Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Gemeinsam gegen KW-Ausbau

Bauern, Sportler und Naturschützer demonstrieren gemeinsam

Bei der jüngsten Demonstration gegen das Mega-Projekt „Kraftwerksausbau Kaunertal“ wurde offensichtlich, dass die Front gegen das TIWAG-Vorhaben durch viele Schichten der Bevölkerung geht. Denn neben den obligatorischen Umweltschützern, den Kajakfahrern und Raftern waren es auch die Agrarier und Bauern, die gegen die Ableitung der Ötztaler Wildbäche auf die Straße gingen.
4. Oktober 2022 | von Agnes Dorn
Gemeinsam gegen KW-Ausbau <br />
Auch die Wassersportszene war groß vertreten RS-Foto: Dorn
Von Agnes Dorn

Der Verein WET (Wildwasser erhalten in Tirol) organisierte vergangene Woche eine Demonstration in Sölden gegen den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal (die RUNDSCHAU berichtete). Der Einladung folgten mehr als 200 Personen, die sich aus verschiedenen Interessensgruppen zusammensetzten: Neben dem WWF, der sich schon lange gegen das TIWAG-Projekt engagiert und den Kajakfahrern waren auch zahlreiche Ötztaler gekommen, um gegen die Ableitung von 80 Prozent der Venter und Gurgler Ache zu demonstrieren. „Wir hatten schon heuer beim Trinkwasser viel geringere Quellschüttungen und die Bäche waren schon im August weg“, berichtet der langjährige Wassermeister Franz Reich von dem trockenen Sommer, der bereits ohne Ableitungen für massiven Wassermangel im Ötztal sorgte.

SÖLDENER WIDERSTAND. „Wir sind ja nicht gegen Wasserkraft, aber für nachhaltige, die auch der Bevölkerung zugutekommt. Wir geben unser Wasser nicht her“, zeigt sich Agrarobmann Reinhard Scheiber kämpferisch. Karl Riml, Obmann der Wasserkraft Sölden, berichtet darüber, dass man heute froh sei, keine zweite Leitung für das Söldener Kraftwerk an der Windache gebaut zu haben. Denn schon für die erste hätte heuer Wasser gefehlt. Und dass das geplante Mega-Projekt als Hochwasserschutz diene, sei „eine Lüge hoch drei. Das sieht man ja am Kraftwerk Tumpen, wenn der Stuibenfall vermurt.“ Dass offiziell aus Oetz und Umhausen niemand gekommen ist, sei nicht verwunderlich: „Die haben damals ein Schweigegelübde abgegeben, damit sie das Kraftwerk Tumpen bekommen.“

AUS FÜR KAJAKSPORT? Die Hauptorganisatorin der Demonstration und Sprecherin von WET, Marieke Vogt, sieht neben der ökologischen Komponente und der Gefahr, das ganze Ötztal mit den Wasserableitungen trocken zu legen, auch eine sportliche: „Das Ötztal ist explizit in ganz Europa eine der wenigen Regionen, wo noch im September und Oktober Kajakfahren möglich ist. Das ist den Tirolern gar nicht so bewusst. Kajakfahren wäre nach dem Ausbau in diesen Monaten nicht mehr möglich“, befürchtet sie ein Aus für das Eldorado der Wassersportler. Auch aus dem Kaunertal sind Demonstranten gekommen, wie Janine Hof von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Kaunertal“. Sie sieht das Land Tirol in der Pflicht, denn: „Die TIWAG ist ein landesnaher Betrieb, der sich am Land bereichert.“ Es gebe auch naturverträgliche Pumpspeicher- oder Kavernenkraftwerke, versteht Marianne Götsch vom WWF nicht, wieso die TIWAG an dem veralteten Projekt festhalte.  Es gebe außerdem neben den 95 Prozent Wasserkraft weitere Energiequellen in Tirol wie PV und Wind, die man erschließen könne und außerdem, so ergänzt Scheiber, liege auch im Tourismus als Energieverschwender Potenzial zum Stromsparen.

 
Gemeinsam gegen KW-Ausbau <br />
Rund 200 Personen demonstrierten in Sölden gegen den geplanten Ausbau des KW Kaunertal. RS-Foto: Dorn

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