Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

„Ich bin ein absoluter Defense-Spieler“

Philip Seelos aus Tarrenz: Football-Rohdiamant in Diensten der Raiders

Eigentlich war er ja Fußballer, aber als ihn seine Eltern einmal zu einem Spiel der Swarco Raiders mitnahmen, war es um ihn geschehen. Philip Seelos hat Football lieben gelernt, so sehr, dass fast sein ganzes Leben danach ausgerichtet wird. Mittlerweile spielt er auch als Kapitän im österreichischen Nationalteam, und hat noch höhere Ziele. Die RUNDSCHAU besuchte Philip in seinem Elternhaus in Tarrenz.
18. April 2023 | von Albert Unterpirker
„Ich bin ein absoluter Defense-Spieler“<br />
Eine Familie, die nicht nur im Football-Leben zusammenhält: Martin und Pamela Seelos, Philip und seine Schwester Anna-Lena. RS-Foto: Unterpirker
Von Albert Unterpirker

So schnell kann es gehen. Seit er vier Jahre alt war, schnürte Philip Seelos beim FC Tarrenz seine Fußballschuhe. Mit zehn Jahren wurde er am Muttertag von Mama und Papa quasi nach Innsbruck entführt, zu einem Spiel der Swarco Raiders. Während seine Eltern früher schon öfters mal ein Football-Spiel besucht hatten, sollte es für ihn das erste Mal sein. Bis zu diesem denkwürdigen Tag hatte er rein gar nichts mit dieser Sportart am Hut, nicht mal im Fernsehen hatte er sich bis dahin ein Spiel angesehen. Aber irgendwie fing Philip gleich Feuer. Nach der Partie in Innsbruck sei er vom Football ziemlich beeindruckt gewesen. Sukzessive flachte sein Interesse am Fußball ab, und nach dem ersten Probetraining bei den Raiders „hat es mir voll getaugt“, sagt Philip, „dann war es aus mit mir!“ Mittlerweile lebt er diesen Sport, an seiner Entscheidung habe er nie mehr gezweifelt. „Football ist ein sehr physisches Spiel, auch die Taktik fasziniert mich“, erzählt der 15-Jährige, und fügt schmunzelnd an: „Ich muss manchmal mehr Spielzüge lernen, als für die Schule.“ Beispiel gefällig? Rund 110 ‚Plays’  musste er in seiner ersten Saison lernen, wobei seine Trainer ihn sowohl in der Defense, als auch in der Offense einsetzten. Aber: „Ich bin ein absoluter Defense-Spieler“, sagt der Gurgltaler, „ich finde das generell cooler, da muss man seinen Job machen.“ Nachsatz: „Wenn man diesen nicht macht, hat der Gegner gleich einen Raumgewinn.“

GOLD & USA. Bei den Raiders absolvierte er mit der U11 die ersten Spiele. Den manchmal durchaus heftigen Körperkontakt beim Football – ab zehn Jahren wird Vollkontakt gespielt – sieht er „nicht so schlimm“. Verletzungen gehören da fast automatisch dazu. Trotz alledem wurde er von größeren Malheuren bisher verschont. Vor zwei Jahren ereilte ihn allerdings zweimal kurz hintereinander ein Fingerbruch. Dafür konnte er mittlerweile tolle Erfolge feiern. So avancierte er mit den Raiders dreimal zum österreichischen Vizemeister. Heuer verlor man das U14-Finale gegen die Vikings aus Wien denkbar knapp mit 14:16. „Wir haben aber super gespielt“, sagt der Tarrenzer. Tja, und dann hatte Philip noch die glanzvolle Ehre, das U14-Nationalteam als ‚Speaking Captain’ aufs Feld zu führen. Wenn alles klappt – und davon darf ausgegangen werden –, wird er im Herbst Österreichs Fahnen mit dem U16-Nationalteam vertreten. Im rot-weiß-roten Dress spielt er übrigens in der Defense. Ein großes Ziel sei nun, die Goldmedaille in diesem Jahr mit dem Raiders-U16-Team zu holen. Und ein Platz später in der Kampfmannschaft wär’ was, oder? „Klar“, sagt er, erklärt aber gleich  selbstbewusst: „Am besten davor schon in die USA (zu einem NFL-Team)!“

SUPPORT. Sorgen um fehlenden Support braucht er sich jedenfalls nicht machen. „Meine Eltern unterstützen mich extrem, da bin ich echt froh darüber“, freut sich Philip, der im Innsbrucker BORG zur Schule geht. Er hofft indessen auf eine Aufnahme in das Sport BORG. „Das ist ein absoluter Wunsch!“ Alles könne dann speziell auf Football abgestimmt werden, und: „An den Noten oder am Sportlichen kann es nicht scheitern.“ Also sollte einem solchen Wechsel nichts entgegenstehen. Jetzt wohnt er im Bauernbundheim in Innsbruck. Früher waren seine Eltern drei- bis viermal pro Woche mit ihm zum Training in die Landeshauptstadt und zurück gefahren. Ein Aufwand, der beträchtlich war. Übrigens: Vor seinem Engagement bei den Raiders fragte er bei den Telfs Patriots an, da hätte er aber mit seinen damaligen zehn Jahren in einem U15-Team mitspielen sollen. „Bei den Raiders bin ich dann mit offenen Armen aufgenommen worden“, blickt der Corner Back zurück. Ach ja, überhaupt ist die Familie Seelos voll ins Tiroler Football-Geschehen eingebunden. Sein Vater Martin ist u.a. Präsident des Tiroler Football Verbandes, und seine Mama Pamela tritt bei den AFL & ELF-Heimspielen in Innsbruck als Maskottchen „Birdy“ auf. Seine Schwester Anna-Lena (17), filmt, und hilft ebenfalls mit, wo es geht: „Ich find’s volle lässig, was er macht“, sagt seine Schwester, die bisher bei jedem seiner Spiele dabei war. Bei soviel vorbildhafter Unterstützung macht das Football-Spiel freilich noch mehr Freude ...

 
„Ich bin ein absoluter Defense-Spieler“<br />
Philip im Dress des österreichischen Nationalteams. Foto: Pamela Seelos
„Ich bin ein absoluter Defense-Spieler“<br />
Anna-Lena und Philip gaben dem RUNDSCHAU-Reporter eine kleine Football-Lesson. RS-Foto: Unterpirker
„Ich bin ein absoluter Defense-Spieler“<br />
Philip agiert entweder als Corner Back, oder als Outside Receiver, und erhielt bei den Raiders bereits mehrfache Auszeichnungen, darunter einmal als Team-MVP (wertvollster Spieler des Teams). RS-Foto: Unterpirker

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben