Von Friederike Bundschuh
Samstag, 7.30 Uhr, Sölden: Es ist früh, frostig und noch ruhig im Tal, die Computer in den Kontrollstellen fahren hoch, das geschäftige Treiben fängt langsam an, die Shuttlebusse rollen an, gemächlich schlendern VIP-Besucher aus der Schweiz zur Freizeit Arena zur Akkreditierungsstelle. Ohne Covid-Kontrolle geht schlicht gar nix, es gibt mehrere Kontrollpunkte, alles klappt wie am Schnürchen. Am Rettenbachferner angekommen, bietet sich ein etwas anderes Bild, das Team rund um Pistenchef Isidor Grüner ist seit Stunden im Einsatz, das Bundesheer, Rettungsdienste und Ordnungsteams halten letzte Besprechungen ab, es herrscht geschäftiges Treiben im Zielraum. Punkt 10 Uhr startet der erste Durchgang des Riesentorlauf-Bewerbs, Stephanie Brunner (AUT) jubelt über ihren dritten Platz, die Hoffnung auf eine Medaille lebt für das österreichische Team, auch wenn nicht alles für die Damen so „glatt läuft“ wie erwartet.
IDEALE PISTENBEDINGUNGEN. Pistenchef Isidor Grüner hatte mit seinem Team wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Schon im Jahr 2020 meinte Andre Arnold: „Eine der besten Pisten, die wir je gehabt haben.“ Diese Beurteilung wurde heuer durch den ehemaligen ORF-Kamera-Fahrer, Ex-Skirennläufer Hans Knauß noch getoppt. Die RUNDSCHAU traf Andre Arnold, Hans Knauss und seinen Nachfolger als Kamerafahrer Joachim Puchner in einer der wenigen ruhigen Minuten zwischen erstem und zweitem Durchgang. Hans Knauß im Originalton: „Einfach ein Traum, es geht nicht besser! Ich hab noch nie bei Startnummer 50 so wenig Rippen gesehen, die Piste ist fantastisch gut beieinander. Es ist einfach alles geglückt und aufgegangen für dieses Wochenende. Respekt und Hochachtung an Isi Grüner, weil alles passt. Ich kenne keine andere Weltcup-Piste, die sich so verändert hat über die letzten 30 Jahre wie hier. Das ist durch den Gletscher so, es wandert alles und dadurch ändert sich auch die Struktur der Strecke. Die beiden Übergänge sind lang nicht mehr so markant, dafür ist der Steilhang viel länger geworden.“
NEUER KAMERAFAHRER. Andre Arnold stellt Joachim Puchner vor, den Nachfolger von Hans Knauß als Kamerafahrer. Er hatte vergangenes Jahr seinen ersten Einsatz: „A richtiger Beißer, der macht des guat!“ Joachim Puchner, der 2017 seine aktive Ski-Rennfahrerkarriere beendet hatte, schnallte 2020 wieder die Skier an, um dem Publikum vor der Kamera die Eigenheiten der Pisten zu erklären. Er ergänzt: „So einfach, wie das ausschaut, ist es nicht. Ich muss schon einiges trainieren, vor allem, weil ich bei allen Bewerben fahre und erkläre, also auch in der Abfahrt zum Beispiel, und die Zuschauer sollen ja im Zielraum auch noch verstehen, was ich sagen will.“
AUS DEN ERGEBNISSEN. Samstag, 23. Oktober, Damen-RTL: Zum Sieg fuhr Mikaela Shiffrin (USA), gefolgt von Lara Gut-Behrami (SUI) und Petra Vlhova (SVK). Katharina Liensberger (AUT) konnte sich über den vierten Platz freuen, auch wenn er nicht mehr am Podest war: „Ich freue mich riesig und habe schon gewusst, dass ich am Sölden-Hang noch was zu meistern habe.“ Ramona Siebenhofer (AUT) wurde Zehnte, Stephanie Brunner, nach der ersten Durchgang auf dem dritten Platz, fuhr schlussendlich auf den 17. Platz. Für sie bedeutete dies die Gewissheit, dass es wieder für die Weltspitze reicht. „Das stimmt mich positiv, jetzt heißt es dranbleiben.“ Die Erwartungen von Lokalmatadorin Franzika Gritsch erfüllten sich leider nicht, sie verpasste den zweiten Durchgang. Sonntag, 24. Oktober, Herren-RTL: Bei Österreichs Herren sorgte Roland Leitinger im ersten Durchgang für eine Sensation, fuhr er doch mit Startnummer 19 zur Führung. Final verpasste er mit einem Rückstand von sieben Hundertstel den Heimsieg und fuhr nach Marco Odermatt (SUI) zum zweiten Platz, gefolgt von Zan Kranjec (SVK). „Es fühlt sich noch nicht ganz wie ein Sieg an, ist aber ein super Ergebnis. Ich freue mich, dass sich die Arbeit über den Sommer ausgezahlt hat“, so Leitinger abschließend.