Ein vorbildliches Engagement gibt es beim Taekwondo-Verein in Silz. Aufmerksam und liebevoll leitet dort Johanna Wagner seit vielen Jahren die Kurse, mit dabei sind neben einigen Kindern und Jugendlichen auch etliche Integrationsmenschen von der Lebenshilfe Imst und Telfs. Kürzlich gab es in der NMS-Turnhalle großes Kino für die Beteiligten, stand doch eine Gürtelprüfung seitens des Tiroler Verbandes am Programm. Dementsprechend spannungsgeladen war die Atmosphäre.
Von Albert Unterpirker
Es war mucksmäuschenstill in der Halle. Gespannt waren alle Augen auf jenen Herrn gerichtet, der den Ablauf der anstehenden Gürtelprüfung, die gleichzeitig eine Leistungsschau darstellte, erklärte. Christian Huber, Generalsekretär vom Tiroler Taekwondo-Verband und internationaler Prüfer, versuchte indessen, etwas die Anspannung bei den Teilnehmern zu lösen. „Da pumpert jetzt das Herz ganz nett, gell“, schmunzelte Huber in Richtung jener 20 Sportler, die kurz vor ihrem großen Auftritt standen. „Ich habe heute ja das Glück, dass ich nur bewerten brauche. Aber ihr braucht nicht nervös zu sein – ihr werdet sehen: Das Ding wird gerockt!“ Huber weiß, wovon er spricht, war der Tiroler doch selbst unter anderem bei einigen (Para-) Olympiaden als Schiedsrichter dabei. „Zu sehen gibt es heute die Basics wie Fauststöße, Block-Techniken und den Klassiker: Der gerade Fußkick“, erläuterte Huber, „diese Dinge reichen, um sich in einem Notfall erstmal zu wehren. Es geht aber hauptsächlich darum, Konflikte zu vermeiden!“ Ein wesentlicher Aspekt beim Taekwondo ist der Kampfschrei (Koreanisch: Gihap. „Gi“ steht für Lebensenergie, „Hap“ für Sammlung oder Vereinigung, Anm.). Dieser dient einerseits dem Überraschungsmoment, andererseits, um Atem-Kontrolle zu haben. Huber: „Dadurch lassen sich die Bewegungen besser koordinieren und ausführen.“ Tja, und dann ging es in Gruppen auch schon mächtig los – und was die Teilnehmer da aufs Parkett zauberten, war einfach nur sehenswert und spitze.
Mit viel Konzentration, Genauigkeit und Hingabe wurden die einzelnen Bewegungsabläufe absolviert – was den Prüfer enorm freute. „Der Applaus gehört euch! Toll gemacht! Matthias, diese Liegestützen waren ein Hammer! Und Magdalena hat den besten Schrei gehabt! Ihr habt alle den Gelben Gürtel bestanden – Gratulation!“ Aber nicht nur den Gelben Gürtel galt es zu erreichen, auch einen grünen Streifen zum Gelben Gürtel (nächsthöhere Kategorie). Zu guter letzt stand der neunjährige Oskar mit seinem Formenlauf im Mittelpunkt. „Wenn er ihn schafft, hat er den grünen Gürtel“, so Huber. Und Oskar schaffte die Prüfung mit Bravour! „22 Bewegungen und alle haben gestimmt – das war extrem gut! Oskar, bleib so und du machst deinen Weg! Liebe Eltern, das, was Oskar uns heute gezeigt hat, ist hartes Training! Gratulation auch an dich Johanna für deine Sisyphus-Arbeit – und danke an die Eltern!“ Natürlich hatte die Obfrau des Silzer Taekwondo-Vereins ob der gezeigten Leistungen große Freude: „Ich habe heute eine Mordsgaudi“, so Wagner, „das war eine super Leistung von ihnen. Sie sind da mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein rangegangen – das macht mich stolz! Es macht riesigen Spaß mit ihnen zu arbeiten, sie machen eine super Entwicklung. Die Integrationsmenschen werden offener, die Kinder werden ruhiger und ausgeglichener – und sie haben Respekt voreinander. Außerdem ist die Trainingsmoral toll!“
Ziel ist es nun, bei den Tiroler Meisterschaften (mit Para-Taekwondo) in Wörgl im Juni mit einigen Sportlern dabei zu sein. Apropos: Wer Interesse hat, beim Taekwondo in Silz mitzumachen, ist dazu herzlich eingeladen.