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Konservativer Erdrutschsieg in Österreich

28. Mai 2019 | von Nina Zacke
Mehr Menschen als vor fünf Jahren zog es am vergangenen Sonntag bei der Wahl zum Europäischen Parlament in die Wahlkabinen. Großer Wahlsieger war in Österreich die Volkspartei. RS-Foto: Matt
Für die Österreicher hat die EU-Wahl wieder mehr Bedeutung. Mehr Menschen gingen heuer zur Wahl als noch vor fünf Jahren. Foto: pixabay.com

Imst-, Tirol-, Österreich- und EU-Ergebnisse im Überblick


Spannend war es in den letzten Tagen am politischen Parkett: Nicht nur durch die Ibiza-Affäre rund um HC Strache, auch auf europäischer Ebene. 3197676 gültige Stimmen (ohne Wahlkarten) konnten österreichweit bei der EU-Wahl gezählt werden – im Bezirk Imst waren es 17875. Dabei zog es mehr Menschen in die Wahlkabinen als noch vor fünf Jahren – 50,6 Prozent aller wahlberechtigten Österreicher gingen zur Wahl, in Tirol waren es 44,90 Prozent.


Von Barbara Heiss

Seit dem 1. Jänner 1995 ist der Staat Österreich in der Europäischen Union. Heuer wurden die Österreicher zum sechsten Mal zur Wahlurne gebeten, um ihre Vertreter im Europäischen Parlament zu wählen. Um 23 Uhr des Wahlsonntags schlossen europaweit die letzten Wahllokale und die ersten Ergebnisse konnten veröffentlicht werden. In Österreich kann dabei durchaus von einem siegreichen Vorsprung der ÖVP (35,35 Prozent) gesprochen werden. Zudem überraschend bei der heurigen Wahl: Die Wahlbeteiligung stieg in ganz Österreich signifikant an und landete bei 50,6 Prozent. Der Wahl-Ausgang könnte auch als erstes Stimmungsbarometer zur innenpolitischen Situation und den Neuwahlen im September in Österreich gesehen werden. Hier die Wahlergebnisse im Detail:



Bezirks-Ebene

Der Wahlsieger im Bezirk Imst ist die ÖVP mit einem Zuwachs von 11,73 Prozent. SPÖ und Grünen fuhren Verluste von rund zwei Prozent ein. Die Freiheitlichen konnten ihr Ergebnis aus dem Jahr 2014 mit minimalen Verlusten halten. Auch die Neos verloren rund 1,44 Prozent ihrer Stimmen. Das beste Ergebnis fuhr die ÖVP erwartungsgemäß in der Gemeinde Sölden mit 72,54 Prozent ein, ihr schlechtestes in der Gemeinde Haiming (36,26 Prozent).



Tirol, Österreich und die EU im Überblick

Im gesamten Bundesland Tirol sieht die Situation für die Parteien ähnlich aus. Auch hier kann die ÖVP von einem starken Zuwachs sprechen und landete bei 44,36 Prozent. Die Wahlergebnisse der SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos ging hier ebenfalls minimal zurück. Österreichweit gingen 35,35 Prozent der Stimmen an die ÖVP, 23,59 Prozent an die SPÖ und 18,09 Prozent an die FPÖ. Vor allem die Grünen, die bei der letzten Nationalratswahl versagten, überraschten bei der EU-Wahl auf Bundesebene mit einem soliden Ergebnis von 13,05 Prozent. Europaweit müssen Christ- und Sozialdemokraten deutliche Verluste hinnehmen. Die Gruppe der Europäischen Konservativen verliert ebenfalls leicht. Bei den Liberalen ist der deutlichste Zuwachs zu vernehmen. Leichte Zuwächse verzeichneten zudem Grüne, Nationalisten und Populisten. Mit diesem Ergebnis verlieren die Christ- und Sozialdemokraten ihre Mehrheit im Europäischen Parlament.



Die ersten Reaktionen

Für die Österreicher hat die EU-Wahl wieder mehr Bedeutung. Mehr Menschen gingen heuer zur Wahl als noch vor fünf Jahren. Foto: pixabay.com

In Tirol gingen bei der EU-Wahl Barbara Thaler (ÖVP), Theresa Muigg (SPÖ), Maximilian Kurz (FPÖ), Michael Mingler (Grünen) und Johannes Margreiter (Neos) für ihre jeweiligen Parteien an den Start. Aufgrund des guten Wahlergebnisses der ÖVP hat Barbara Thaler solide Chancen, in das EU-Parlament einzuziehen. Klarheit wird aber erst die vollständige Auszählung der Vorzugsstimmen bringen. Auch ÖVP-Klubobmann in Tirol, Jakob Wolf, glaubt an einen Einzug von Thaler und freut sich über das Ergebnis: „Vieles davon ist auf unseren Bundeskanzler Sebastian Kurz zurückzuführen, der nach der Ibiza-Affäre großartige Arbeit geleistet hat. Die Bevölkerung hat hier ein klares Zeichen für unseren Kanzler gesetzt.“ Vor allem Theresa Muigg habe sich aber ein anderes Ergebnis erwartet: „Wir haben uns bessere Chancen erhofft. Jetzt heißt es, sich intern zusammenzusetzen, um mit Hochdruck daran zu arbeiten, wie es weiter gehen wird.“ FPÖ-Kandidat Maximilian Kurz äußert sich hingegen positiv zum blauen Wahlergebnis: „Wir sind sehr froh darüber, dass uns unsere Wähler eine derartige Treue entgegenbringen. Mit diesem Vertrauen können wir, trotz der Schwierigkeiten in den letzten Tagen, positiv auf die Nationalratswahlen schauen, bei der wir mit Sicherheit einen Zuwachs erreichen können.“ Auch Johannes Margreiter von den Neos zeigt sich mit dem Ergebnis seiner Partei sehr zufrieden: „In absoluten Zahlen konnten wir an Wählerstimmen zulegen. Wir sind auf einem guten Weg. Auch der erwartete Rechts-Ruck ist ausgeblieben. So können wir zuversichtlich in den Nationalrats-Wahlkampf gehen.“ Von einem „gelungenen Comeback“ spricht Michael Mingler von den Grünen: „Es freut mich besonders, dass wir Grünen ein solches Ergebnis einfahren konnten und vor allem bei den jungen Wählern mit unserer sauberen Politik punkten konnten. Auch die hohe Wahlbeteiligung zeigt, dass die Menschen mitentscheiden wollen, wo sich Europa hinbewegen soll.“

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