Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Interne“ vor „Unfall“

30. April 2019 | von Daniel Haueis
In „St. Vinzenz“ wurden im vergangenen Jahr 9053 Operationen durchgeführt, zur Welt gekommen sind 796 Kinder. RS-Foto: Archiv
Primar Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, ärztlicher Direktor im Krankenhaus St. Vinzenz Zams, freut sich über das positive Ergebnis. Foto: Krankenhaus St. Vinzenz Zams
Bgm. Thomas Lutz: „Es ist notwendig, dass 100 Personen Mitglieder der Genossenschaft werden und eine Stammeinlage von 300 Euro bezahlen – nur dann ist das wirtschaftlich.“ RS-Foto: Archiv
Generaloberin Sr. Maria Gerlinde Kätzler: das persönliche und von Wertschätzung getragene Klima des Hauses erhalten RS-Foto: Archiv
Dipl.-KH-Bw. Bernhard Guggenbichler: „Mit dem ‚Haus 3‘ werden die Voraussetzungen geschaffen für ein stationäres Versorgungsangebot in den Bereichen Neurologie und Psychiatrie. Dieses war bisher nicht gegeben im Tiroler Oberland.“ RS-Foto: Archiv
Bgm. Helmut Ladner: „Änderungen zur zukünftigen Entwicklung im Paznaun sind aus unserer Sicht zu begrüßen.“ RS-Foto: Archiv

KH Zams: 215000 ambulante und stationäre Patienten


 

844 vornehmlich weibliche Mitarbeiter hat das Krankenhaus St. Vinzenz in Zams. Sie haben im vergangenen Jahr 190000 ambulante und 25000 stationäre Patienten betreut. Mit dem 2021 abgeschlossenen Ausbau wird das medizinische Angebot erweitert.

 

Von Daniel Haueis

 

Auch wenn’s mitunter ums Leben geht, gibt’s Zahlen – zusammengefasst im Geschäftsbericht 2018 desves St. Vinzenz in Zams: 9053 Operationen wurden im vergangenen Jahr durchgeführt, also rund 25 pro Tag. Am öftesten wird in der Unfallchirurgie, der Chirurgie und in der Gynäkologie/Geburtshilfe zu Skalpell & Co. gegriffen. Die Zahl der ambulanten Patienten hat sich von rund 155000 im Jahr 2014 auf knapp 190000 im vergangenen Jahr erhöht – dazu tragen die Abteilungen Radiologie (48620 Patienten), Unfallchirurgie (37496) und Labor (25645) am meisten bei. Stationäre Aufnahmen gab es 25001: 29 % in der Inneren Medizin, 22 % in der Unfallchirurgie und 17 % in der Chirurgie. Es liegt also auch im tourismusstarken Oberland die „Interne“ vor der „Unfall“. 80 Prozent der Patienten stammen aus Tirol, 18 % aus dem Ausland. Zur Welt gekommen sind in „St. Vinzenz“ 796 Kinder. Das alles bewerkstelligten 844 Mitarbeiter – damit ist „St. Vinzenz“ unter den 30 größten Arbeitgebern in Tirol. Knapp 500 Mitarbeiter stammen aus dem Bezirk Landeck, rund 250 aus Imst. 60 Prozent sind seit mindestens fünf Jahren im Team. Die Gesundheitsbranche ist weiblich: 70 % sind Frauen, lediglich bei den ÄrztInnen sind die Männer in der Überzahl. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie steigert der Orden der Barmherzigen Schwestern nicht nur mit einer Krippe und einem Betriebskindergarten, sondern nun auch mit einem Volksschulhort – er ist lediglich zwei Wochen im Jahr geschlossen. Auch auf (Weiter-)Bildung wird gesetzt, speziell in der hochmodernen „Krankenpflegeschule“, nun „Bildungszentrum St. Vinzenz“.

 

INNOVATIVE OPERATIONSMETHODE. Prominent präsentiert wird im Geschäftsbericht die von Prim. Peter Sandbichler aus Japan „importierte“ Operationsmethode bei Brustkrebs, bei der spezielles körpereigenes Fettgewebe zur Brustwiederherstellung verwendet wird. „St. Vinzenz“ ist eines der wenigen Krankenhäuser in Österreich, die diese an gewisse Voraussetzungen geknüpfte, aber vielversprechende Methode anwendet – bisher wurden knapp 80 Patientinnen auf diese Weise operiert, es gab durchwegs positive Rückmeldungen. Ebenfalls eine Sonderstellung nimmt „Zams“ in puncto Hygiene ein (Auszeichnung mit dem Tiroler Hygienezertifikat). Mit „Lean Care“ wurde ein System eingeführt, das dem diplomierten Pflegepersonal mehr Zeit für den Patienten geben soll. Am Entlassungsmanagement erkennt man, dass auch an die Zeit nach dem Spitalsaufenthalt gedacht wird: Drei Case Manager aus Pflege und Sozialarbeit organisieren die weitere Versorgung.

