Blaulichtzentrum Schönwies: unübliches Finanzierungsmodell – Umsetzungsphase startet
Nun beginnt für das Blaulichtzentrum Schönwies, in dem Feuerwehr und Bergrettung untergebracht werden, auf dem Standort „Stadler-Areal“ nordwestlich des Ortsteils Oberhäuser die Umsetzungsphase.
Von Herbert Tiefenbacher
Nachdem das bestehende Feuerwehrhaus in die Jahre gekommen ist, wollte man möglichst rasch eine Neubaulösung realisieren, in die die Bergrettung miteinbezogen werden soll. Es kam anders als gedacht: Vor allem die Standortsuche entwickelte sich zu einer langatmigen Angelegenheit: Bereits im Jahr 2016 hatte die Gemeinde Schönwies ein allseits akzeptiertes und passendes Grundstück östlich der M-Preis-Filiale angekauft. Diese Pläne mussten fallen gelassen werden, da aufgrund der nachträglich bekannt gewordenen Ergebnisse einer Inn-Hochwasserwahrscheinlichkeitsuntersuchung das Grundstück derzeit nicht bebaubar ist. Danach ging die Suche weiter. Es wurden mehrere Grundstücke geprüft, doch die Bewertungen im Gemeinderat lagen weit auseinander. Letztlich war aber der Antrag von Bürgermeister Wilfried Fink, ein Blaulichtzentrum auf dem Standort „Stadler-Areal“ zu errichten, nicht nur mehrheitsfähig, sondern wurde von allen Gemeinderatsfraktionen einstimmig angenommen. Das war im Februar 2019. Als Entscheidungsgrundlage diente die vom Landecker Architekten Andreas Pfenniger erstellte Planungsstudie mit acht verschiedenen Projektvarianten. Der Gemeinderat entschied sich für die große Lösung. Das heißt: Errichtet wird ein modernes Blaulichtzentrum, das neben der Feuerwehr auch die Bergrettung beherbergt.
WICHTIGE ENTSCHEIDUNGEN. In der jüngsten Sitzung traf nun der Schönwieser Gemeinderat zwei weitere wichtige Entscheidungen: Die Mandatare segneten einstimmig den Grundstückskauf- und -tauschvertrag zwischen Gemeinde und Familie Richard Stadler ab. Zudem wurde einhellig der Startschuss für die Umsetzung des Blaulichtzentrums beschlossen. Dafür holte man sich mit GemNova professionelle Unterstützung mit ins Boot. GemNova ist ein Unternehmen des Tiroler Gemeindeverbandes. Aufgrund eines beratenden Gesprächs mit einem Vertreter dieses Unternehmens (Klaus Gasteiger, Bürgermeister in Kaltenbach und erfahrener Praktiker) entschied sich der Schönwieser Gemeinderat bei der Finanzierung für eine andere Form als üblich. Konkret bedeutet das, dass die Gemeinde selbst nicht als Bauherr auftritt. Sie stellt für die Errichtung des Blaulichtzentrums einem öffentlichen Bauträger das Grundstück unter Einräumung eines Baurechtes über 50 Jahre zur Verfügung. Nach Ablauf des Baurechtsvertrags geht das Eigentum an dem Gebäude an die Gemeinde über. Für die „Benützung“ des Gebäudes bezahlt die Gemeinde jährlich eine Miete. Diese wird auf Basis der Herstellungskosten berechnet. Die Hauptvorteile dieses Finanzierungsmodells liegen laut Bürgermeister Fink darin, dass sich die Gemeinde, wenn sie Parallelprojekte laufen hat, mit dieser Form finanziell leichter tut. „Zudem hat die Kommune die Finanzierung besser im Griff, als wenn das Bauvorhaben am freien Markt finanziert wird“, so Fink.
START DER ANGEBOTSPHASE. Jetzt soll ein zweistufiges Vergabeverfahren folgen. Zuständig dafür ist GemNova. Im März startet die Angebotsphase. Der Bieterkreis ist eingeengt auf die öffentlichen Bauträger in Tirol. Diese haben ein Angebot und Konzept zu legen. Ihnen wird als Unterlage die Planungsstudie von Architekt Pfenniger zur Verfügung gestellt. Angebotsvorgabe ist das in Übereinstimmung mit den Nutzern zusammengestellte Raum- und Funktionsprogramm. Hier wird vor allem das Engagement von FF-Kommandant Herbert Traxl hervorgehoben. Der Auftrag umfasst des Weiteren die Finanzierung, die gesamte technische und kommerzielle Abwicklung des Bauvorhabens einschließlich der Projektleitung. Der Richtwert für die Herstellungskosten beträgt 3,5 Millionen Euro plus 150.000 Euro Projektreserve. Die Zuschlagsentscheidung ist für August/September geplant.