Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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In Prutz startet großer Kreuzungsumbau

Kfz-Lorenz äußert Unzufriedenheit über die Ablösezahlung

In dieser Woche erfolgt vor Ort die offizielle Auftragsübergabe zur Errichtung eines Kreisverkehrs samt Unterführung anstelle der ampelregulierten Kreuzung in Prutz an die Baufirma Bodner Bau. Alfred Lorenz äußert Unzufriedenheit über die Ablösezahlung.
19. Juli 2021 | von Von Herbert Tiefenbacher
In Prutz startet großer Kreuzungsumbau<br />
Die Shell-Tankstelle in Prutz muss dem neuen Kreisverkehrs samt Unterführung Platz machen. Im Herbst 2022 heißt es, die Pforten für immer schließen. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Die Reschenstraße B 180 ist insbesondere in den Wintersaisonen von Staus geplagt. Das Problem verschärft sich durch die ampelregulierte Kreuzung in Prutz, und zugleich wurde sie zum Sicherheits-Sorgenkind. Vor über 30 Jahren begann die Gemeinde Prutz immer wieder eine Lösung für diese Kreuzung gebetsmühlenartig zu fordern. Mittlerweile gibt es dafür Pläne. Nicht nur das: Es liegen alle rechtlichen Voraussetzung für die Realisierung eines Projektes vor und nun ist auch das Ausschreibungsverfahren für die Baustelle abgeschlossen. Den Zuschlag erhielt das Bauunternehmen Bodner Bau. Ausgeführt wird ein 920 Meter langes Unterführungsbauwerk, durch das der Durchzugsverkehr direkt, ohne Ampel, in Richtung Nauders bzw. Landeck geführt wird. Darüber kommt ein Kreisverkehr, in den alle anderen Straßen münden. Der Verkehr, der etwa aus Entbruck, Faggen, Fendels und vom Kaunerberg oder aus dem Kaunertal kommt, wird auf die B 180 geleitet. Der Kreisverkehr soll auch Entbruck mit dem Dorfkern verbinden und soll dafür sorgen, dass der Verkehr in den Ort hinein bzw. aus dem Ort heraus abgewickelt werden kann.

VERTEUERUNG. Die Kosten der gesamten Baumaßnahmen belaufen sich auf 31 bis 35 Mio. Euro – sie haben sich mehr als verdoppelt. Die erste Kostenschätzung lag bei 13,5 Mio. Euro. Die Kostensteigerung begründete Robert Zach von der Abteilung Verkehr und Landesstraßen beim Land Tirol so: „Seit der ersten Kostenberechnung sind sechs Jahre ins Land gezogen. Innerhalb dieser Zeit ist das Bauen deutlich teurer geworden. Dazugekommen ist die Corona-Krise, die sich auch negativ ausgewirkt hat. Ein weiterer Grund für die Verteuerung des Vorhabens ist, dass nun zur Sicherung der Baugrube statt der Spundwände überschnittene Bohrpfahlwände verwendet werden.“

AUFTRAGSÜBERGABE. In dieser Woche erfolgt in Prutz die offizielle Auftragsübergabe an die Baufirma Bodner Bau. Dabei werden laut Projektleiter Zach die genauen Details wie Arbeitsvorgänge und deren Reihenfolge besprochen und festgelegt. Als Erstes wird etwa die Zufahrt zum Spar Markt verlegt. Des Weiteren wird auch die bestehende Lärmschutzwand verlegt, um die Belastung durch die Baustelle für die Anwohnern so gering wie möglich zu halten. In der Niederwasserperiode im Winter 2021 wird die Baustraße am Inn errichtet, über die dann der Verkehr umgeleitet wird. Während der Bauphase werden immer zwei Fahrstreifen zur Verfügung stehen. Die voraussichtliche Fertigstellung des neuen Kreisverkehrs samt Unterführung soll im Sommer 2024 erfolgen.

UNZUFRIEDENHEIT. Die allgemeine Zufriedenheit über das neue Kreuzungsbauwerk in Prutz ist hoch. In diesen Chor will allerdings Alfred Lorenz (Inhaber von Kfz Lorenz und Tankstellenpächter) nicht einstimmen. Er muss die Tankstelle im Herbst 2022 schließen. „Wie soll man da zufrieden sein. Die Ablösezahlung, die ich für die Tankstelle bekomme, ist nicht mehr als ein Trinkgeld. Aber mir ist nichts anderes übrig geblieben, als ja zu sagen. Es hat geheißen, weil das Berufungsverfahren vor dem Landesverwaltungsgericht für uns Kläger negativ geendet habe, müsse ich zufrieden sein, mit dem was ich bekomme, sonst werde ich enteignet“, äußerte der Prutzer Unternehmer seine Enttäuschung.

EXISTENZ WIRD GENOMMEN. Enttäuscht ist Alfred Lorenz nicht von Projektleiter Zach, sondern von den Landesvorgaben. Lorenz: „Zu Robert Zach habe ich kein schlechtes Verhältnis. Er tut nur seine Arbeit.“ Nur: Für Lorenz ist das eine bittere Pille: „Mir wird die Existenz genommen. Die Tankstelle ist nämlich mein Hauptgeschäft. Und ich habe schon Pläne für den Neubau der Tankstelle gehabt“, betonte Alfred Lorenz die Tragweite dieser Entscheidung für ihn. Und: Wie der Werkstättenbetrieb weiterhin laufen wird, ist für Lorenz ein großes Fragezeichen. Vor allem deshalb, weil dieser auf Schnellreparaturen ausgerichtet ist und hauptsächlich vom touristischen Reiseverkehr lebt und dieser wird aber künftig durch die neue Unterführung unterirdisch vorbeifahren. Aber, meinte Lorenz, hier gehe es nicht nur um ihn. In der Tankstelle seien vier Arbeitsplätze, aus denen auch seine Frau und sein Bruder ein Einkommen beziehen. „Und diese Arbeitsplätze sind dann weg“, so Lorenz. Die neue Situation würde aber auch seinen Kindern einen Strich durch die Lebensplanung machen.

GUT BEMESSEN. Über die Kritik von Lorenz, sei er überrascht, erklärte Projektleiter Robert Zach der RUNDSCHAU. Denn: „Dass die Ablösesumme als zu gering empfunden wird, ist zwar verständlich, denn es ist immer zu wenig“, so Zach. Aber man habe im besten beiderseitigen Einvernehmen gehandelt. „Uns war die gesamte Problematik bewusst. Wir sind Alfred Lorenz im Rahmen unserer Möglichkeiten dort entgegengekommen, wo wir konnten. Aber es handelt sich hier um Steuergelder, und da haben wir uns an Gesetze zu halten und können keine Geschenke machen. Zudem müssen wird nach dem Grundsatz, alle gleich zu behandeln, vorgehen“, betonte Zach. Zur Ermittlung der Höhe der Ablösezahlung gab die Abteilung Verkehr und Landesstraßen bei einem unabhängigen Sachverständigen ein Bewertungsgutachten in Auftrag. Aus Sicht von Projektleiter Zach ist die Entschädigung für die Tankstelle sehr gut bemessen.
 

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