Von Daniel Haueis
Barmherzigkeit erfordert Taten. Die Zammer Schwestern haben daher Unterstützung für die Flüchtlingshilfe in Rumänien geschickt. Und sie helfen auch in Tirol: „Derzeit sind im Mutterhaus 22 Flüchtlingsfrauen mit Kindern untergebracht und in Mils bei Hall auch einige“, sagt Generaloberin Sr. Maria Gerlinde Kätzler. Das sind spürbare Auswirkungen der Einstellung der Schwestern 200 Jahre nach Gründung des Ordens. Die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in Zams ist eine Gründung Nikolaus Tolentin Schulers, des Dekans von Zams. Nach Gründung des Krankenhauses 1811 sammelte er Frauen um sich, die die Kranken pflegten und auch Mädchen unterrichteten. Seine erste Helferin war Katharina Lins, die dann in Straßburg zur Barmherzigen Schwester ausgebildet wurde. Zurück in Tirol, wurde der Zammer Orden gegründet. Es folgten etliche Filialen im Bezirk, in ganz Tirol und in Österreich, auch im Ausland wie in Satu Maru im heutigen Rumänien und seit 1983 in Moro in Peru, wo am 15. März die Einkleidung von Sr. Maria und am Tag darauf die Professfeier von Sr. Jomara gefeiert werden konnte. Wie das Krankenhaus St. Vinzenz in Zams wurden Kindergärten betrieben, auch Pflegeheime und Lebensbegleitungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung errichtet, die Katharina-Lins-Schulen in Zams mit Oberstufenrealgymnasium, Mittelschule und Bildungsanstalt für Elementarpädagogik oder der Wallfahrtsort Kronburg samt Seminarhaus sind im Oberland ohnehin bestens bekannt.
110 SCHWESTERN. In Österreich gibt es 193 Orden mit 4310 Angehörigen. Frauenorden sind es 106 mit 2822 Angehörigen – macht im Schnitt 27 Mitglieder je Orden. Die Barmherzigen Schwestern von Zams sind mit 110 Ordensangehörigen also einer der größeren. Zwei Drittel der Barmherzigen Schwestern von Zams leben in Österreich, rund ein Drittel in Südtirol, in Peru sind sieben Schwestern. Aber die Zahl insgesamt sinkt wie bei allen anderen Orden auch – österreichweit gab’s allein von 2020 auf 2021 197 Ordensangehörige weniger, also fast 5 Prozent weniger. Fast zwei Drittel der Schwestern in Österreich sind 75 Jahre alt. Darauf gibt Generaloberin Sr. Dr. Maria Gerlinde Kätzler aber wenig: „Natürlich haben wir viele ältere Schwestern … Unsere 93-Jährige in Kärnten hält immer noch einen größeren Garten mit Gemüse und Blumen in Schwung … Andere sind mit Mitte siebzig dazu nicht mehr imstande.“ Die Zeichen der Zeit hat die gebürtige Außerfernerin, die seit einem Vierteljahrhundert General-oberin ist, aber schon längst erkannt.
UMSTRUKTURIERUNGEN. „Damit das, was unsere Schwestern mühsam und mit viel persönlichem Einsatz aufgebaut haben, nicht den Bach hinunter geht, haben wir seit 2003 zum einen viele Umstrukturierungen in unseren Einrichtungen durchgeführt, z.B. GesmbHs gegründet“, berichtet Dr. Kätzler. Die Katharina-Lins-Schulen sind schon längst in die Hände der Lehrer gelegt und „haben kaum von unserem Geist eingebüßt“. Maria Gerlinde Kätzler will aber nicht nur Einrichtungen erhalten, sondern auch den vinzentinischen Geist weitergeben: Vinzenz von Pauls Sorge galt im Frankreich des 17. Jahrhunderts den Menschen in ihren vielschichtigen Nöten. Und dieser Geist wird auch den rund 1700 (!) Mitarbeitern der Barmherzigen Schwestern von Zams vermittelt. Werteschulungen sollen den „Spirit“ des Ordens weitergeben. Ende April z.B. fand für Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene der vinzentinischen Gemeinschaften ein dreitägiger Kurs auf der Kronburg statt, vergangene Woche kamen das zweite Mal seit Ostern an die 50 neue Mitarbeiter der sozialen Einrichtungen ins Mutterhaus zu einer derartigen Schulung. Und: „Es gibt Leitbild-abende in den verschiedenen Einrichtungen etc.“, berichtet die Generaloberin. Damit das Motto des Ordens weitergelebt wird: „Caritas Christi urget nos“ (Die Liebe Christi drängt uns).
Podcast der Ordensgemeinschaften
Die österreichischen Ordensgemeinschaften haben einen Podcast eingerichtet: Auf https://ordensgemeinschaften.at/publikationen/podcast gehen Orden „on air“. Drei Folgen gibt es bereits. Bis eine Zammer Barmherzige Schwester dort zu hören sein wird, könnte es aber noch etwas dauern: „Momentan sind wir mit anderem als dem Podcast beschäftigt. Da kann ich Ihnen noch keinen Termin nennen“, sagt Generaloberin Sr. Maria Gerlinde.
Sr. Maria Gerlinde Kätzler, seit einem Vierteljahrhundert Generaloberin des 200 Jahre alten Ordens der Barmherzigen Schwestern von Zams RS-Foto: Archiv