 

„HAUS 3“. Ein Meilenstein entsteht gerade – das Haus 3, der größte „Brocken“ der knapp 95 Millionen Euro teuren Krankenhauserweiterung. Sieben Stockwerke und knapp 16000 Quadratmeter Fläche stehen zur Verfügung. Dort finden neben der Küche die Psychiatrische Station (Betten), Intensivstationen und OPs, Chirurgische Station und Operative Sonderklasse sowie Ambulanzen (Chirurgie, Schmerz, Gynäkologie, Endoskopie) Platz. „Mit dem ‚Haus 3‘ werden die Voraussetzungen geschaffen für ein stationäres Versorgungsangebot in den Bereichen Neurologie und Psychiatrie. Dieses war bisher nicht gegeben im Tiroler Oberland“, freut sich Dipl.-KH-Betriebswirt Bernhard Guggenbichler. Er und Küchenleiter Erich Waldner achten übrigens auch in anderer Hinsicht auf die Region: Beim Lebensmitteleinkauf (rund 750.000 Euro) wurden mehr als drei Viertel von Unternehmen aus den beiden Bezirken bezogen, für die das Krankenhaus zuständig ist.

 

ABGANG VON 3,8 MILLIONEN. 11,3 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr „verbaut“, heuer sind 13,6 Millionen vorgesehen (weitere zwei Millionen sind für Neu- und Ersatzanschaffungen budgetiert). Ende des Jahres werden dann rund 70 Prozent der Erweiterung geschafft sein, bis 2021 folgen weitere rund 20 Millionen an Investitionen. 12 Millionen Euro betragen übrigens die Forderungen an ausländische Patienten – bekanntlich dauert es oft recht lange, bis dieses Geld eintrifft, was „St. Vinzenz“ deutliche Zwischenfinanzierungskosten verursacht. Für 2018 weist der Geschäftsbericht 79,9 Millionen Euro an Erträgen und 83,7 Millionen Euro an Aufwendungen aus. Der daraus entstehende Abgang von 3,8 Millionen wird vornehmlich von Land Tirol, den 54 Gemeinden in den Bezirken Landeck und Imst und den Barmherzigen Schwestern getragen.

Generaloberin Sr. Dr. Maria Gerlinde Kätzler erinnert im Geschäftsbericht bei all dem Zahlenmaterial an einen besonderen Aspekt des Gesundheitswesens: „Und eines darf bei all der Erneuerung, Modernisierung und den zusätzlichen Kräften nicht in Vergessenheit geraten: Das persönliche und von Wertschätzung getragene Klima des Hauses weiter zu erhalten. Diese Basis der Zusammenarbeit gibt all jenen, die Hilfe suchend zu uns kommen, das Wissen, gut aufgehoben zu sein.“

 

Dipl.-KH-Bw. Bernhard Guggenbichler: „Mit dem ‚Haus 3‘ werden die Voraussetzungen geschaffen für ein stationäres Versorgungsangebot in den Bereichen Neurologie und Psychiatrie. Dieses war bisher nicht gegeben im Tiroler Oberland.“ RS-Foto: Archiv


 

Generaloberin Sr. Maria Gerlinde Kätzler: das persönliche und von Wertschätzung getragene Klima des Hauses erhalten RS-Foto: Archiv


Ausgezeichnete Ausbildung

 

KH Zams in der Facharztausbildung top

 

Das Ärztliche Qualitätszentrum Linz verleiht dem Krankenhaus St. Vinzenz in Zams in Sachen Facharztausbildung den ersten Platz in Tirol, im Österreichranking landet es auf dem sechsten Rang. Wichtigste Faktoren der Bewertung waren Qualität, Umsetzung eines strukturierten Konzeptes und Engagement der Verantwortlichen. Das Krankenhaus St. Vinzenz überzeugte laut Aussendung in allen Punkten und erlangte so die Top-platzierung. Den ärztlichen Direktor Primar Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll freut das Resultat: „Durch regelmäßige interne Evaluierungen ist es uns möglich, unsere Assistenz-ärzte und Assistenzärztinnen auf einem hohen Niveau auszubilden. Das positive Ergebnis verdanken wir vor allem unseren Fach- und Oberärzten und -ärztinnen, die mit Freude und großem Engagement lehren.“ Das gute Klima zwischen Lehrenden und Jungärzten bilde die Basis dafür. Seit über 50 Jahren können Assistenzärzte im Krankenhaus St. Vinzenz Facharztausbildungen absolvieren; sie spezialisieren sich in den Bereichen Anästhesie, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Innere Medizin, Kinder- und Jugendheilkunde, Orthopädie, Radiologie, Unfallchirurgie und bald auch Psychiatrie. Auch die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin und Vertiefungen in vielen Fächern werden in Zams angeboten.

 

Primar Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, ärztlicher Direktor im Krankenhaus St. Vinzenz Zams, freut sich über das positive Ergebnis. Foto: Krankenhaus St. Vinzenz Zams

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