Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Mein Handy ist explodiert“

David Schnegg spielt als erster Oberländer in der italienischen Serie A

Man sagt dazu Transfer-Bombe – und sie schlug nicht nur im Oberland gediegen ein: David Schnegg, der bei Schönwies/Mils das Fußballspielen erlernte, wechselt von Wattens nach Italien in die Serie A zu Aufsteiger Venedig. Hammer! Die RUNDSCHAU traf sich mit David zu einem Gespräch – und musste richtig staunen.
21. Juni 2021 | von Albert Unterpirker
„Mein Handy ist explodiert“
2017 spielte David Schnegg noch für Schönwies/Mils (rote Dress) hier gegen Imst, ...
Von Albert Unterpirker

RUNDSCHAU: David, wie ist der Connect zur Serie A nach Venedig zustande gekommen?
David Schnegg: Venedig hat sich schon im Winter bei meinem Berater gemeldet, einige Scouts haben mich damals bereits (bei Wattens, Anm.) beobachtet. Im Dezember war aber eigentlich die Serie A gar noch nicht so das Thema, es sind auch andere Angebote gekommen (unter anderem Deutschland, Österreich und Italien). Schlussendlich ist mir Venedig aber immer sympathischer geworden, weil sie sich wirklich um mich richtig bemüht haben. Dann hab ich zu meinem Berater (Reiner Tichy) gesagt, dass ich das machen will.

RS: Wie geht man damit um, das ist ja schon ein Meilenstein?
Schnegg: Früher war es nie so mein Ziel, Fußball-Profi zu werden und damit Geld zu verdienen. Ich hab eigentlich immer gespielt, weil es mir Spaß macht. Das alles hat sich jetzt irgendwie so ergeben.

RS: Wann hast du dann das erste Mal gemerkt: Hoppla, es rennt!?
Schnegg: Als ich nach Liefering gewechselt bin, hab ich gemerkt, dass es echt in eine andere Richtung gehen könnte. Und die Zeit beim LASK war vielleicht nicht das beste Jahr, aber ich habe bei diesem Verein so viel gelernt, auch von den Spielertypen her – wie etwa Emanuel Pogatetz. Bei Wattens war es zum Beispiel Zlatko Dedic. Da hab ich alles aufgesaugt, was irgendwie gegangen ist. Zum Beispiel, was es heißt, die richtige Einstellung zu haben. Das Mindset ist das A und O im Fußball, vieles geht einfach vom Kopf aus. In den letzten zwei Jahren hab ich richtig in meinen Kopf reinbekommen, was es heißt, Fußball-Profi zu sein – und was da alles dazugehört.
„Mein Handy ist explodiert“
... wenige Monate später war er bei Imst (l., hier gegen Völs) engagiert. RS-Fotos: Unterpirker
RS: Wer geht mit dir nach Venedig?
Schnegg: Ich gehe allein dorthin. Ich bin ein Mensch, der auch mal sehr gerne alleine ist. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen egoistisch: Aber ich kann mich voll auf meine Fußball-Karriere konzentrieren.

RS: Du hattest zuletzt viele Termine…
Schnegg: Ja, in Venedig etwa musste alles wegen der Wohnung und dem Auto dort geklärt werden. Und als Venedig den Wechsel grad öffentlich gemacht hat, hatte ich beim Handy den Flugmodus reingetan, und nach eineinhalb Stunden, als ich es eingeschalten hab, ist mein Handy explodiert. Es waren sehr viele Leute, die geschrieben und angerufen haben. Leute, mit denen ich früher in der Schule war oder die ich von der Arbeit her kannte.

RS: Hunderte also…
Schnegg (schmunzelt): Das reicht nicht ...

RS: Okay, zurück zum Fußball: Du wirst jetzt Ronaldo treffen, als Gegner am Rasen…
Schnegg: Stimmt. Ich hoffe, dass er bei Juventus bleibt, ich würd schon gerne gegen ihn spielen. Aber es gibt ja noch andere Stars – allein bei den Stürmern, wie Lukaku, Immobile, Insigne, aber ich denk da jetzt keine Sekunde drüber nach. Ich seh das relativ gelassen. Meine Einstellung ist auch, dass man nur besser werden kann, wenn man gegen gute Leute spielt.

RS: Was sagt das Elternhaus zum großen Wechsel nach Italien?
Schnegg: Die freuen sich natürlich ebenso. Aber es hat sich mittlerweile ein bisschen normalisiert. Ich bin ja mit 18 Jahren von daheim ausgezogen, als ich nach Wattens gegangen bin, da hab ich dann schon alleine gewohnt. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Wenn ich an Mama denk: Meinen Bruder (Lukas) hat sie am Vormittag zum Training gefahren, mich hat sie am Nachmittag zum Training gefahren – den ganzen Tag war sie mit der Arbeit und mit uns hin- und herfahren beschäftigt.

RS: Jetzt sieht sie, dass ihre Fürsorge etwas gebracht hat…
Schnegg: Tja, als ich es in Innsbruck (Akademie) lassen hab, war halt quasi auch alles umsonst (lacht), da war ich dann wieder in Schönwies, und hab gesagt: Das war nicht meins. Aber dann ist alles plötzlich wieder gekommen. Innerhalb von drei Jahren hat sich jetzt wirklich viel getan.

RS: Wo wirst du in Venedig leben?
Schnegg: Ich bin noch am Entscheiden, ob ich in Mestre (Vorort) oder mitten in Venedig wohnen will. In Venedig wäre es voll lässig zu leben, aber es ist da ein bisschen schwierig. Ich hab mit ein paar Spielern gesprochen, die wohnen auch dort. Es gibt dort mittlerweile keine Supermärkte mehr, alles nur mehr Restaurants, Souvenir-Shops etc. Mal schauen, was es wird.

RS: Ziele und Wunsch?
Schnegg: Ich gehe ganz klar mit dem Kopf da runter, dass ich von der ersten Partie weg spielen kann und Stammspieler werde. Sonst kannst du das eh nicht machen, das ist in meinem Kopf jetzt so drin. Viel weiter denke ich nicht.

RS: Venedig soll ja ein neues Stadion bekommen, wie viele Zuschauer gehen in das derzeitige rein?
Schnegg: Das ist nur ein ganz kleines Stadion mit etwa 14000 Zuschauern Fassungsvermögen. Übrigens liegt das Stadion auf einer Insel, das heißt, du musst – Heim- und Auswärtsmannschaft – mit der Fähre von Mestre aus zum Spiel fahren. Voll geil.

RS: Übrigens, was sagt denn eigentlich dein Bruder zum Ganzen?
Schnegg (grinst): Jetzt hat er das erste Mal gesagt, dass er neidisch ist, weil er auch gerne nach Italien gehen wollte – aber er freut sich natürlich für mich. Mein Bruder ist die wichtigste Bezugsperson in meinem Leben. Er ist immer für mich da, ich kann ihm jederzeit schreiben, auch in den Zeiten, wo es im Fußball nicht so gut läuft. Er kennt sich im Fußball aus, ich hab ihm viel zu verdanken. Wenn er richtig gute Spiele von mir sieht, sagt er zwar „super“, aber auch: „Das und das könntest noch besser machen!’“

RS: Danke für das Gespräch.
„Mein Handy ist explodiert“
David Schnegg beim RUNDSCHAU-Gespräch in Imst. RS-Foto: Unterpirker

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