler Volksbote 1926: „Das neue Jahr hat für uns wenig glückverheißend begonnen. Der Typhus hat aus manchen Häusern in Unterried ein ganzes Spital gemacht. Wohl durch das Wasser entstanden, ist er fast gleichzeitig in vielen Familien aufgetreten. Ein junges blühendes Menschenleben ist dieser Krankheit zum Opfer gefallen. Ein frischer Bursch mit 18 Jahren wars, die Freude und Hoffnung seiner Eltern. Seit Gründung des Burschenvereines war er dabei. Und sie hatten ihn gern, den lustigen Erwin. Er muss wohl oft um eine glückselige Sterbestunde gebetet haben; denn obwohl es eigentlich plötzlich abwärts ging, hatte er die große Gnade, wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbesakramente seine junge Seele auszuhauchen. Und vom Hause und vom ganzen Dörflein durfte niemand ihn zur letzten Ruhe begleiten. Aber das Begräbnis in Längenfeld war schön. Die Musik des Ortes rückte aus und der Burschenverein zog mit Fahne und brennenden Kerzen ihrem lieben toten Kameraden entgegen. Nachdem sich die Fahne dreimal zum letzten Gruß gesenkt hatte, schloss sich das Grab über diese junge Menschenblüte. Auf Wiedersehen, lieber Erwin, rufen die Kameraden entgegen.“

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben