Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Kopf nicht in den Sand stecken“ und „Ruhe bewahren“

24. März 2020 | von Albert Unterpirker & Daniel Haueis
Der Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Imst: Josef Huber RS-Foto: Archiv
WKO Bezirksobmann Innsbruck-Land: Patrik Weber Foto: Weber
WKO Bezirksobmann Reutte: Christian Strigl Foto: WKO
WKO Bezirksobmann Landeck: Michael Gitterle RS-Foto: Archiv

RUNDSCHAU sprach mit Bezirksobmännern der Oberländer Wirtschaftskammern



In Zeiten wie diesen ist alles nicht mehr so, wie es einmal war. Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft sowie das Leben aller mit voller Wucht und die Auswirkungen davon bekommen neben Angestellten und Arbeitern auch die Betriebe zu spüren.



Von Albert Unterpirker & Daniel Haueis



Von großen Unternehmen über Klein- und Mittelbetriebe bis hin zu Kleinstbetrieben und Einzelunternehmen, von denen es hierzulande immer mehr gibt: Die RUNDSCHAU sprach mit den Wirtschaftskammer-Bezirksobmännern über die aktuelle Lage.



Innsbruck-Land


Müssen sich die Wirtschaftstreibenden im Bezirk Sorgen machen? „Wenn diese Krise in absehbarer Zeit endet, müssen sie sich keine Sorgen machen. Außerdem sind wir dabei, Unterstützungen aufzustellen. Die Bezirksstelle ist aktiv eingebunden in die Telefon-Hotline und auch in den Verhandlungen, was das Land betrifft. Wir arbeiten alle dran, sowohl Bundes- als auch Landesweit Lösungen zu finden. Zudem waren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das ganze Wochenende erreichbar und stehen natürlich jederzeit für Fragen zur Verfügung“, verspricht Patrick Weber, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Innsbruck-Land. Die allerwichtigsten Dinge, die unter anderem zu beachten seien, sind, „dass diese Krise so rasch wie möglich über die Bühne geht und dass man alle Vorgaben einhält.“ Außerdem solle man auf Homeoffice umstellen und Kontakte so gut es geht vermeiden. „Denn umso kürzer es dauert, desto leichter tun sich die Betriebe mit den ganzen Folgen, die daraus resultieren.“ Nun hieße es, sich sehr solidarisch zeigen, der Zusammenhalt sei extrem gefordert. „Und ich würde die Bevölkerung bitten, wenn sie einen Online-Kauf tätigt, dass man bei österreichischen Unternehmen einkauft und nicht alles über auswärtige Händler bezieht.“


WKO Bezirksobmann Innsbruck-Land: Patrik Weber Foto: Weber


Reutte


„Sorgen muss sich jeder machen, aber hauptsächlich um die persönliche Gesundheit und um die Gesundheit seiner Nächsten. Die wirtschaftliche Lage ist sicherlich schwierig und angespannt, aber wir werden keinen fallen lassen! Das Paket, das geschnürt wurde (vier Milliarden vom Bund, 400 Millionen vom Land, Anm.) kann sich sehen lassen und wird sicherlich noch aufgestockt werden – wenn es notwendig ist“, sagt Christian Strigl, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Reutte. Welche Hilfestellungen hinsichtlich beispielsweise Informationen bietet die Wirtschaftskammer im Bezirk an? „Derzeit sind wir noch voll mit den Einzelberatungen beschäftigt, da sind wir die erste Anlaufstelle, wenn es etwa zu Fragen um Kurzzeitarbeit und Betriebsschließungen geht. Parallel sind wir aber am Vorbereiten, dass wir für unseren Bezirk spezielle Pakete bezüglich solcher Hilfestellungen zusammenstellen, für alle Sparten, damit wir diese Hilfestellungen gezielt an alle unsere Mitglieder ausschicken können.“ Können die Betriebe und Unternehmen weiterhin zu den Öffnungszeiten telefonischen Kontakt aufnehmen? „Natürlich, die Bezirksstelle ist jederzeit telefonisch erreichbar (wie auch alle anderen Bezirksstellen, Anm.).“ Die Wirtschaftskammer Tirol habe ohnehin momentan einen 24-Stunden-Service. Und was sind derzeit die allerwichtigsten Dinge, die Wirtschaftstreibende zu beachten haben? „Das Wichtigste ist: Alles dokumentieren! Weil ein alter Spruch besagt: Wer schreibt, bleibt. Das heißt, den Geschäfts- beziehungsweise Gewinn-Entgang so gut wie möglich dokumentieren.“ Außerdem warte man derzeit darauf, wie es seitens der Soforthilfemaßnahmen der Regierung im Detail ausschaue. „Dass dies dann relativ unbürokratisch geschehen soll, wurde uns versprochen – und das geben wir dann natürlich weiter. Bitte auch weiterhin die Nachrichten beobachten und ab und zu einen Blick auf die Homepage der Wirtschaftskammer machen – die ist topaktuell. Aber das Allerwichtigste ist: Ruhe bewahren und gesund bleiben!“


