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„Die Menschen können wieder zum Fluss gehen“

Toni Vorauer vom WWF über den Inn im Oberland

Dem Inn geht’s im Oberland ganz gut. Aber es könnte ihm besser gehen, und die Menschen könnten an ihrem Fluss Erholung finden und Spass haben, sagt WWF-Mitarbeiter Toni Vorauer.
24. Mai 2022 | von Daniel Haueis
„Die Menschen können wieder zum Fluss gehen“<br />
Toni Vorauer: „Die derzeitige Generation empfindet den Zustand des Inns, wie er heute ist, als normal, aber es geht viel besser.“ Foto: Leni Bullock
Von Daniel Haueis

RUNDSCHAU: Am 2./3. Juni findet in Innsbruck der dritte „Inn-Dialog“ statt – Anlass zu fragen: Wie geht’s dem Inn im Oberland?
Toni Vorauer: Grundsätzlich geht’s dem Inn im Oberinntal (ab Mellach aufwärts) ganz gut. Wir haben viele Revitalisierungen auf dieser Strecke bewerkstelligt, die flussbezogenen Tier- und Pflanzenarten haben es sich dort schon „gemütlich“ gemacht.

RUNDSCHAU: Welche bisherigen Maßnahmen im Sinne eines lebendigen Inns im Oberland sind besonders begrüßenswert und wirkungsvoll?
Toni Vorauer: Besonders gelungen sind meiner Meinung nach die Revitalisierungen bei Tösens (Gemeindegebiet Serfaus), in der Milser Au und bei Telfs-West. Hier haben sich auch schon der Biber, Fluss-uferläufer, Tamarisken usw. „breitgemacht“.

RUNDSCHAU: Was wünscht sich der Biologe von Politik? Was von Kraftwerksbetreibern?
Toni Vorauer: Problematisch ist nach wie vor der von Wasserkraft verursachte Schwall und Sunk, also das täglich mehrfache Steigen und Sinken des Wasserstandes. Diese Ereignisse sind eine unübliche und daher schwere Belastung für die heimische flussbegleitende Tier- und Pflanzenwelt, vor allem für Jungfische. Ideal wäre gar kein Schwall mehr. Ein sogenanntes „Larvenfens-ter“ wäre schon ein guter Anfang, dabei würde auf den Schwallbetrieb während der ohnedies kurzen Larvenzeit der Fische verzichtet werden. Dadurch würde sich bei unserer heimischer Fischfauna sehr viel zum Guten wenden. Darüber hinaus sind die Wiederherstellung von naturnahen Flussufern und Fließstrecken nicht nur für die Natur sehr gut, auch Erholungssuchende am Fluss kommen auf ihre Kosten.

RUNDSCHAU: Wie könnte der Inn, wie könnten Fauna und Flora am und im Inn in zehn oder 20 Jahren aussehen? Welche Rolle kann er für den Menschen haben?
Toni Vorauer: Wir haben Jahrzehnte lang die Flüsse stark genutzt und in vielen Bereichen übernutzt. Die derzeitige Generation empfindet den Zustand des Inns, wie er heute ist, als normal, aber es geht viel besser. Wir haben diese Erfahrung an den fertiggestellten Revitalisierungen gemacht: Die Menschen können auf einmal wieder zum Fluss gehen, weil flachere Ufer gestaltet wurden, und dort Erholung, Spiel und Spass finden. Platz für solche Aufweitungen wären noch genug, aber die Flächen und Grundstücke müssten verfügbar sein, daran wird sehr hartnäckig gearbeitet. Wenn wir es schaffen, aus kanalartigen Flüssen wieder richtige und wertvolle Lebensadern zu schaffen, kommen flussliebende Tier- und Pflanzenarten ganz von alleine.

RUNDSCHAU: Danke.


„Inn-Dialog“
Der dritte Internationale Inn-Dialog findet am 2. und 3. Juni in Innsbruck statt. Am 2. Juni sind Referate und ein Podiumsgespräch geplant, am 3. Juni folgt eine Fachexkursion zum Inn bis Stams. Die Anmeldung ist bis 27. Mai auf https://www.innsieme.org/veranstaltungen/inn-dialog-2022 möglich. Der „inn-Dialog“ ist eine Veranstaltung von WWF Österreich, Universität Innsbruck, Land Tirol und Verbund im Rahmen des EU-Interreg-Projektes INNsieme.

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