Von Alfred Plankensteiner
Aus den ursprünglich geplanten vier Jahren sind letztlich fast achteinhalb geworden, und anstelle der veranschlagten 460 Millionen mussten 620 berappt werden. Hauptgrund dafür waren nicht vorhersehbare Probleme vor allem in der Geologie. Stolz ist man seitens der Verantwortlichen trotzdem und GKI-Geschäftsführer Johann Herdina meinte: „Bei dem Projekt zwischen Tirol und Graubünden haben wir partnerschaftliche Meilensteine gesetzt und die Allianzverträge sind sehr gut gelaufen.“ Besonders stolz dürfe man auf die gut funktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit sein, die auch in schwierigen Zeiten bestens geklappt habe. Angesichts des gesetzlichen Ansinnens des Bundes (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz), dass in Österreich bis 2030 27 Terrawattstunden Strom aus erneuerbarer Energie (fünf davon durch Wasserkraft) erzeugt werden sollen, wies man seitens der Verantwortlichen darauf hin, dass mit ca. 440 GWH, die das GKI künftig pro Jahr erzeugen soll, ein wichtiges Projekt fertiggestellt werden konnte. Bedenke man die lange Vorlauf- und Bauzeit für solch ein Projekt, sei es aber eine Illusion, das Ziel bis dahin zu erreichen. Neben der umweltfreundlichen Energieerzeugung habe bei dem Projekt aber auch der Umweltschutz eine große Rolle gespielt. So wäre das Projekt nach Auskunft von GKI-Geschäftsführer Michael Roth (Engadiner Kraftwerke) nicht realisierbar gewesen, wenn damit nicht gleichzeitig auch die Renaturierung des Inns und die sogenannte „Schwall-Sunk-Situation“ in der Schweiz bereinigt worden wäre.
IMMER NOCH ABHÄNGIG. Was den Bergwasserspiegel und das damit verbundene teilweise Ausbleiben von Quellen in der Region betrifft, meint Herdina: „Ja, es sind Quellen ausgeblieben, aber die Stollen sind jetzt dicht und wir hoffen, dass sich der Bergwasserspiegel wieder ausgleicht und die Quellen dadurch wieder fließen.“ Die aktuelle Stromversorgung Tirols betreffend, wies der Geschäftsführer darauf hin, dass derzeit immer noch Strom importiert werden muss, was auch dazu führte, dass man hinsichtlich des Strompreises in gewisser Weise von außen abhängig ist. Tiwag-Vorstandsvorsitzender Erich Enstrasser sieht die Aufgabe der Tiwag darin, die Versorgungssicherheit des Landes sicherzustellen. Mit dem GKI – das Beteiligungsverhältnis Tirol-Graubünden beträgt 86 zu 14 Prozent – sei ein wichtiger Schritt dahin getan.
ZIEL IMMER VOR AUGEN. Was die Wirtschaftlichkeit betrifft, wurde von den Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass es aufgrund der aktuellen Preisentwicklung am Strommarkt kaum einen besseren Zeitpunkt für die Inbetriebnahme geben könnte. Auch hinsichtlich des Wasserhaushalts zeige die Prognosen, dass in Hinkunft aufgrund vermehrt auftretender Starkniederschlagereignisse mehr Wasser zur Stromerzeugung zur Verfügung stehen würde. Besondere Erwähnung bei der Festrede fand, dass das Projekt viele Väter habe und es ohne die letztlich gute Zusammenarbeit aller Involvierter nicht möglich gewesen wäre, das Projekt zu realisieren, aber zwei Personen wurden ganz besonders hervorgehoben: Ferdinand Eberle und Bruno Wallnöfer. „Ohne ihre Zielstrebigkeit und ihren Durchhaltewillen würden wir heute kein Kraftwerk eröffnen. Sie haben das Projekt am Leben erhalten“, so der allgemeine Tenor.
KOMPROMISSBEREITSCHAFT. Der Schweizer Regierungsrat Mario Cavigelli wies auf die aktuell unsichere gesellschaftspolitische Situation in Europa hin und unterstrich ebenfalls, wie wichtig die Versorgungssicherheit auch in Hinblick auf die Energie sei. Anton Mattle schlug in die Kerbe seiner Vorredner und meinte: „Ich ziehe meinen Hut vor allen, die dem Druck und Gegenwind im Zuge der Projektierung stand gehalten haben.“ Auch für ihn sei der Zeithorizont für die „Energiewende“ unrealistisch, aber: „Energieautonomie beginnt auch beim Energiesparen und neben der Wasserkraft ist auch der Ausbau von Photovoltaikanlagen wichtig.“ Windkraftanlagen dagegen würden im Allgemeinen überschätzt, aber wo es Sinn mache, würde man auch dem nicht entgegenstehen, so Mattle. Klar sei, dass der Bau von solchen Anlagen immer ein Eingriff in die Natur und Umwelt ist. Daher brauche es ein Umdenken in der Gesellschaft und Kompromisse seien notwendig. Geographische Gegebenheiten zu nützen, mache absolut Sinn, und die Aufgabe der Politik sei es, Geld in die Hand zu nehmen, um die Energie zu den Menschen zu bringen.
Die GKI-Geschäftsführer Johann Herdina (Tiwag) und Michael Roth (Engadiner Kraftwerke) zeigten sich zufrieden mit dem Projektabschluss und der guten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. RS-Foto: Plankensteiner