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Trennmoral könnte besser sein

15 Prozent des Bioabfalls der ABV muss wegen Fehlwürfen verbrannt werden

Die Menge an Bioabfall, die in den 53 Gemeinden des Abfallbeseitigungsverbands Westtirol zusammenkommt, ist beachtlich: 13000 Tonnen werden jährlich zu der Anlage in Roppen geliefert und sollten dort zu astreinem Kompost verarbeitet werden. Doch leider sind in den Abfällen viele Fehlwürfe enthalten, wie die Leiterin des ABV, Eva-Maria Weinseisen, erklärt.
31. August 2021 | von Agnes Dorn
Trennmoral könnte besser sein
Die Leiterin des Abfallbeseitigungsverbands Westtirol, Eva-Maria Weinseisen, würde sich aus guten Gründen über eine bessere Trennmoral freuen. RS-Foto: Dorn
Von Agnes Dorn

Der Abfallbeseitigungsverband Westtirol betreibt in Roppen drei Anlagen: In der Baurestemassendeponie werden nicht mehr recycelbare Bauabfälle und in der dazugehörigen Massenabfalldeponie zum Beispiel Aschen von Heizwerken gesammelt. In der mechanischen Abfallbeseitigungsanlage wird Restmüll mit gehäckseltem Sperrmüll und Rechengut aus den Kläranlagen vermischt. Die hier zusammenkommenden 20000 Tonnen Abfall werden mit Lkws nach Linz oder Wels zur Verbrennungsanlage gebracht. Und in der dritten Anlage, der Biogasanlage, wird einerseits Strom produziert, andererseits Düngung für die Landwirtschaft und Kompost auch für private Abnehmer hergestellt. Inzwischen können auch die problematischen invasiven Neophyten, möglichst in größeren Mengen, hierher gebracht werden. Außerdem wird hier unter anderem all jenes zu wertvollem Kompost verarbeitet, was die Bürger der 53 Gemeinden aus den Bezirken Imst und Landeck in ihre Biotonne werfen. „In die Biotonne können auch verarbeitete Lebensmittel gegeben werden, sowie Bananen oder Zitronen, die auf dem Kompost daheim sonst nichts zu suchen haben“, klärt Weinseisen auf. 

TRENNMORAL. Was jedoch in der Biotonne gar nichts verloren hat, sind Plastiksackerln oder die Verpackungen von Lebensmitteln, die leider viel zu oft statt im dafür vorgesehenen Plastikmüll in der Biotonne landen. 15 Prozent sogenannte Fehlwürfe aus der kommunalen Sammlung muss die ABV aus den beiden Sieben der Kompostieranlage holen, wobei aus dem ersten jährlich 700 Tonnen dem Restmüll untergemischt werden müssen. Die Reste aus dem zweiten Sieb müssen überhaupt bis München ins Heizwerk transportiert werden, weil diese die Filter schneller verkleben und daher von österreichischen Verbrennungsanlagen nicht angenommen werden. „Aus den insgesamt 13000 Tonnen Bioabfall müssen wir rund 2000 Tonnen der Verbrennung zuführen, weil nicht ordentlich sortiert wurde. Das kostet Geld und Energie, ist ein Riesenaufwand und das Material ist für den Wiederverwertungsprozess verloren“, appelliert die Leiterin der Anlage an die Trennmoral der Imster und Landecker Bevölkerung.

BRAUNES GOLD. Eine bessere Trennmoral hätte daher nicht nur zur Folge, dass man Ressourcen schonen und Wertstoffe lukrieren könnte, sondern für den Steuerzahler auch noch ganz konkret den Effekt, dass sich der teure Transport des verunreinigten Materials nicht negativ auf die Müllgebühr auswirken würde. Lupenrein muss der Joghurtbecher übrigens nicht sein, wie Weinseisen bestätigt: Löffelrein reicht allemal, um ihn dem Plastikmüll zuführen zu können. Eigentlich könnte man auch den gröberen Baum- und Strauchschnitt aus dem Siebrest noch einmal durch den gesamten Prozess laufen lassen, doch durch die starke Verunreinigung muss auch dieser der Verbrennung zugeführt werden. Die Nachfrage nach dem Endprodukt, dem Qualitätskompost der Güteklasse A Plus ist inzwischen groß und viele nutzen die Gelegenheit, den hochwertigen Rohstoff gratis in Roppen abholen zu können. Der Kompost kann übrigens auch gut als Einstreu im Stall verwendet werden, klärt Weinseisen auf. Im Bezirk Landeck ist man noch einen Schritt weitergegangen und holt im Frühjahr die Komposterde auf der Deponie ab und verteilt sie auf den Recyclinghöfen zur freien Entnahme. 
Trennmoral könnte besser sein
Die Leiterin der Klima- und Energiemodellregion Imst, Gisela Egger, und Manuel Flür, Mitarbeiter des Regionalmanagements Imst, arbeiten gemeinsam mit dem ABV am Neophytenprojekt. RS-Foto: Dorn

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