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Erfolglose Ausschreibung

Freie Kassenstellen für Allgemeinmediziner in Landeck und Pians bleiben weiter unbesetzt – keine Bewerber

Keine guten Nachrichten: Die beiden Kassenstellen für Allgemeinmediziner in Landeck und Pians bleiben weiter unbesetzt. Die letzte Ausschreibung war erfolglos. Es gab keine Bewerber.
10. Mai 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher
Erfolglose Ausschreibung<br />
Der Allgemeinmediziner und Sprengelarzt Richard Antwi übersiedelte mit seiner Gattin Maria nach Kirchberg-Siedlung bei St. Pantaleon (OÖ). RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Nachbesetzungssorgen speziell bei den Allgemeinmedizinen (umgangssprachlich Hausärzte oder praktische Ärzte) hat man in der Stadt Landeck seit einigen Jahren. Dr. Martin Kössler ging Ende 2019 in Pension. Und ab Juni 2020 waren für die Kranken der rund 8.000 Einwohner zählenden Bezirkshauptstadt nur mehr zwei Hausärzte da, weil auch Dr. Stefan Tiefenbrunn seinen Kassenvertrag aus Altersgründen kündigte und seine Praxis schloss. Viele Betroffene mussten zu Kassenärzten in der Umgebung ausweichen. Dass dies keine Dauerlösung ist, war allen Beteiligten klar. Der Landesstellenleiter der Österreichischen Gesundheitskasse Arno Melitopulos-Daum übte sich zur Situation bei einer Pressekonferenz im August 2020 in Zweckoptimismus und sagte, „das Hausärzteproblem in Landeck sollte bis Herbst 2020 gelöst sein.“ Die Realität ist aber eine andere. Man bemühte sich zwar. U. a. wurden die beiden Kassenplanstellen von der ÖGK bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgeschreiben. Aber zwölf Ausschreibungen waren erfolglos. Beim dreizehnten Versuch (Anfang 2021) Interessenten zu finden, gab es einen Teilerfolg zu verzeichnen: Zumindest eine der offenen Stellen konnte besetzt werden. Dr. Gerlinde Schnegg entschied sich von Sonntag in Vorarlberg in ihre Heimat Tiroler Oberland zu übersiedeln und eröffnete am 1. Oktober 2021 ihre Ordination in Landeck.

DR. ANTWI SAGT PIANS ADIEU. Das war zwar erfreulich, aber für die Region Landeck und Umgebung war diese Verbesserung der Situation jedoch nur von kurzer Dauer. Der Allgemeinmediziner und Sprengelarzt Richard Antwi verließ nach knapp acht Jahren am 16. März 2022 Pians und übersiedelte ins oberösterreichische Kirchberg-Siedlung bei St. Pantaleon. Dort nahm er Mitte April die Arztpraxis mit Hausapotheke in Betrieb. In Pians durfte er bekanntlich keine Hausapotheke führen, weil der Abstand zur Stadtapotheke in Landeck 5,8 Kilometer beträgt und das Gesetz vorsieht, dass mindestens sechs Kilometer einzuhalten sind. Die von Seiten von Pianner Gemeindemandataren ins Spiel gebrachten Überlegungen, dem System mit einer Standortverlegung der Arztpraxis ein Schnippchen zu schlagen, wurden nicht realisiert. Auch die zweite Möglichkeit, eine Bewilligung zur Haltung einer ärztlichen Hausapotheke erteilt zu bekommen, blieb dem aus Ghana stammenden Arzt verwehrt. Die erhoffte Novellierung des Apothekengesetzes, durch die die gesetzliche Mindestentfernung ersatzlos gestrichen werden soll, wurde wie befürchtet von der Bundespolitik (Gesundheitsministern) auf die lange Bank geschoben. Dr. Antwis Patienten mussten zu den Allgemeinmedizinern in der Umgebung ausweichen. Die medizinische Versorgung im Wohn- und Pflegeheim „St. Josef“ in Grins erfolgt nun durch Dr. Florian Jehle (Kappl). Die ärztliche Betreuung von den Bewohnern des Hauses Maultasch „Betreutes Wohnen“ übernahm Dr. Gerlinde Schnegg.

UNERFREULICHES ERGEBNIS. An lächerlichen 200 Metern scheitert es, dass Dr. Richard Antwi die ärztliche Hausapotheke führen durfte. In der jetzigen Situation wäre es sicher hilfreich, wenn die Sache Hausapotheke zugunsten des Arztes geklärt wäre. Die ÖGK hat nämlich die offenen zwei Stellen in Pians und Landeck (mit 1. Juli 2022) ausgeschrieben. Am 25. April endete die Ausschreibung. Das Ergebnis ist wieder einmal nicht erfreulich. „Leider gab es für die beiden Hausarztstellen keine Bewerbungen. Die ÖGK wird sich weiterhin um ein Lösung des Problems bemühen“, teilte die Österreichische Gesundheitskasse auf Nachfrage der RUNDSCHAU mit. Also müssen die Orte Pians, Tobadill, Grins und Strengen weiterhin auf unbestimmte Zeit ohne Arzt auskommen. Gegenüber der RUNDSCHAU meinte ein erfahrener Vertragsarzt, dass für ihn das mangelnde Interesse an den beiden freien Stellen nicht verwunderlich sei: „Dieses kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass es einfach nicht mehr attraktiv ist, in diesem Kassensystem zu arbeiten. Es gibt mittlerweile so viele Richtlinien von den Krankenkassen, die die Ärzte in ihrer Freiheit einengen. Eine Rolle spielt auch das Honorierungssystem.“

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