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Der sich nicht arrangiert

1. Jänner 2020 | von Daniel Haueis
Der sich nicht arrangiert
Werner Vogt wurde als Erster mit dem Menschenrechtspreis für das Lebenswerk ausgezeichnet. RS-Foto: Archiv

„Menschenrechtspreis“ für Dr. Werner Vogt


 

Der aus Landeck stammende Dr. Werner Vogt wurde von der Österreichischen Liga für Menschenrechte für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

 

Von Daniel Haueis

 

Bei der Verleihung des Menschenrechtspreises am 7. Dezember in Wien stand ein ehemaliger Landecker im Mittelpunkt: Dr. Werner Vogt. Der Mediziner wurde mit dem erstmals vergebenen Menschenrechtspreis für ein Lebenswerk ausgezeichnet. Er wurde u.a. durch seine Auseinandersetzung mit Dr. Heinrich Gross, in der NS-Zeit Euthanasiearzt, bekannt. Vogt hat „ohne Rücksicht auf sein damit verbundenes persönliches Risiko“ die Machenschaften aufgedeckt, erinnert sich ein alter Freund des nun Ausgezeichneten, Walter Guggenberger. In den Schlagzeilen war Vogt aber auch wegen seines unermüdlichen medizinkritischen Engagements: 1975 war er etwa Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft „Kritische Medizin“. Er half beim Aufbau eines funktionierenden Gesundheitswesens in Nicaragua mit und operierte dort später als Unfallchirurg, unterstützt von der österreichischen Bundesregierung. Nach dem Sturz der Ceausescu-Diktatur in Rumänien operierte er gemeinsam mit seinem Chef am Lorenz-Böhler-Krankenhaus schwer verletzte Opfer des Kampfes gegen das Regime. 1991/92 war er im Rahmen einer Fact-Finding-Mission im Auftrag der OSZE im Kosovo tätig, später erstattete er dem Europaparlament in Brüssel Bericht. 2001 initiierte er mit Dr. Stephan Schulmeister das „Sozialstaatsvolksbegehren“, das von mehr als 717000 Österreichern unterzeichnet wurde, erinnert sich der ehemalige Landecker Nationalratsabgeordnete Guggenberger. Als Reaktion auf Übergriffe im Krankenhaus Lainz wurde Vogt von der Stadt Wien 2003 zum Pflegeombudsmann ernannt. Für das Sozialministerium war er einige Jahre hindurch beim „Pflegetelefon“ im Einsatz.

 

URLAUB IN ZAMS. Werner Vogt, 1938 in Zams geboren, wuchs in Landeck auf und besuchte dort die Hauptschule. Er absolvierte danach die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch und unterrichtete ein paar Jahre in Voralberg, bevor er in Wien Medizin studierte. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Facharzt für Unfallchirurgie und Oberarzt am Wiener Lorenz-Böhler-Krankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt. Vogt verbrachte bis vor Kurzem übrigens den alljährlichen Skiurlaub in Zams, um auf dem Venet Ski zu fahren. „Wir treffen uns immer, wenn Werner da ist“, blickt Guggenberger auf ein langjähriges freundschaftliches Verhältnis. Vogt hat als pointiert formulierender Autor zahlreiche Beiträge für Publikationen verschiedener Art geschrieben, würdigt Guggenberger seinen Freund, der auch einer der ersten Gäste des von Guggenberger initiierten Politstammtisches in Landeck war. Auch Bücher, wie die „Reise in die Welt der Altenpflege“ und „Mein Arztroman – ein Lebensbericht“, das Vogt vor sechs Jahren auch im Kunstraum Pettneu präsentiert hat, stammen aus seiner Feder (in letzterem attestiert er Walter Guggenberger übrigens, dass dieser die jahrzehntelange Parteimitgliedschaft bzw. Karriere – wie nur wenige andere – ohne Charakterdefekte überstanden hat). Vor ein paar Jahren wurde Vogt für sein publizistisches Werk mit dem „Bertl-Stenico-Kulturpreis der SPÖ Landeck“ ausgezeichnet. „Das bekannte Wort ‚Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht‘ könnte von Werner Vogt stammen. Er hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und scheut keinen Konflikt, wenn er ihn für notwendig hält“, fasst Guggenberger zusammen. Nachsatz: „Das in Österreich weitverbreitete ‚Sich mit den Verhältnissen zu arrangieren‘ ist Werner Vogt wesensfremd.“ Und die renommierte Wochenzeitung „Die Zeit“ würdigte Vogt vor ein paar Jahren mit einem Porträt. Der Befund: Er gehöre zu den „Pionieren der Zivilgesellschaft in Österreich“. Der „Menschenrechtspreis“ ist nicht Vogts erste Auszeichnung: Sein Wirken wurde u.a. bereits mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und der „Friedrich Torberg Medaille“ der Israelitischen Kultusgemeinde gewürdigt.

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