WKO Bezirksobmann Reutte: Christian Strigl Foto: WKO


Imst


„Natürlich machen sich neben größeren Betrieben auch Klein- und Mittelbetriebe derzeit Sorgen und diese Sorgen gehen in zwei Richtungen. Einerseits, wie bewältige ich das, was momentan ist – da ist jeder Unternehmer in höchstem Ausmaß gefordert. Du musst als Unternehmer jetzt ein Schiff steuern, das in die richtige Richtung steuert – und dabei aufpassen, dass es nicht untergeht. Da ist jetzt jeder bis zum Anschlag konfrontiert. Andererseits ist man nun damit auch gefordert, wie die Zukunft aussieht“, formuliert Josef „Joe“ Huber als Bezirksobmann der Imster Wirtschaftskammer. Wichtig sei es jetzt aber, „optimistisch zu bleiben“, so Huber, „denn wir gehen ja davon aus, dass dieses Drama auch mal wieder ein Ende haben wird und wir zur Normalität zurückfinden.“ Auch bei der Wirtschaftskammer Imst sei man im Homeoffice-Betrieb, „aber jederzeit für alle Anliegen der Unternehmer erreichbar!“ Auch hier sei der „Prozess der Hilfestellungen schon voll im Laufen“, sagt der Wirtschaftskammer-Obmann, „und dieser ist beinahe schon im Abklingen.“ Wie umfangreich die momentane Problematik derzeit sei, weiß Huber freilich auch: „Da kommen jetzt Themen zum Vorschein, die wir bis jetzt noch nicht gekannt haben.“ Große Herausforderungen gäbe es unter anderem auch für Tourismusbetriebe, „wenn Kunden nun Anzahlungen zurück haben wollen“, so Huber. „Es geht jetzt darum, dass man für jedes Unternehmen Finanzierungsformen findet, damit man diese Liquiditätsengpässe überbrücken kann.“ Da gehe es zum Beispiel „um Stundungen beim Finanzamt, Zins-Freistellungen bei den Banken oder um Aufnahmen von zusätzlichen Darlehen.“ Wie lautet nun das Motto und die Devise? „Kopf nicht in den Sand stecken, wir haben schon viele schwierige Zeiten gemeistert – und wir werden auch diese Krise meistern!“



Landeck


Der Landecker Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Michael Gitterle ist selbst von den Auswirkungen der Maßnahmen angesichts des Coronavirus massiv betroffen und weiß daher, wie den Unternehmern zumute ist. Sein Appell lautet: „Handelt trotz allem mit Bedacht und Vernunft. Nun sind wir gefordert zusammenzustehen, Solidarität zu zeigen. Für Konkurrenzdenken ist jetzt kein Platz. Helft euch gegenseitig, wo immer es möglich ist, auch wenn es momentan nicht nach Profit aussieht. Am Ende des Tages können daraus Lösungen entstehen, an die man nie zu denken gewagt hätte. Krisen machen uns stark! Das hatte in der Vergangenheit Gültigkeit und ich bin überzeugt, dass es auch diesmal so sein wird.“ Jetzt sei es aber auch wichtig abzuwarten, denn die Situation ändert sich laufend. Auf der Homepage der Wirtschaftskammer ist mittlerweile ein Infopoint eingerichtet, der ständig überarbeitet wird. Dort erfahren Unternehmer alles Notwendige rund um das Thema und finden auch branchenspezifische Informationen, Antworten auf häufig gestellte Fragen, Musterformulare für Ansuchen und vieles mehr: www.wko.at/corona


WKO Bezirksobmann Landeck: Michael Gitterle RS-Foto: Archiv


E-Learning


Eine Entscheidung wurde für die Teilnehmer diverser Kurse des WIFI getroffen: Der Lehrbetrieb kann aufrecht erhalten werden, denn es wurde auf E-Learning umgestellt. Die Kurse finden also wie geplant statt und jeder kann seine Zusatzqualifikation abschließen. Aus Sicherheitsgründen durften die Wirtschaftskammer-Mitarbeiter seit Montag der Vorwoche zwar keine persönlichen Beratungen mehr durchführen, doch telefonisch und per E-Mail sind sie für alle Anliegen erreichbar. „Bedenkt auch, dass jedem Ende ein neuer Anfang inne wohnt“, erklärt Gitterle zuversichtlich.


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