Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Alles einander verzeihen – vergeben – vergessen“

Todestag Pfarrer Simon Alois Maaß’ – Seligsprechung angestrebt – Wunder gesucht

Der „alte Fließer Pfarrer“ Simon Alois Maaß ist vor -176Jahren verstorben. Er soll, wenn es z.B. nach Pfarrer Martin -Riederer O.Praem. geht, seliggesprochen werden.
10. Jänner 2022 | von Daniel Haueis
„Alles einander verzeihen – vergeben – vergessen“<br />
Gruft in der Krypta der Maaßkirche in Fließ, wo der „alte Fließer Pfarrer“ begraben ist RS-Foto: Haueis
Von Daniel Haueis

Im Sterbebuch der Pfarre Fließ ist am 18. Jänner 1846 eingetragen: „Der hochwürdige, hochgelehrte Herr Alois Maaß, der hier als Pfarrer durch bereits 41 Jahre mit rastlosem Eifer den Seinigen und unzähligen Anderen ein guter Hirte, wahrer Vater, Helfer und Tröster war – 88 Jahre alt – am Schlagfluss – mit der heil. Ölung versehen.“ Maaß war nicht nur Seelsorger, sondern auch ärztlich tätig und Exorzist. Den großen Zulauf und seine Bekanntheit über die Grenzen Tirols hinaus verdankte Maaß seinem Ruf als Beichtvater: Tage- und nächtelang saß er im Beichtstuhl. Nicht vergessen ist der „alte Fließer Pfarrer“, der vor 176 Jahren gestorben ist, aber auch wegen seiner Prophezeiungen.

KELLNERIN UNTER JEDER STALLTÜRE. „Wenn die Welt mit Draht und Eisen umsponnen sein wird, dann wird es kleine Leute geben“ (also Kinder, die bereits so viel Schlechtes erlebt haben wie früher Erwachsene). Ebenfalls aus „Blätter der Erinnerung an den heiligmäßigen Exorcisten Simon Alois Maaß, Pfarrer von Fließ in Tirol (1805 bis 1846)“ stammt dieser Spruch: „Wenn der Luxus so groß geworden ist, dass man Mannsbilder und Weibsbilder nicht mehr unterscheiden kann, und wenn unter jeder Stallthüre eine Kellnerin steht, (d.h. eine Stallmagd, welche so ‚wiff‘ oder schmuck angezogen ist, wie eine Kellnerin im Wirtshause), dann passt auf, dann kommen die letzten Zeiten.“ Und: „Wenn die Eitelkeit auf den Friedhof kommt, weicht das Christen-thum aus dem Haus.“ Pfarrer Maaß soll auch immer wieder Beichtenden ihre Sünden aufgedeckt haben, ehe sie sie gebeichtet hatten. Pater Meinrad (Alois) Bader, OCist von Stift Stams, hat 1899 eine Biografie des „heiligmäßigen Exorcisten“ geschrieben und so die Erinnerung an ihn wach gehalten. Natürlich trägt auch die Maaßkirche in Fließ dazu bei, den am 6. Mai 1758 in Strengen geborenen Gottesmann nicht vergessen zu lassen. Und ganz besonders hat sich auch Pater Martin Riederer O.Praem. um den „alten Fließer Pfarrer“, einen seiner Vorgänger in Fließ, gekümmert – er engagiert sich für die Seligsprechung Simon Alois Maaß’.

BOTSCHAFT. Für Pater Martin, nun Seelsorger im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Zams, sind Maaß und die übrigen Fließer Priestervorbilder Lichtgestalten und Orientierung: „Pfarrer Maaß hat mich so fasziniert wegen seiner Treue“, sagt Riederer – konkret: Seine Treue zum Weiheversprechen und damit gelebte Treue zu Gott, aber „auch die Treue zu den Armen und der fürsorgliche Blick und sein Tun für sie und seine große Bereitschaft und Fähigkeit zuzuhören“. Besonders wichtig ist Riederer das Vermächtnis des alten Fließer Pfarrers auf seinem Sterbebett: „Ja, heut ist ein großer Gnadentag! Alles einander verzeihen – vergeben – vergessen!“

WUNDER GESUCHT. Martin Riederer braucht aber ein belegbares Wunder, um den Seligsprechungsprozess in Gang bringen zu können. „Genau dieses unumstößliche Wirkzeichen nach dem Tod des Pfarrer Maaß fehlt uns“, bedauert der Prämonstratenser Martin Riederer. Schriftlich festgehalten sind jedenfalls zwei totgeborene Kinder, die Maaß in Fließ und Inzing zum Leben erweckt (zumindest habe es deutliche Lebenszeichen gegeben) und getauft hat. Es wird auch von etlichen Gebetserhörungen berichtet.Martin Riederers Bewegungsradius ist in den letzten drei Jahren durch eine gesundheitliche Einschränkung aber begrenzt: „Ich bin ans Haus gebunden und komme weder in Pfarren, noch Bibliotheken oder Archive. Da sind weitere ‚Forschungen‘ unmöglich. Zur Zeit ruht die ‚Sache‘“, sagt Riederer zum Thema Seligsprechungsbestrebungen. Vielleicht, hofft er, gelingt aber jetzt zum 176. Todestag eine Neubesinnung. Zeitdruck besteht keiner: „Das Gute, das Heilsame und Heil-Wirkende ist überzeitlich. Freilich muss es bemerkt und wirksam werden. Selig- und Heiligsprechungen haben wesentlich etwas mit der Glaubenserfahrung und der Beziehung der Gläubigen zu tun. Darum wäre es ja so wichtig, Erfahrungen im Gebet und im gemeinsamen Weg zu Gott mit dem Pfarrer Maaß schriftlich festzuhalten und bekannt zu geben“, erklärt Martin Riederer.
Maaß’ leibliche Überreste wurden 1992 in der eigens errichteten kleinen Gruft in der Krypta der Maaßkirche beigesetzt. Es brennen stets Kerzen an Simon Alois Maaß’ Grab.
„Alles einander verzeihen – vergeben – vergessen“<br />
Martin Riederer O.Praem.: Seligsprechung, wenn es auch im Volk weitergetragen wird. Foto: Maria Gerlinde Kätzler
„Alles einander verzeihen – vergeben – vergessen“<br />
Der alte Fließer Pfarrer Simon Alois Maaß, wie er in der in der Krypta der Maaßkirche verewigt ist. RS-Foto: Haueis

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