Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

„Man weiß nicht, was kommt“

50 Deponien und 50 Zwischenlager im Bezirk Landeck – Standortsuche schwierig

Deponien und vor allem Zwischenlager samt Aufbereitung sorgen immer wieder für Widerstand der betroffenen Bevölkerung. Derzeit gibt’s jeweils rund 50 davon im Bezirk. Ob’s mehr sein müssen, hängt von Naturkatastrophen ab.
26. Oktober 2020 | von Daniel Haueis
„Man weiß nicht, was kommt“<br />
Manuel Wolf: „Im Moment geht’s, aber die Lage kann sich innerhalb von zehn Minuten verschärfen.“ RS-Foto: Archiv
Von Daniel Haueis

Die letzten Fälle abfallrechtlicher Genehmigungsverfahren mit Widerstand aus der Bevölkerung sind nicht lange her und hätten z.B. Strengen oder Fließ betroffen. Nun ist in Kappl die betroffene Bevölkerung auf die Barrikaden gegangen: Am Donnerstag der Vorwoche sollte in Nederle/Ulmich ein Verfahren nach dem Abfallwirtschaftsgesetz stattfinden. Geplant war dort eine Zwischenlager- und Manipulationsfläche; also eine Aufbereitung von Aushub, Bauschutt u.ä., wobei Wurfgatter und Brechanlagen laut Kundmachung wochentags von 6 bis 19 Uhr und samstags von 6 bis 15 Uhr zum Einsatz kommen sollten. Die Jahresumschlagmenge liegt bei 18000 Tonnen. David Rudigier und viele weitere Kappler haben sich massiv gegen das Projekt ausgesprochen, vor allem aus Ulmich, Nederle, Sinsen und Sinsnerau. Bgm. Helmut Ladner hat eine Unterschriftenliste gegen das Projekt erhalten, auch eine Petition wurde an ihn gerichtet, die für solche Vorhaben wohl paradigmatisch ist – kritisiert werden etwa ein hohes Lkw-Verkehrsaufkommen an der Ortszufahrt, eine dauernde Lärmbelästigung für Anwohner sowie Gäste, unzumutbare Betriebszeiten, eine ständige Verschmutzung der Zufahrtsstraße sowie eine erhöhte Staubemission durch den Betrieb der Anlage. „Wir sind nahezu alle Vermieter im Tourismus und befürchten durch die Ansiedelung eines solchen Betriebes Einbußen in der Vermietung sowie eine Wertminderung unserer Häuser und Grundstücke. Auch stellt das Projekt eine weitere Verschlechterung unserer Naherholungsmöglichkeiten dar“, heißt es in der Petition. Schluss-endlich fand die Verhandlung gar nicht statt – die Gemeinde hat eine Zustimmungserklärung zurückgezogen, wonach von der beantragenden Firma Gemeindegrund in Anspruch genommen werden kann. Mag. Manuel Wolf, Leiter der Abteilung Umwelt & Anlagen der BH Landeck, hat das Verfahren daraufhin abgesagt.

ES GEHT, DAS KANN SICH ABER SCHNELL ÄNDERN. „Es ist der anhaltende Trend … Die Nachfrage und der Bedarf sind seit Jahren gleich“, sagt Manuel Wolf – Unternehmen im Bezirk sind einfach auf der Suche nach Flächen, die als Deponie verwendbar sind (dort wird das Material „endgelagert“). Für Zwischenlager samt Aufbereitung (hier wird das Material „wiederverwertet“) gilt dies in abgeschwächter Form. Von beiden Arten – Deponie und Zwischenlager/Aufbereitung – gibt es derzeit jeweils rund 50 im Bezirk Landeck. „Im Moment geht’s, aber die Lage kann sich innerhalb von zehn Minuten verschärfen“, sagt Manuel Wolf. Von den etwa 50 Deponien ist gut ein Viertel für Naturereignisse reserviert – wenn also ein Bach wieder einmal viel Geschiebe mitbringt o.ä., wird dies auf eine von 14 reservierten Deponien transportiert. Zehn davon sind in Gemeindebesitz. Die Suche nach Standorten ist schwierig: Naturschutz, Geografie, aber auch Nachbarschaftsschutz u.v.a.m. sind Kriterien, die Deponien wie Zwischenlager gleichermaßen erfüllen müssen. „Je rauer die Täler, desto schwieriger die Suche“, sagt Wolf – im Paznaun etwa sei es schwieriger als im Obergricht, passende Flächen zu finden. Benötigt werden sie aber natürlich überall. Derzeit passt’s: „Die Deponien sind gut verteilt über den Bezirk“, sagt Wolf. Aber: „Man weiß nicht was kommt“ – und auch nicht, wo.
 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben