Landecks RK-Bezirksstellenleiter Klimmer im Gespräch
Blaulicht-Organisationen wie das Rote Kreuz haben wegen der Corona-Krise eine sprunghaft erhöhte Arbeitsintensität. Wie es im Bezirk Landeck diesbezüglich aussieht, erklärt der Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes, Dr. Christian Klimmer.
Von Albert Unterpirker
RUNDSCHAU: Wie stark ist das Rote Kreuz im Bezirk Landeck derzeit gefordert, was ist der Status quo?
Christian Klimmer: Im Moment sind wir sehr stark gefordert, wir haben viele verschiedene Aufgaben zu bewältigen. Wir müssen auch den regulären Dienstbetrieb aufrechterhalten, zudem gibt es abseits der Corona-Krise sehr viele Versorgungsdinge. Außerdem macht ein Team von uns die Abstriche bezüglich Corona-Infektionen und nebenbei nimmt „Essen auf Rädern“ zu, weil wir die alten Personen nun mehr zu Hause versorgen müssen. Aber trotzdem läuft es gut, und wir sind an und für sich gut aufgestellt – wir können derzeit auch alles planmäßig versorgen.
RS: Wie läuft ein Rettungseinsatz in Zeiten der Coronakrise ab?
Klimmer: Vorweg: Unsere Ortsstellen wie in St. Anton und in Ischgl sind natürlich weiterhin besetzt – dort gibt es selbstverständlich zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Auch bei einer Rettungsfahrt gibt es spezielle Sicherheitsmaßnahmen, das heißt: Der Sanitäter sitzt hinten und bleibt hinten und dieser Sanitäter ist mit Schutzausrüstung ausgestattet. Der Fahrer vermeidet den Patientenkontakt so gut es geht, muss sich aber auch – wenn es sein muss – in Schutzkleidung begeben. Auch das funktioniert wirklich gut. Wir tun derzeit alles, was wir tun können. Die gute Nachricht ist, dass die Versorgung der Bevölkerung durch das Rote Kreuz derzeit uneingeschränkt aufrecht ist.
RS: Auch die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Zams funktioniert?
Klimmer: Diese Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet, wir helfen uns gegenseitig aus, wo es zum Aushelfen ist. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei, der Bezirkshauptmannschaft und der Feuerwehr funktioniert meiner Ansicht nach ausgezeichnet. Alle Einsatzorganisationen arbeiten zusammen, wir kennen uns gegenseitig, haben kurze Wege.
RS: Wieviel Zivildiener sind derzeit im Einsatz?
Klimmer: Grobe Schätzung, es sind derzeit 35 Zivildiener im Einsatz, die alle – wie auch die Freiwilligen – fleißig und brav Dienst machen. Das ist nicht selbstverständlich in solch einer Situation.
RS: Welche Appelle seitens des Rotes Kreuzes gibt es? Was man hört, gibt es einen Engpass bei Blutspenden?
Klimmer: Beim Blutspenden wird es sicher problematisch werden, auch weil viele Leute wegen der Quarantäne nicht mehr vor die Haustüre gehen. Bitte helfen, wo es zu helfen geht!
RS: Bezüglich „Team Tafel Österreich“ und Kriseninterventionsteam – gibt es für diese Organisationen nun spezielle Anweisungen?
Klimmer: Generell ist festzuhalten, dass es in allen Bereichen viel mehr zu tun gibt. Das Kriseninterventionsteam hat die Vor-Ort-Besuche aber eingestellt und macht nun das, was geht, von zu Hause aus telefonisch und leistet somit Hilfestellung. „Essen auf Rädern“ läuft wie gesagt, die Anzahl der Mitarbeiter, die das Essen austeilen, hat man reduziert, um zu verhindern, dass es zu vermehrten Kontakten kommt. Auch hier helfen uns die Zivildiener. Der „Kleiderladen“ (in Zams) ist natürlich geschlossen, die „Tafel Österreich“ ist normal geöffnet, das versuchen wir aufrechtzuerhalten – um auch Leute zu versorgen, die finanziell bedürftig sind.
RS: Wie läuft es in Ihrer Arztpraxis (in Pettneu)?
Klimmer: Die Leute sind diszipliniert. Es kommen nur Leute, die wirklich ein Problem haben. Wir haben neben unserer normalen Ordination eine Infektionssprechstunde eingerichtet, wo wir versuchen, Leute ohne Infektion von Leuten mit Infektionen zu trennen.
RS: Ihre persönliche Arbeitsintensität wird sich auch extrem erhöht haben, wie geht es ihnen mit diesen Herausforderungen?
Klimmer: Wir wissen alle, dass das nun Ausnahmesituationen sind, und wir wissen auch, dass wir in dieser Situation alle zusammenhelfen müssen. Der Appell vom Roten Kreuz ist, dass die Leute besonnen und vernünftig reagieren, die gesetzten Maßnahmen ernst nehmen und den Anweisungen der Behörden folgen sollen.
RS: Danke für das Gespräch (es fand am 19. März statt).