Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Nach gut 70 Jahren

Ostergrab in der Pfarrkirche Flirsch wieder aufgestellt

Verstaubt und vergessen: Unter allerlei Gerümpel wurden einige Kulissen des Flirscher Ostergrabes vor wenigen Jahren im Dachboden des Widums wiederentdeckt. Nun ist das Heilige Grab fertig restauriert und Besucher können es das erste Mal nach rund 70 Jahren wieder in der Pfarrkirche bestaunen.
11. April 2022 | von Von Christina Hötzel
Nach gut 70 Jahren<br />
Noch steht es unbeleuchtet und leer da. Zu den Osterfeiertagen erstrahlt das restaurierte Flirscher Ostergrab aber wieder in altem Glanz. RS-Foto: Hötzel
Von Christina Hötzel

Obwohl das Grab vom Hochaltar zum Seitenaltar weichen musste, ist es mit seinen beleuchteten Osterkugeln und Kulissen nach wie vor beeindruckend. Erinnern können sich sowieso nur noch die wenigsten Gemeindemitglieder an sein genaues Erscheinungsbild, da es das letzte Mal etwa zur Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgestellt wurde. Laut Erzählungen war damals der gesamte Altarraum mit den aufwändigen, farbenfrohen Kulissen ausgefüllt. Alte Fotos gibt es wohl keine mehr. Das Heilige Grab stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Auf Beschluss des Pfarrkirchenrates wurde es nach seiner Wiederentdeckung zum Restaurieren gegeben. Die Arbeiten führte Restaurator Stefan Pichler, selbst aufgewachsen in Flirsch, in diesem Jahr durch. Großzügig unterstützt wurde das Projekt von der Landesgedächtnisstiftung.

GRABLEGUNG UND AUFERSTEHUNG. Der Brauch der Ostergräber stammt schon aus dem 17. Jahrhundert und sollte den Kirchenbesuchern das wichtigste Ereignis des christlichen Glaubens veranschaulichen. Um das Grab Christi herum findet man wie in einer „Grabeskapelle“ eine fantasievolle Kulissenlandschaft. Ab Karfreitag wird der Leichnam Christi sichtbar ausgestellt. Wohl wurde einst am Hochaltar mit einer mechanischen Vorrichtung auch der auferstandene Christus publikumswirksam aus dem Grab hochgezogen.

VOM OFF WIEDER AUF DIE BÜHNE. „Vor und nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurden viele Gräber nicht mehr aufgestellt, viele sogar zerstört oder wie in Flirsch weggeräumt und vergessen. Das resultierte aus dem Wunsch nach Erneuerung der Kirche abseits des barocken Glanzes“, erklärt Karl C. Berger, Leiter des Volkskunstmuseums Tirol, der mit Pfarrer Norbert Jakab, August Juen, Thomas Zangerl, Roland Wechner und Christian Wechner den Entschluss zur Restaurierung getroffen hatte. Heute bildet das Grab wieder einen Mittelpunkt in der vorösterlichen Mystik in vielen Kirchen, da ein Umkehrtrend zum Erhalt der Kostbarkeiten eingesetzt hat. Für den künftigen Auf- und Abbau sorgt die Schützenkompanie Flirsch unter Hermann Huter. Karl C. Berger ist hocherfreut: „Verstaubt und vergessen lagen die erhaltenen Kulissen des Hl. Grabes lange Jahrzehnte im Dachboden des Widums. Nun hat Flirsch wieder etwas Charakteristisches aus seiner Kulturgeschichte zurückbekommen. Es ist etwas Einzigartiges für die Gemeinde und neuer-alter Mittelpunkt der Osterfeier“, betonte Berger.
Nach gut 70 Jahren<br />
Pfarrkirchenrat August Juen (l.) und Stefan Pichler in der Werkstatt in Innsbruck. Foto: Karl C. Berger

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