Von Mel Burger
Mit Stirnlampen, wetterfester Kleidung und viel Adrenalin in den Adern starteten die Läufer dreier Kategorien beim Pitz Alpine Glacier schon um 23 Uhr, um früh morgens nicht nur dem Sonnenaufgang in einer spektakulären Kulisse entgegenlaufen zu können, sondern auch um die ersten wichtigen Höhenmeter der längsten Etappen von 106, 90 und 62 Kilometer so früh wie möglich erklommen zu haben. Konnten sich die Läufer der vier weiteren Bewerbe im Tal noch einmal am Samstagmorgen von 3 Uhr bis 7 Uhr beim Athletenfrühstück über die Stecke austauschen, hatten jene der längeren Disziplinen schon ihre ersten Checkpoints hinter sich. Die Kategorie „P45 Glacier“ legte bereits um 5 Uhr bei stockfinsteren Verhältnissen nach, die weiteren Gruppen folgten im Laufe des Vormittags.
VERANSTALTER. Die Organisationsteams des Tourismusverband Pitztal und der Laufwerkstatt Innsbruck bewiesen auch beim neunten Glacier Trail ihr organisatorisches Talent. Zahlreiche Betreuer und Helfer standen in der in Mandarfen eingerichteten Trailcity mit Zielgelände und Trackingstation, aber auch am Berg und an wichtigen Punkten auf der ganzen Strecke im Einsatz. Um den Samstag auch für die Zuschauer und Begleitpersonen interessant zu gestalten, liefen auch die Langstreckenteilnehmer als Zwischenstation mehrfach durch das Zielgelände, wo schon ab 10 Uhr die ersten Finisher der Kurzstrecken erwartet wurden. Mussten die Teilnehmer der Königsdisziplin P105 und des zweitlängsten Bewerbs P90 nach einem kurzen Griff zu isotonischen Getränken sofort in Richtung Arzler Alm weiterlaufen, konnten sich die restlichen Teilnehmer nach ihrem Zieleinlauf in der Versorgungsstation mit verschiedensten Getränken und Snacks verwöhnen lassen.
ZEICHEN SETZEN. Wie sooft im Pitztal, wurde auch bei diesem Event darauf geachtet, im Sinne der Nachhaltigkeit zu arbeiten und auf Müll so gut als möglich zu verzichten. Deshalb wurde gerade im Zielbereich darauf geachtet, dass Mehrwegbecher und Geschirr verwendet wurde. Auch an den Versorgungsstationen konnten die für jeden Läufer bereitgestellten Getränke-Cups aufgefüllt werden. Ebenfalls wurde darauf geachtet, dass die Läufer das Verpackungsmaterial ihres Proviants wieder mit ins Tal nahmen. Da für die Königsklasse – den „Salomon Ultra“ mit 106 Kilometern Länge und 6100 Höhenmeter – der Start aber auch der Zieleinlauf in den Nachtstunden stattfand, bedurfte diese besondere Situation akribische Vorbereitungen, die leider in der puncto Sicherheit am Samstag um 18 Uhr für den Abbruch sorgte. Aufgrund einer drohenden Gewitterfront, die aufzog, wurden die Läufer des P105, die sich noch nicht auf der letzten Etappe befanden, abgefangen.
SICHERHEIT. Die Sportler die sich schon im letzten Teil befanden, durften die volle Distanz zwar beenden – der letzte Finisher mit Begleitläufer kam völlig durchnässt um 21.30 Uhr im Ziel an – die Sportler, die zurückgehalten werden mussten, wurden aber in der Sonderwertung „Abbruch“ gelistet. Die absolute Sensation lieferten drei Damen in den Bewerben „P45 Glacier Trail“ und „P60 Trail Experience“. Die österreichische Vorjahressiegerin Marie-Luise Mühlhuber gewann die 62 Kilometer Bergstrecke nicht nur als erste der Frauen, sondern hatte sogar etwas mehr als zehn Minuten Vorsprung vor ihren männlichen Mitstreitern. Die schwedischen Schwestern Sanna und Lina El Kott Helander konnten zudem nicht nur ihren Sieg vom Vorjahr über die 45 Kilometer Gletscherlauf wiederholen, sie schafften es zudem ihren „männlichen Verfolgern davonzulaufen“ und im Sinne der Sportverbundenheit Hand in Hand ins Ziel zu springen. Mit Sicherheit verspricht auch der Jubiläumslauf im nächsten Jahr wieder viele Highlights und ein besonderes Wochenende für Läufer, Teams und deren Begleiter im hinteren Pitztal.