Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Wir halten auf jeden Fall zsamm“

Ein neues Gesicht bei „Starkenberger“ – Bernhard Prosser im RUNDSCHAU-Gespräch

Er will sich neuen Aufgaben widmen und verstärkt im regionalen Bereich arbeiten: Bernhard Prosser, ehemaliger Geschäftsführer bei der „Privatbrauerei Fritz Egger“, wechselte mit 1. April zur Tiroler Bierbrauerei „Starkenberger“. Hier möchte er mit dem Tiroler Traditionsunternehmen verstärkt an einer regionalen Arbeitsweise mitwirken und die Biermarke an die oberste Spitze des Tiroler Biermarkts bringen. Mit der RUNDSCHAU sprach der gebürtige Tiroler über die Herausforderungen in der Bierbranche in Zeiten von Corona und den geplanten Weg über die nächsten Jahre.
21. April 2020 | von Mel Burger
„Wir halten auf jeden Fall zsamm“
Bernhard Prosser verstärkt seit Anfang April das Team bei „Starkenberger“. Foto: Prosser
Von Barbara Heiss

RUNDSCHAU:
Warum der Wechsel von der „Privatbrauerei Fritz Egger“ zu „Starkenberger“?
Bernhard Prosser: Die beiden Brauereien sind natürlich völlig unterschiedlich aufgestellt. „Starkenberger“ ist ein kleines, regionales Unternehmen mit einem Umsatz von rund sechs Millionen Euro. Es ist typisch tirolerisch und agiert um einiges persönlicher. Auch das traditionelle Handwerk wird hier noch großgeschrieben. Man kann hier also wirklich von echter Regionalität sprechen, die wir noch weiter ausbauen möchten.

RS: Wie sah Ihr Werdegang in der Bierbranche aus?
Prosser: Ich arbeite seit vielen Jahren in der Bierbranche. Bevor ich zu „Starkenberger“ wechselte, habe ich 25 Jahre lang bei der „Privatbrauerei Fritz Egger“ gearbeitet, davon 16 Jahre als Geschäftsführer im Getränkebereich.

RS: Warum, glauben Sie, hat „Starkenberger“ Sie ins Boot geholt?
Prosser: Die Bierbranche ist mein Fachgebiet. Ich habe im Laufe meiner Karriere einiges an „Biererfahrung“ sammeln können. Ich kenne auch das globale Biergeschäft und kann jetzt meine Erfahrungen für das Regionale nutzen. Zudem weiß ich, den Teamgeist bei unseren Mitarbeitern zu wecken. Ich versuche, hier wirklich in ständigem Kontakt mit unseren Mitarbeitern zu stehen. Wenn 30 Leute an einem Strang ziehen, kann dies unglaubliche Kräfte auslösen. Diese Kräfte versuche ich für das Unternehmen bestmöglich zu nutzen. 

RS: Welche Bereiche bei „Starkenberger“ zählen zu Ihren Aufgabengebieten?
Prosser: Ich fungiere als eine Art Geschäftsführer neben Martin Steiner und bin quasi „Mädchen für alles“. Zudem wollen wir gemeinsam ein „Facelifting“ für das Unternehmen starten und aktiver nach außen auftreten. Dabei ist es unser Ziel, die klare Nummer eins auf dem Tiroler Biermarkt zu werden. 

RS: Die Corona-Krise hält viele Branchen in Atem. Wie sieht die Situation für „Starkenberger“ aus?
Prosser: Natürlich hat die Corona-Krise auch uns hart getroffen, was einen massiven Einschnitt in unsere Arbeit bedeutet. Die Umsätze beim Verkauf sind im Zuge der Krise um rund 70 Prozent eingebrochen. Wir leiden da ganz stark mit unseren Kunden mit. Vor allem die Tatsache, dass der Gastronomiebereich zugesperrt werden musste, trifft uns natürlich. Da haben es jene Brauereien, die verstärkt mit dem Lebensmittelhandel zusammenarbeiten, leichter. Wir arbeiten zu 75 Prozent mit Gastronomen direkt zusammen, 25 Prozent gehen auf den Lebensmittelhandel zurück. Hier müssen wir nun, vor allem während der Corona-Krise, stärker werden. Da sind wir aber auf einem guten Weg. 

RS: Wie sieht die Zielsetzung für „Starkenberger“ während der Corona-Krise aus?
Prosser: Unser oberstes Ziel momentan muss es sein, alle Kosten so gut wie möglich zu minimieren. Fast alle Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. Zudem müssen wir uns breiter aufstellen. Der Handel muss weiter in unser Zielfeld gerückt werden. Wir stehen dafür schon in engem Kontakt mit verschiedenen Lebensmittelhändlern wie MPreis, Spar, Rewe und Lagerhaus. Wir dürfen aber auch die Gastronomen, unsere Wirte, nicht aus den Augen verlieren. Auch mit diesen stehen wir während der Corona-Krise in engem Kontakt. Hier spüren wir ganz klar den Zusammenhalt und den Mut, dass wir gemeinsam stärker aus dieser Krise heraus kommen werden. Wir haben ein großes Glück, dass uns unsere Regierung finanziell, etwa durch das Angebot der Kurzarbeit, unterstützt. 

RS: Unabhängig von der Corona-Krise gefragt – wie sieht der Weg von „Starkenberger“ in den nächsten Jahren aus?
Prosser: Noch mehr Regionalität wird unser Leitfaden für die nächsten Jahre werden – denn mehr als 87 Prozent der Österreicher wünschen sich mehr regionale Produkte auf dem Markt. Auch der ohnehin schon recht enge Kontakt mit den heimischen Wirten soll weiter forciert werden. Bis 2021 wollen wir einen völlig neuen Auftritt für „Starkenberger“ schaffen. Man soll beim Anblick der Marke direkt Lust auf ein Bier bekommen. Zudem wollen wir die Kooperationen mit den heimischen Bauern stärken – vor allem wenn es um die Tiroler Gerste geht. Unsere Konsumenten tun mit dem Kauf von regionalen Produkten nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch für die Region. 

RS: Was können wir aus der aktuellen Krise lernen? Welche Lehren zieht das Unternehmen „Starkenberger“?
Prosser: Ich glaube, die Tiroler haben begriffen, was für unsere Region wichtig ist. Wir müssen die lokalen Betriebe nach der Krise wieder aufleben lassen. Wenn es jenen, die in unserer Heimat einen Betrieb haben, gut geht, geht es uns allen gut. So verhält es sich auch bei uns: Wenn die Gastronomie nach der Krise wieder aufleben kann, geht es auch „Starkenberger“ wieder besser. Wir dürfen nicht müde werden, diese Kooperation zu pflegen. Ich glaube auch, dass wir nach dieser Krise mit einem neuen Spirit an unsere Arbeit herangehen können und uns wieder mehr auf das Wesentliche konzentrieren werden. 
„Wir halten auf jeden Fall zsamm“
Beim Unternehmen „Starkenberger“ setzt man auch heute noch auf die „alte Kunst“ der Bierbrauerei. Foto: Starkenberger

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